Siegfried Küttler: Gottes Spuren auf meinem Lebensweg
Verfasst: Do 11. Aug 2011, 23:53
Hat schon jemand das Buch gelesen?
http://www.concepcion.de/?id=verlag&id2 ... ook=644076
http://www.concepcion.de/?id=verlag&id2 ... ook=644076
Die Brüderbewegung in Geschichte und Gegenwart
https://forum.bruederbewegung.de/
Ich denke nicht, dass die Spaltungen ursächlich irgendetwas mit der Wende zu tun hatten. In der "AV" gab es ja mindestens seit den 1980er Jahren Spannungen (WB, WJO usw.), und diese eskalierten nun einmal Mitte der 1990er Jahre. Hätte die DDR damals noch existiert, hätten sich die dortigen Versammlungen ebenfalls entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen wollen - so wie es die Versammlungen weltweit tun mussten. Da WJO in der DDR gern gesehen war (er wird in Küttlers Buch mehrmals erwähnt), hätten sich die meisten Versammlungen vielleicht zunächst für seine Seite entschieden; aber ob es alle getan hätten und eine Spaltung so verhindert worden wäre, muss doch bezweifelt werden (schließlich gab und gibt es auch im Osten "fromme Eiferer" - ich erinnere nur an Hammerbrücke). Bei aller berechtigten Kritik an den "Wessis", die nach der Wende in den Osten zogen und die dortigen Versammlungen beeinflussten, erscheint es mir doch etwas zu billig, ihnen die alleinige Schuld zuzuschieben.Gerrit Alberts hat geschrieben:Das Buch endet mit einer erschütternden Beschreibung der Spaltungen, die nach der politischen Wende unter dem Einfluss von frommen Eiferern aus dem Westen die Versammlungen heimsuchten. [...] Man legt das Buch nachdenklich aus der Hand – mit der bitteren Erkenntnis, dass 40 Jahre Kommunismus nicht solche verheerenden Auswirkungen auf die Gemeinden hatten wie die notvollen Auseinandersetzungen nach der Wende.
Im Kern möchte ich deiner Einschätzung beipflichten, Michael.schneid9 hat geschrieben:Ich denke nicht, dass die Spaltungen ursächlich irgendetwas mit der Wende zu tun hatten. In der "AV" gab es ja mindestens seit den 1980er Jahren Spannungen (WB, WJO usw.), und diese eskalierten nun einmal Mitte der 1990er Jahre. Hätte die DDR damals noch existiert, hätten sich die dortigen Versammlungen ebenfalls entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen wollen - so wie es die Versammlungen weltweit tun mussten. Da WJO in der DDR gern gesehen war (er wird in Küttlers Buch mehrmals erwähnt), hätten sich die meisten Versammlungen vielleicht zunächst für seine Seite entschieden; aber ob es alle getan hätten und eine Spaltung so verhindert worden wäre, muss doch bezweifelt werden (schließlich gab und gibt es auch im Osten "fromme Eiferer" - ich erinnere nur an Hammerbrücke). Bei aller berechtigten Kritik an den "Wessis", die nach der Wende in den Osten zogen und die dortigen Versammlungen beeinflussten, erscheint es mir doch etwas zu billig, ihnen die alleinige Schuld zuzuschieben.
... frage ich mich: Woher weiß er das? Kennt er die damalige Lebenssituation unter stalinistisch-diktatorischen Bedingungen wirklich so gut, um Einzelheiten in Küttlers Schilderungen hinsichtlich "großer Ehrlichkeit" einschätzen zu können?Gerrit Alberts hat geschrieben:Diese Lebensbeschreibung zeichnet sich durch eine große Ehrlichkeit [...] aus [...]
Nun bin ich ja selbst in der DDR aufgewachsen (Jahrgang '62) und die damaligen Lebensumstände unter stalinistisch-diktatorischen Bedingungen, sind mir noch in lebhafter Erinnerung.Siegfried Küttler hat geschrieben:Als ein neuer Parteisekretär zu uns kam, der vorher Offizier bei der Nationalen Volksarmee gewesen war, bemühte er sich, uns alle für die "Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft" (DSF *) zu werben. Ich hatte meine biblischen Gründe, dieser Organisation unter gar keinen Umständen beizutreten. Das hatte ich nicht nur ihm, sondern auch meinen Mitarbeitern klar gemacht. Trotz meiner eindeutigen Absage suchte er alle Mitarbeiter meiner Brigade unter Tage während meiner Abwesenheit auf und erklärte jedem, ich sei jetzt doch eingetreten und sie sollten ebenfalls alle unterschreiben. Nachdem sie dann unterschrieben hatten, schnappte die Falle zu. In die DSF konnte man nämlich wohl ein- aber schwerlich wieder austreten. Meine Leute waren entrüstet, dass man sie belogen und so raffiniert hinters Licht geführt hatte. Doch an dem Tatbestand war nichts mehr zu ändern. Dass ihm diese List ausgerechnet bei meiner Brigade gelungen war, hat dem Parteisekretär sicher Lorbeeren eingebracht. Wir waren also eine sozialistische Brigade der deutsch-sowjetischen Freundschaft, deren Brigadier nicht in der DSF war, und erhielten den verpflichtenden Namen des russischen Dichters Maxim Gorki [...]
Es musste auch ein Brigadevertrag erstellt werden. Das darin festgelegte, anzustrebende Ziel war: "Sozialistisch arbeiten, sozialistisch lernen und sozialistisch leben". - - - Siegfried Küttler, Gottes Spuren auf meinem Lebensweg, Hammerbrücke, 2011, ISBN: 978-3-86716-076-6, S. 125-126
Und wie stets für solche politisch vereinnahmenden, indoktrinierenden Massenorganisationen üblich, die verordneten Pflichten der Mitglieder:Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft entfaltet zur Erfüllung iher Aufgaben eine lebensnahe, überzeugende und breite Schichten der Bevölkerung erfassende politisch-ideologische Arbeit. Sie erläutert die Lebensnotwenigkeit der unverbrüchlichen Freundschaft, des brüderlichen Bündnisses der DDR mit der UdSSR und propagiert die Rolle der Sowjetunion als Pionier des Menschheitsfortschritts. Sie informiert über den kommunistischen Aufbau in der UdSSR und verbreitet die grundlegenden Erfahrungen und allgemeingültigen Lehren der sozialistischen Revolution in der Sowjetunion [...], konzentriert ihre politisch-ideologische Arbeit vorrangig auf die Entwicklung des sozialistischen Patriotismus und des proletarischen Internationalismus [...], widmet ihre besondere Aufmerksamkeit der Mitwirkung an der Erziehung der jungen Generation der DDR zur tiefen Liebe zu ihrem sozialistischen Vaterland, zum Lande und zur Partei Lenins [...] Sie trägt dazu bei, die junge Generation zu befähigen, sich für die Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Sowjetunion politisch zu entscheiden. Sie erschließt ihr das moralische Antlitz des Sowjetmenschen, des tatkräftigen Erbauers des Kommunismus und unermüdlichen Kämpfers für das Glück der Menschheit. Sie wirkt dabei eng mit dem sozialistischen Jugendverband der DDR, der Freien Deutschen Jugend, und der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" zusammen [...] - - - aus dem Text vom Mai 1978
Wie alle anderen politischen Organisationen in der DDR, diente auch diese Gesellschaft lediglich als "Transmissionsriemen", um die ideologische Gleichschaltung der Bevölkerung entsprechend den Zielen der "revolutionären Partei der Arbeiterklasse" - SED - zu gewährleisten.[...]
3. Jedes Mitglied ist verpflichtet, die Beschlüsse der Gesellschaft anzuerkennen und an deren Durchführung mitzuwirken, am Leben der Organisation teilzunehmen und ihre ideologische und organisatorische Geschlossenheit zu wahren und zu festigen.
Es tritt für die unverbrüchliche Freundschaft, Zusammenarbeit und das brüderliche Bündnis mit der Sowjetunion ein [...]
"Hammer und Sichel" waren jedoch den sowjetischen Genossen als Insignien der Macht von Arbeiter- und Bauernschaft vorbehalten.Gerrit Alberts hat geschrieben:[...] Zum anderen ist es ein interessantes Zeit- und Geschichtsdokument über die Christen – speziell die Gläubigen in den „Christlichen Versammlungen“ – unter Hammer und Sichel.
Wer hat behauptet, dass es unmöglich war, wieder auszutreten? Und dass es mit Beschwerden verbunden war hast Du ja bestätigt. Warum hätten die ungläubigen Kollegen sich das antun sollen? Und Tatbestand war, dass mit dem Eintritt der Kollegen eine Brigade der DSF geschaffen war, das hätten die Genossen sich (selbst wenn einige ausgetreten wären) bestimmt nicht nehmen lassen.Küttlers Behauptungen, wie
- "die Falle schnappte zu",
- "man konnte schwerlich wieder austreten",
- "an dem Tatbestand war nichts mehr zu ändern",
müssen als peinliche, absurde Lügen abgewiesen werden.
Stimmt, aber ich habe sie erst vor 3 oder 4 Wochen zur Kenntnis genommen. Erst daraufhin habe ich überhaupt das Buch besorgt und gelesen. Und meine Kritik zielt primär auf Äußerungen im Buch.embe hat geschrieben:[...]
der Link zu den Rezensionen wurde hier am 2.10. veröffentlicht [...]
Stimmt auch.embe hat geschrieben:Wie aus diesem und anderen Foren bekannt, fällt es Dir nicht schwer, Dich mit schriftlichen Veröffentlichungen in einer recht kurzen Zeit auseinanderzusetzen.
Deine Schlussfolgerungen sind mehrfach nicht zutreffend:embe hat geschrieben:Dennoch benötigst Du jetzt über 2 Monate, um dann "zufällig" kurz nach Deinem ersten Angriff auf genannten Bruder in einem anderen Thread hier nochmal nachzutreten. Ist das wirklich nötig?
Siegfried Küttler behauptet, „man konnte schwerlich wieder austreten“, „an dem Tatbestand war nichts mehr zu ändern“ etc.embe hat geschrieben:Auch inhaltlich bringen Deine Einlassungen keine neuen Erkenntnisse.
Du schreibst:
Küttlers Behauptungen, wie
- "die Falle schnappte zu",
- "man konnte schwerlich wieder austreten",
- "an dem Tatbestand war nichts mehr zu ändern",
müssen als peinliche, absurde Lügen abgewiesen werden.
Wer hat behauptet, dass es unmöglich war, wieder auszutreten?
An dieser Stelle sollten wir um der Gerechtigkeit willen besser beim Konjunktiv bleiben: Es konnte durchaus mit „Beschwerden“ verbunden sein. In der Regel war es so, in manchen Fällen blieb es belanglos. Es kam ja vor allem darauf an, ob und welche Karriere der Betroffene anstrebte.embe hat geschrieben:[...] Und dass es mit Beschwerden verbunden war hast Du ja bestätigt.
Was denn „antun“?embe hat geschrieben:[...]Warum hätten die ungläubigen Kollegen sich das antun sollen?
„Hätte“ und „wenn“ ... es bleibt müßig, darüber zu spekulieren.embe hat geschrieben:Und Tatbestand war, dass mit dem Eintritt der Kollegen eine Brigade der DSF geschaffen war, das hätten die Genossen sich (selbst wenn einige ausgetreten wären) bestimmt nicht nehmen lassen.
Noch einmal: Siegfried Küttler behauptet, „man konnte schwerlich wieder austreten“, „an dem Tatbestand war nichts mehr zu ändern“ etc. – das sind Lügen. Wir hatten ihm damals, d.h. vor ca. 25 Jahren unmissverständlich bewiesen, dass man ohne weiteres und auf schnellstem Weg solche Organisationen verlassen konnte und ein solcher „Tatbestand“ somit von heute auf morgen zu ändern war.embe hat geschrieben:So schnell solltest Du einen langjährigen Diener des HERRN, der viel Mut bewiesen hat, nicht der Lüge bezichtigen.
Hier der Abschnitt im größeren Kontext:embe hat geschrieben:Überhaupt, lies doch mal 1. Kor. 6, 5-6 (dies ist ein öffentliches Forum)
In diesem Abschnitt geht es um zivilrechtliche Streitigkeiten unter Gläubigen vor einem weltlichen Gericht. Mit unserer Sache hier, hat dies nichts zu tun.Paulus im 1. Korintherbrief hat geschrieben:5:12 Denn was habe ich die zu richten, die draußen sind? Ihr, richtet ihr nicht die, die drinnen sind?
13 Die aber draußen sind, richtet Gott; tut den Bösen von euch selbst hinaus.
6:1 Darf jemand unter euch, der eine Sache gegen den anderen hat, vor den Ungerechten rechten und nicht vor den Heiligen?
2 Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr unwürdig, über die geringsten Dinge zu richten?
3 Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden, geschweige denn Dinge dieses Lebens?
4 Wenn ihr nun über Dinge dieses Lebens zu richten habt, so setzt diese dazu ein, die gering geachtet sind in der Versammlung.
5 Zur Beschämung sage ich es euch. So ist nicht ein Weiser unter euch, der zwischen seinen Brüdern zu entscheiden vermag?
6 Sondern es rechtet Bruder mit Bruder, und das vor Ungläubigen!
7 Es ist nun schon überhaupt ein Fehler an euch, dass ihr Rechtshändel miteinander habt. Warum lasst ihr euch nicht lieber unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?
8 Aber ihr tut unrecht und übervorteilt, und das Brüder!
(1Kor 5:12-6:8 - EL3 = Elberfelder 2003)
Übrigens ist auch die Bibel ein “öffentliches” Buch.Paulus im 1. Korintherbrief hat geschrieben:5:12 Weshalb sollte ich denn über Außenstehende zu Gericht sitzen? Ihr richtet ja nicht einmal die, die zur Gemeinde gehören.
13 Über die draußen wird Gott Gericht halten. Schafft also den Bösen aus eurer Mitte weg!
6:1 Wenn jemand von euch mit einem Gläubigen Streit hat, wie bringt er es dann fertig, vor das Gericht der Ungläubigen zu gehen, anstatt sich von den Heiligen Recht sprechen zu lassen?
2 Wisst ihr denn nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch sogar die Welt gerichtet wird, seid ihr dann nicht zuständig für solche Bagatellen?
3 Wisst ihr nicht, dass wir sogar über Engel zu Gericht sitzen werden? Wie viel mehr dann über die Dinge des täglichen Lebens?
4 Wie könnt ihr nur bei diesen alltäglichen Dingen solche Menschen über euch Recht sprechen lassen, die in der Gemeinde nichts gelten?
5 Ihr solltet euch schämen! Gibt es denn keinen unter euch, der weise genug ist, um ein unparteiisches Urteil zwischen Brüdern fällen zu können?
6 Stattdessen zieht ein Bruder den anderen vor Gericht - und das vor Ungläubigen!
7 Es ist schon schlimm genug, dass ihr überhaupt Rechtshändel miteinander austragt. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber benachteiligen?
8 Stattdessen tut ihr selbst Unrecht und benachteiligt andere - und das unter Brüdern!
(1Kor 5:12-6:8 - NE2 = Vanheiden)
Wie kommst du auf „linientreuen Nachwuchsfunktionär“?embe hat geschrieben:Und lass es Dich, als ehemals linientreuen Nachwuchsfunktionär nicht ärgern, wenn jemand aus der alten Bundesrepublik Hammer und Sichel mit dem DDR-Emblem verwechselt, die obere Leitung saß sowieso in Moskau.
Für mich brachte das durchaus enorme Erkenntnisse. Dieser Küttler gehörte jahrzehntelang einer Glaubensbewegung an, in der man sich von anderen Gläubigen absonderte, weil sie angeblich falsche "kirchliche Grundsätze" verfolgten, während gleichzeitig die Mitgliedschaft in marxistischen und damit radikal atheistisch-antichristlichen Organisationen geduldet wurde.embe hat geschrieben: Auch inhaltlich bringen Deine Einlassungen keine neuen Erkenntnisse.