Holzwurm hat geschrieben:Immer wieder kollidierten diese zwei Welten miteinander, zumal ich grundsätzlich nach vorne, in die Zukunft ausgerichtet war, als Kind der Wirtschaftswunderjahre im westlichen Deutschland. In dieses meinem Empfinden nach, das Leben, insbesondere was mein eigenes Leben anbelangte, konnte ich diese zwei Welten einfach nicht in Einklang bringen.
An sich ist das ja gar nicht so unnormal, dass man diese 2 Welten nicht miteinander in Einklang bringen kann. Die hebräischen Kinder konnten das Leben in Ägypten womöglich auch nicht mit ihren Familienleben in Einklang bringen und Paulus hat die ihm umgebende Welt nicht nur nicht in Einklang mit sich gebracht, sondern es "frür Dreck geachtet". Und damit meinte er nicht die Anfeindung und den Gegenwind dem man als Christ zuweilen begegnet sondern die angenehmen Dinge. Durchgängig gibt es in der Bibel Personen und -gruppen, die ebenfalls hin und hergerissen waren zwischen diesen "zwei Welten". Elia fragte das Volk wie lange sie noch "auf beiden Beinen hinken" wollten und auch ein Mose hat sich in jungen Jahren einmal konseuent für eine der beiden Welten entschieden "und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens" Hebr 11,23 ff.
Ferner darf man wohl festhalten, wer als bibelgläubiger und aufrichtiger Christ heute leben will - und dabei ist die Gemeindefrage völlig egal - gehört einfach (irgendwann einmal) zu den "ewig Gestrigen". Den meisten hier Schreibenden ist ja nun wohl bewusst, dass die "beiden Welten" arg divergieren, dass heißt sich fremd sind und mehr und mehr auseinanderlaufen. Es dauert vielleicht noch ein paar Generationen und man gehört zu den "ewig Gestrigen" wenn man in einer Ehe die Silberhochzeit erreicht hat oder man überhaupt noch heiratet.
Ich würde allerdings - wie Holzwurm hier anmerkt - durchaus des jeweiligen Jahrzehnts und seiner gesellschaftlichen Strömung Beachtung schenken wollen. Von der Nachkriegszeit konkret habe ich keine Ahnung aber ich weiß, dass in den 70ern, die gesellschaftliche Strömung der Kleidung, Haare und Lebensstil auch sehr mit der Auffassung denen der gläubigen Jugend und ihren Häusern divergierte. Ich denke damals waren junge gläubige und bibeltreue Frauen vielleicht auch mit jeden Tag Rock, deutlich "ewig gestriger" als heute. Zumindest glaube ich nicht, dass ein Rock heute an sich noch derart auffällig ist in unserer Gesellschaft wie damals.
Aufgrund des gesellschaftlichen Widerstands der Jugend in den 70ern gegen alles elitäre und autoritäre gab es gewiss in den Gemeinden (auch AV) einige lehrmäßigen Auswüchse um der "weltlichen" Strömung entgegenzusteuern, die ihre unverständlichen Blüten trieb und folglich war die Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Kleidung unter Gläubigen eine intensivere und auch reizbarere als heute.
Darüberhinaus ist das "ewig Gestrigsein" auch nicht unbedingt nur ein Verhalten der "AVler". Ich sehe regelmäßig einen evangelistischen Literatur-Stand und einen gemischten Chor aus jungen Leuten (ca. 17-30), die mit AV und NV überhaupt nichts am Hut haben sondern aus irgendeiner mir unbekannten "pfingstlerischen Ecke" kommen und öffentlich in unserer Stadt Lieder singen und deutlich das Evangelium weitersagen und -geben und alle Teilnehmer
innen dieser Einsätze tragen Rock und langes Haar!!
Freundlichst. Felix