Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Liebe Geschwister,
mich würde mal interessieren, welche(n) Ursprung bzw. Herkunft die übliche Sitzordnung von Brüdergemeinden hat.
Ich meine damit nicht nur das Getrenntsitzen von Brüdern und Schwestern, sondern auch, dass die Stühle der Brüder zu beiden Seiten des Brüdertischs gestellt werden, sodass sich die Brüder gegenüber sitzen und in die Augen schauen.
Weiß jemand mehr darüber, hat jemand eine plausible Erklärung? Äußern sich vielleicht die "Väter" in der einschlägigen Literatur (CW, BT, BdH, etc.) dazu?
Vielen Dank für eure Antworten
Herzliche Grüße
levi
mich würde mal interessieren, welche(n) Ursprung bzw. Herkunft die übliche Sitzordnung von Brüdergemeinden hat.
Ich meine damit nicht nur das Getrenntsitzen von Brüdern und Schwestern, sondern auch, dass die Stühle der Brüder zu beiden Seiten des Brüdertischs gestellt werden, sodass sich die Brüder gegenüber sitzen und in die Augen schauen.
Weiß jemand mehr darüber, hat jemand eine plausible Erklärung? Äußern sich vielleicht die "Väter" in der einschlägigen Literatur (CW, BT, BdH, etc.) dazu?
Vielen Dank für eure Antworten
Herzliche Grüße
levi
Re: Traditionielle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Einen Beleg daür habe ich auch nicht.
Allerdings haben wir bei uns aus gegebenem Anlass die verschiedensten Sitzordnungen ausprobiert. Unter der Voraussetzung dass man
1.) eine getrennte Sitzordnung von Schwestern und Brüdern (die ja früher nicht nur in Brüderversammlungen sondern wohl auch ganz allgemein üblich war) beibehalten will und
2.) nicht zwischen den Stunden der Wortverkündigung und dem Zusammenkommen zum Brotbrechen jeweils umräumen und die Stühle oder Bänke anders anordnen möchte
hat sich bei uns bei allen Experimenten die "klassische" Sitzordnung eindeutig als die tatsächlich praktikabelste Lösung ergeben. Jedenfalls in einer etwas größeren Versammlung. In kleinen Hausversammlungen sind sicherlich auch andere Sitzordnungen möglich.
Allerdings haben wir bei uns aus gegebenem Anlass die verschiedensten Sitzordnungen ausprobiert. Unter der Voraussetzung dass man
1.) eine getrennte Sitzordnung von Schwestern und Brüdern (die ja früher nicht nur in Brüderversammlungen sondern wohl auch ganz allgemein üblich war) beibehalten will und
2.) nicht zwischen den Stunden der Wortverkündigung und dem Zusammenkommen zum Brotbrechen jeweils umräumen und die Stühle oder Bänke anders anordnen möchte
hat sich bei uns bei allen Experimenten die "klassische" Sitzordnung eindeutig als die tatsächlich praktikabelste Lösung ergeben. Jedenfalls in einer etwas größeren Versammlung. In kleinen Hausversammlungen sind sicherlich auch andere Sitzordnungen möglich.
Re: Traditionielle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Die traditionellen Sitzordnungen in Brüderversammlungen unterscheiden sich von Land zu Land teilweise sehr stark. Das getrennte Sitzen von Brüdern und Schwestern gibt es so zum Beispiel in Großbritannien und den USA meist nicht, sondern findet sich vorwiegend in den deutschen und holländischen Versammlungen.
Grund dafür soll die Sitztradition in den Kirchen (insbesondere die reformierte Kirche) sein, aus denen die Geschwister damals kamen. Man hat dies einfach so übernommen.
Ich habe neulich gelesen, dass die große Versammlung in Plymouth für die Sitzordnung (zumindest in Großbritannien) Vorbild gewesen sein soll. Dort war der Tisch in der Mitte der hinteren Hälfte des Saales und die Bänke/Bestuhlung in drei Gruppen darum angeordnet.
Dieskommt mir jedenfalls sehr bekannt vor.
Grund dafür soll die Sitztradition in den Kirchen (insbesondere die reformierte Kirche) sein, aus denen die Geschwister damals kamen. Man hat dies einfach so übernommen.
Ich habe neulich gelesen, dass die große Versammlung in Plymouth für die Sitzordnung (zumindest in Großbritannien) Vorbild gewesen sein soll. Dort war der Tisch in der Mitte der hinteren Hälfte des Saales und die Bänke/Bestuhlung in drei Gruppen darum angeordnet.
Dieskommt mir jedenfalls sehr bekannt vor.
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toffil
Re: Traditionielle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Ich denke, die praktikabelste Lösung einer Sitzordnung ist schlicht diejenige, wo jeder sitzen kann, wo er eben will.RMG hat geschrieben:hat sich bei uns bei allen Experimenten die "klassische" Sitzordnung eindeutig als die tatsächlich praktikabelste Lösung ergeben.
Die Trennung nach Geschlechtern hat andere Gründe als Praktikabilität.
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epaphroditus
- Beiträge: 39
- Registriert: Mi 31. Dez 2008, 01:00
Re: Traditionielle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Der mündlichen Überlieferung meiner Versammlung zufolge hat die "typische" Sitzordnung theologische und praktische Gründe gehabt.
Der Tisch mit Brot und Kelch sollte in der Mitte der Versammlung stehen (so weit eben möglich), um zu zeigen, dass Christus Mitten unter uns ist.
Da man früher in den Versammlungen hauptsächlich über Bänke verfügte, war eine Sitzordnung wie heute manchmal praktiziert, Halbkreisen etc., nicht möglich. Um Christus in der Mitte zu haben und gleichzeitig die Möglichkeit einen Redner von überall sehen zu können, wurde die gängige Anordnung genutzt.
Früher war es zusätzlich üblich, dass nach der Stunde des Brotbrechens die Brüder die Angelegenheiten der Versammlung besprochen haben, weil es zeitlich nicht möglich war dafür ein zusätzliches Treffen (Brüderstunde) anzusetzen. Deshalb war es gut, wenn ohne viel Umstand die Schwestern (Sitzblöcke am Ausgang) und die Jugendlichen (aus den hinteren Reihen der Brüderblöcke) nach dem Brotbrechen die Stunde verlassen konnten und die verantwortlichen Brüder um den Tisch sitzen bleiben und reden konnten.
IHV epaphroditus
Der Tisch mit Brot und Kelch sollte in der Mitte der Versammlung stehen (so weit eben möglich), um zu zeigen, dass Christus Mitten unter uns ist.
Da man früher in den Versammlungen hauptsächlich über Bänke verfügte, war eine Sitzordnung wie heute manchmal praktiziert, Halbkreisen etc., nicht möglich. Um Christus in der Mitte zu haben und gleichzeitig die Möglichkeit einen Redner von überall sehen zu können, wurde die gängige Anordnung genutzt.
Früher war es zusätzlich üblich, dass nach der Stunde des Brotbrechens die Brüder die Angelegenheiten der Versammlung besprochen haben, weil es zeitlich nicht möglich war dafür ein zusätzliches Treffen (Brüderstunde) anzusetzen. Deshalb war es gut, wenn ohne viel Umstand die Schwestern (Sitzblöcke am Ausgang) und die Jugendlichen (aus den hinteren Reihen der Brüderblöcke) nach dem Brotbrechen die Stunde verlassen konnten und die verantwortlichen Brüder um den Tisch sitzen bleiben und reden konnten.
IHV epaphroditus
Re: Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Frage: Gäbe es biblische Gründe für eine Sitzordnung oder hat die Versammlung hier absolute Freiheit?
Liebe Grüße Robert
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toffil
Re: Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Nein und Ja.Robert hat geschrieben:Frage: Gäbe es biblische Gründe für eine Sitzordnung oder hat die Versammlung hier absolute Freiheit?
Re: Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die schwierigsten Themen bei den Gläubigen die sind, bei denen Gott keine klaren Vorschriften zum Einhalten gibt, sondern einen gewissen biblischen Spielraum gewährt (Speisevorschriften etc.).
Der natürliche Mensch strebt zur Gesetzlosigkeit, der fromme Mensch strebt zur Gesetzlichkeit - geht mir auch so, wenn ich nicht aufpasse. Und schon ist man im "Neuen Mosaischen Gesetz".
Aber der Neue Bund ist auf Veränderung der Gesinnung ausgerichtet. Das ist wesentlich schwieriger als im Alten Bund - bei all den unzähligen Vorschriften, die ein Sünder sowieso nicht einhalten kann. Hier kommt dann die Erkenntnis der Notwendigkeit der Gnade Gottes überströmend.
Es ist eine Gratwanderung: Der elende Kampf gegen das Fleisch, aber das Nichtgeringschätzen der Gnade Gottes.
Der natürliche Mensch strebt zur Gesetzlosigkeit, der fromme Mensch strebt zur Gesetzlichkeit - geht mir auch so, wenn ich nicht aufpasse. Und schon ist man im "Neuen Mosaischen Gesetz".
Aber der Neue Bund ist auf Veränderung der Gesinnung ausgerichtet. Das ist wesentlich schwieriger als im Alten Bund - bei all den unzähligen Vorschriften, die ein Sünder sowieso nicht einhalten kann. Hier kommt dann die Erkenntnis der Notwendigkeit der Gnade Gottes überströmend.
Es ist eine Gratwanderung: Der elende Kampf gegen das Fleisch, aber das Nichtgeringschätzen der Gnade Gottes.
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toffil
Re: Traditionelle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Zustimmung!schween hat geschrieben:Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die schwierigsten Themen bei den Gläubigen die sind, bei denen Gott keine klaren Vorschriften zum Einhalten gibt, sondern einen gewissen biblischen Spielraum gewährt (Speisevorschriften etc.).
Der natürliche Mensch strebt zur Gesetzlosigkeit, der fromme Mensch strebt zur Gesetzlichkeit - geht mir auch so, wenn ich nicht aufpasse. Und schon ist man im "Neuen Mosaischen Gesetz".
Aber der Neue Bund ist auf Veränderung der Gesinnung ausgerichtet. Das ist wesentlich schwieriger als im Alten Bund - bei all den unzähligen Vorschriften, die ein Sünder sowieso nicht einhalten kann. Hier kommt dann die Erkenntnis der Notwendigkeit der Gnade Gottes überströmend.
Es ist eine Gratwanderung: Der elende Kampf gegen das Fleisch, aber das Nichtgeringschätzen der Gnade Gottes.
Re: Traditionielle Sitzordnung in Brüdergemeinden
Einen interessanten Beleg dafür habe ich kürzlich in Peter Strauchs Autobiografie Meine Zeit steht in deinen Händen gefunden. In dem Kapitel über seine theologische Ausbildung in Ewersbach (1962-1966) schreibt er über die damaligen Gepflogenheiten in den Freien evangelischen Gemeinden des hessischen Hinterlandes:RMG hat geschrieben:eine getrennte Sitzordnung von Schwestern und Brüdern (die ja früher nicht nur in Brüderversammlungen sondern wohl auch ganz allgemein üblich war)
Diese Schilderung könnte fast 1:1 aus einer "geschlossenen Versammlung" stammen (nur dass man hier nicht von "links" und "rechts", sondern eher von "vorn" und "hinten" reden müsste; außerdem gibt es dort natürlich kein "Segenswort").Schon in den ersten Wochen meines Studiums besuchte ich eine Familie, die ich aus Ronsdorf kannte, und ich besuchte nicht nur sie, sondern auch den Gottesdienst ihrer Gemeinde. Frauen und Männer saßen streng voneinander getrennt, und als auf der Männerseite keine Sitzgelegenheiten mehr waren, holte man mit viel Aufwand Stühle aus einem Nebenraum. Keiner der Männer kam auf den Gedanken, sich auf die linke Seite der Frauen zu setzen, was problemlos möglich gewesen wäre, denn dort waren noch viele Plätze frei.
In einer anderen Gemeinde wollte ich mich nach dem Schluss- und Segenswort auf den Weg zum Ausgang machen, als ich bemerkte, dass alle Männer sitzen blieben. So nahm auch ich wieder Platz. Erst als die letzte Frau den Saal verlassen hatte und die Tür am Ausgang ins Schloss fiel (ich habe das Geräusch noch im Ohr), kam Leben in die »Brüder«. Sie standen auf und unterhielten sich und machten sich schließlich auch auf den Weg nach draußen. Als ich sie fragte, weshalb sie sich so verhielten, hatte keiner eine Antwort darauf. Es war eben so — und vor allem: Es durfte nicht geändert werden. (S. 59f.)
Am Rande: Auch die folgende Stelle aus Strauchs Erinnerungen hat mich stark an die "Brüder" erinnert:
Erst später erfuhr ich, dass es in einer Gemeinde, in der ich einige Wochen später zu predigen hatte, wegen meines Bartes Probleme gab. »Darf jemand mit Bart auf die Kanzel?« Das war die Frage, die die dortige Gemeindeleitung ernsthaft beschäftigt hat. Und entlastend für sie sei hinzugefügt: Mitte der 70er-Jahre war der Bart noch ein Zeichen des Protestes — anders als heute, wo es dabei eigentlich nur noch um eine Geschmacksfrage geht. Und übrigens: Ich durfte dort predigen. (S. 129)
Michael Schneider