habe heute im peebs-Forum etwas über Kopfbedeckung und Haartracht der Frau gelesen, das ich hier mal zur Diskussion stellen möchte. Es bezog sich dort zwar auf die Raven-Brüder, kann aber auch auf andere Brüdergruppen übertragen werden.
Paulus richtete sich in vielen Dingen nach den Normen der säkularen römischen Gesellschaft des 1. Jahrhunderts (teilweise in einer von den jüdischen Diasporagemeinden modifizierten Form) und akzeptierte gängige Sitten. So war er z.B. der Auffassung, dass langes Haar bei Männern gegen die Natur sei und dass verheiratete Frauen in der Öffentlichkeit nicht mit unbedecktem Kopf auftreten dürften.
Der Schleier war damals anerkannter Brauch für verheiratete Frauen in der Öffentlichkeit - eine Art sozialer Indikator, der in der römischen Gesellschaft ihren Familienstand bestätigte. (Korinth war damals eine römische Stadt.) Eine verheiratete Frau ließ sich in der Öffentlichkeit nicht mit unbedecktem Kopf sehen - und wenn doch, sandte sie damit Signale aus, die sich für ihren Familienstand nicht gehörten. Wenn Paulus von einer "Geschorenen" spricht (1Kor 11,5), stellt er eine verheiratete Frau, die in der Öffentlichkeit keinen Schleier trug, mit einer entlarvten und bestraften Ehebrecherin gleich, die auf den Status einer Prostituierten erniedrigt wurde.
Im Haus trugen verheiratete Frauen im Korinth des 1. Jahrhunderts keinen Schleier. Mädchen und unverheiratete junge Frauen trugen überhaupt keine Kopfbedeckung.
Die Exklusiven Brüder haben in Sachen Haartracht und Kopfbedeckung der Frauen eine 2000 Jahre alte Kleiderordnung der griechisch-römischen Gesellschaft übernommen. Dabei ging es Paulus nur darum, dass die Christen sich in diesen Dingen den normalen säkularen Normen ihrer Zeit anpassen sollten. Vielleicht hatten die korinthischen Christinnen die Lehre von der christlichen "Freiheit", die er ihnen verkündigt hatte, falsch interpretiert und meinten jetzt, sie könnten in Christo alles tun, also auch unbedeckt in der Öffentlichkeit erscheinen. Oder die christliche Zusammenkunft fand in einem Haus statt, wo die Hausherrin keinen Schleier trug, und die anderen Frauen hatten ihre Kopfbedeckungen auch einfach abgenommen, sobald sie im Haus waren. Paulus' Lehre über die Kopfbedeckung zeigt klar, dass er die Gemeindezusammenkünfte als ihrer Natur nach öffentlich betrachtete, auch wenn sie in einem Privathaus stattfanden.
(übersetzt und zusammengefasst)
Tobias