Schäfchen scheren

Bibelverständnis der Brüderbewegung in Theorie und Praxis

Schäfchen scheren

Beitragvon Andreas Kühn am Do 6. Nov 2008, 13:20

In der Auslegung und Anwendung von 1. Kor. 11,6 tauchte mehrfach die These auf, dass es sich, abgeleitet aus der Elberfelder Übersetzung, mit der Formulierung "... so werde ihr..." um einen Befehl handele. Wenn sich eine Frau nicht bedecken will, so mögen die anderen (Brüder oder Schwestern) das Weib quasi "beim Schopfe" packen und die Lockenpracht ratzekahl entfernen.

Kennt jemand Textpassagen aus der Brüderliteratur oder gar Augenzeugenberichte bezüglich derartiger Heldentaten?
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Re: Schäfchen scheren

Beitragvon Stefan am Mo 26. Jan 2009, 12:54

Also erstens habe ich davon noch nie gehört und da Du schreibst, daß dies nicht nur in Auslegung, sondern auch in Anwendung vorgekommen sei, würde mich schon mal interessieren wann und wo, zumindest grob, denn im Deutschland der letzten vierzig Jahre kann ich mir das nur schwer vorstellen.

Zweitens scheint die Übersetzung »… so werde ihr …« zwar mehrheitlich vertreten zu werden, auffällig ist aber, daß ausgerechnet die (sonst) genaueren Übersetzungen hier schreiben »(so) schere sie sich«. Ich kann das gerade nicht verifizieren, aber vielleicht kann hier jemand anderes genau sagen, ob »κϵιράσϑω« (eindeutig) reflexiv ist oder nicht.
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Re: Schäfchen scheren

Beitragvon Samuel A. am Di 3. Mär 2009, 21:39

Wird die Bedeckung des Hauptes der Frau überhaupt noch praktiziert? Bei euch? Bei uns sind es gerade mal ne Handvoll Frauen von 50-60 die sich beim Gebet der Versammlung ihr Haar bedecken. Selbst wenn dies als passives (Mit)Beten gesehen wird machen die meisten es auch nicht beim aktiven Beten.
Für mich sind diese Verse in 1.kor 11,2-16 eindeutig, aber anscheinend gibt es neue Erkenntnisse und Auslegungen, die dies wohl anders sehen.
Ich muss dazu aber auch sagen, dass wir nur eine Versammlung sind, die aus einer Brüdergemeinde entstanden ist.
Die Frage inwiefern eine Frau in der Gemeinde zu schweigen hat, wird ja auch von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gehandhabt. Bei manchen dürfen die Frauen Beten, bei manchen Zeugnis geben, bei fast allen Lieder mitsingen (wenn nicht sogar allen). Ich sehe starke Tendenzen die Rolle der Frau zu verändern. Seht ihr das nicht auch problematisch?
Samuel A.
 

Re: Schäfchen scheren

Beitragvon Stefan am Mi 4. Mär 2009, 18:54

Samuel A. hat geschrieben:Für mich sind diese Verse in 1.kor 11,2-16 eindeutig …

So ganz einfach scheint mir die Sache nicht; eigentlich steht dort Herab-Verhüllung (κατακαλυπτω). Wenn nun ein Kopftuch (in einigen Versammlungen auch recht absurde winzige Häkelfleckchen, die man wahrlich nicht als Herabverhüllung bezeichnen kann) jeweils zum Gebet übergezogen wird und dann schnell verschwindet, wenn auch die Unterordnung unter das Haupt fehlt, die diese Herabverhüllung darstellen soll, dann kann, ja sollte man auch ganz darauf verzichten, da man sich durch das auseinanderfallen von innerer Haltung und äußerer Darstellung sonst selbst richtet. Dort wo die Verhüllung wirklich Darstellung gelebter Unterordnung ist, liegt der Schwerpunkt liegt auf dem Tun, der damit verbundene Gegenstand hat nur Erinnerungscharakter, aber keine »kultische« Bedeutung.
Unklar ist mir bisher, wie weit die weibliche Herabverhüllungspflicht zu sehen ist, da sich die Herabverhüllung ja einerseits auf das Gebet bezieht, wir andererseits aber allezeit im Gebet verharren sollen.

Samuel A. hat geschrieben:Ich sehe starke Tendenzen die Rolle der Frau zu verändern. Seht ihr das nicht auch problematisch?

Durchaus. Ein ganzes Heer von Theologen ist damit beschäftigt, Gründe zu (er)finden, warum Paulus nicht das gemeint habe, was er geschrieben hat (siehe auch diese .pdf-Datei) — mittlerweile auch in Brüdergemeinden. Wenn man hier klar am Wort bleibt, muß man sich ganz offensichtlich deutlich von der Welt abgrenzen und viele sind der Meinung, daß die Gemeinden dadurch an Attraktivität verlören. Hier fehlt es an der Gesinnung Moses’, der die Schmach des Christus als größeren Reichtum einstufte als die Schätze Ägyptens (Hebr. 11, 25f).

Nicht einmal mehr die Ehe findet ausreichend Schutz und Respekt; so wird das Gebot in 2. M. 20, 17 bzw. 5. M. 5, 21 in seiner Bedeutung drastisch beschnitten, indem es nur noch auf Beischlaf bezogen wird (obwohl niemand ernstlich auf die Idee käme, dieses Gebot in Betreff auf Haus, Feld, Stier oder Esel, die ja ebenfalls Erwähnung finden, auf Beischlaf zu beziehen). Infolgedessen werden Frauen ungeniert für alle möglichen Dienste begehrt und auch direkt darauf angesprochen, ohne dies zuvor mit dem zuständigen Haupt zu klären. Auch solches geschieht in Brüdergemeinden.
Stefan
 
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Re: Schäfchen scheren

Beitragvon ich am Mi 4. Mär 2009, 22:28

Stefan hat geschrieben: eigentlich steht dort Herab-Verhüllung (κατακαλυπτω)


Dafür ist Christo Vladimirov Javacheff bekannt! Der macht so ab und zu eine Herab-Verhüllung... allerdings als Kunstwerk.

Die DabHaR -Fibel ist in auch ein Kunstwerk und zwar in der Phantasiesprache, die keiner versteht.
ich
 

Re: Schäfchen scheren

Beitragvon Stefan am Mi 4. Mär 2009, 23:38

Hast Du hier auch etwas konstruktives beizutragen, so zur Auferbauung der Lesenden gem. Eph. 4, 29 (was Du in einer Übersetzung Deiner Wahl nachschlagen kannst)? Wie gedenkst Du denn κατακαλυπτω zu übersetzen? Das Wort besteht nun mal aus κατα (herab) und καλυπτω (verhüllen) und die angebotene Übersetzung gibt genau das wieder.

ich hat geschrieben:… Phantasiesprache, die keiner versteht.

Welcher der beiden Wortbestandteile (herab oder verhüllen) ist es denn, der Dich überfordert? Das läßt sich bestimmt erklären.
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Re: Schäfchen scheren

Beitragvon ich am Sa 7. Mär 2009, 11:58

Stefan hat geschrieben:Hast Du hier auch etwas konstruktives beizutragen, so zur Auferbauung der Lesenden gem. Eph. 4, 29 (was Du in einer Übersetzung Deiner Wahl nachschlagen kannst)? Wie gedenkst Du denn κατακαλυπτω zu übersetzen? Das Wort besteht nun mal aus κατα (herab) und καλυπτω (verhüllen) und die angebotene Übersetzung gibt genau das wieder.

ich hat geschrieben:… Phantasiesprache, die keiner versteht.

Welcher der beiden Wortbestandteile (herab oder verhüllen) ist es denn, der Dich überfordert? Das läßt sich bestimmt erklären.


Baader war überfordert. Man kann Begriffe nicht willkürlich in seine Bestandteile zerlegen und dann übersetzten. Das ergibt einen ganz falschen Sinn bzw. anderen Inhalt. Aber das wurde Dir wo anders schon mehrfach erklärt und hat dich nicht überezugt. Insofern erübrigt sich eine Auseinandersetzung darüber.
ich
 

Re: Schäfchen scheren

Beitragvon toffil am Sa 7. Mär 2009, 14:35

Samuel A. hat geschrieben:... Bei manchen dürfen die Frauen Beten, bei manchen Zeugnis geben, bei fast allen Lieder mitsingen (wenn nicht sogar allen) ...

Jetzt muß ich doch mal eine dumme Frage stellen? Gibt es tatsächlich Versammlungen, in welchen die Frauen nicht mitsingen dürfen, weil geschrieben steht, dass sie schweigen sollen?
toffil
 

Re: Schäfchen scheren

Beitragvon Christian O. am Sa 7. Mär 2009, 16:37

Ich bin auch darüber gestolpert, stelle aber die Frage anders herum - vielleicht auch dumm ;). M.W. gab es übrigens in einigen katholischen Kirchenströmungen durchaus die Sitte, dass die Frauen mit Berufung auf 1. Kor.14 nicht mitsingen durften. Nun aber zur Frage:

* Wenn das Gebot des Schweigens der Frau ein "absolutes" Schweigen meint, ist es dann nicht konsequent, den Frauen den Gesang und das laute "Amen" zu untersagen?

*Ist das Gebot aber nicht "absolut" - und ihr werdet mir recht geben, dass Gesang definitiv kein "Schweigen" ist, und dass damit klar ist, dass auch in konservativen Brüdergemeinden das "Schweigen" relativiert wird - wo ist dann die Grenze des "Schweigens" einer Frau, und wer legt fest wo sie verläuft?

Blessings
Christian O.
 


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