von schween am So 3. Jun 2012, 19:58
Ich bin mir gar nicht sicher, ob es "den Dispensationalismus" an sich gibt. Mir sind da auch viele verschiedene Spielarten bekannt; und diese reichen von vertretbar über zweifelhaft bis unbiblisch.
Natürlich muss man Gottes Wort im Zusammenhang und Kontext sehen, sonst verdreht man das Wort Gottes zum eigenen Schaden und schaden anderer (2.Petr 3,16). Deshalb ist die Warnung in Jakobus 3,1 auch nicht zu unterschätzen.
Ich habe kürzlich erst wieder einen Vortrag eines sogenannten "Heilungspredigers" geprüft, indem solche Aussagen kamen wie "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!" (nach Joh 4,48) und er damit beweisen wollte, dass unser Glaube ohne Zeichen und Wunder gar nicht wachsen kann. Andere Aussagen riss er unglaublich aus dem Zusammenhang, um wirre Lehren zu kreieren (z. B. Nah 1,9: "Die Drangsal wird sich nicht zum zweitenmal erheben." würde belegen, dass man von einer Krankheit, von der man durch ein Wunder geheilt wurde, nicht ein zweites Mal befallen werden dürfe). Eine solche mangelnde "Teilung des Wortes" (2.Tim 2,15) macht aus der Offenbarung Gottes ein Wunschhoroskop und bringt dann zwangsläufig ein falsches Evangelium.
Aber man kann auch von der anderen Seite vom Pferd fallen, indem man im "Zerteilungswahn" die Bibel beschneidet, sodass wichtige Belehrungen und Wahrheiten der Offenbarung Gottes einfach verworfen werden (Offb 22,19), z. B. dass es zwei Evangelien gäbe, dass die Bergpredigt nicht für uns gilt oder in Bezug auf dogmatische Gebäude bzgl. Entrückung bzw. Abfall von Gläubigen.
Man muss immer aufpassen, dass man die Schrift nicht liederlich als billige Lehrsatzbeweise missbraucht, aber man darf sie auch nicht durch ein theologisches Modell in ihrer Aussagekraft begrenzen - vielleicht stimmt das Modell ja doch nicht ganz, dann lässt die Brille durch die man liest, nämlich auch keinen Raum für eine bußfertige und korrekturfähige Herzenshaltung offen.