Silas hat geschrieben:Vanheiden sagt über die angeblichen Widersprüche der Bibel: "Die vielen scheinbaren Widersprüchen in der Bibel sind ein Beweis für die Zuverlässigkeit der biblischen Zeugen. Zeugen, die vom gleichen Geschehen wörtlich dasselbe sagen, sind unglaubwürdig. Und wenn ein Betrüger die in der Bibel berichteten Dinge hätte niederschreiben wollen, dann hätte er sich gewiss vor jedem scheinbaren Widerspruch gehütet. Wenn man nun die Widersprüche sogar auflösen kann, steigert das die Glaubwürdigkeit der Zeugen noch mehr."
http://www.kh-vanheiden.de/Bibelwid/index.htm
Hier meine Gedanken zu dieser Seite sowie der Chicagoer Erklärung (ich gehe einfach chronologisch nach den Aufzählungspunkten vor):
Erster PunktZustimmung, vielleicht mit Ausnahme von "wörtlich". Ich glaube nicht, dass die Schrift tatsächlich wörtlich eingegeben wurde, sondern vom Geist gehaucht unter Berücksichtigung des Charakters und der Lebensumstände der Schreiber (so ähnlich drückt es auch Dr. Stefan Drüeke aus).
Zweiter PunktZustimmung
Dritter PunktZustimmung zum ersten Teil. Das ist einer der Knackpunkte der Diskussion. Es ist durchaus vorstellbar, dass der "Urtext" absolut fehlerlos, widerspruchslos und sich total ergänzend war.
Deshalb ist einer der sehr wahrscheinlichen Gründe dafür, dass wir heute in der "Bibel" (für mich wären das beispielsweise Luther, Elberfelder oder Schlachter in deutsch) aufgrund der Fehler beim Kopieren und Übersetzen Abweichungen und Widersprüche finden.
Allerdings ist es unter Experten noch heute umstritten, was man überhaupt als Urtext bezeichnen kann.
Vierter Punkt plus ZusatzVolle Zustimmung!
Fünfter, sechster und siebter PunktJa und Nein. Hier ist ein weiterer, vielleicht der entscheidende, Knackpunkt. Grundsätzlich stimme ich all den vorgebrachten Möglichkeiten vollständig zu, allerdings ist dann die Behauptung unredlich, die Bibel sei in ihrer Gesamtheit völlig irrtumslos. Entweder es gibt Irrtümer, oder es gibt keine. Ob diese Irrtümer wichtig sind oder unwichtig, heilsrelevant oder nicht, ist hierbei völlig egal. Gibt es einen Irtum in der Bibel, ist die Bibel nicht irrtumslos.
Das sollte man eigentlich verstehen können, denke ich. Oder?
Der Sinn von WidersprüchenDie Erklärung hierzu ist wohl das, was Mathematiker einen Zirkelschluß nennen (bin da nicht so bewandert, da mehr auf Grundrechenarten fixiert).
In jedem Fall ist diese Erklärung ein totaler Blödsinn. Die zuverlässigste Aussage, das ist völlig logisch, wird durch mehrere übereinstimmende Zeugen erbracht. Das sagt übrigens auch die Bibel (ooops) in mehreren Stellen in den Paulusbriefen.
Hier ein weiteres Beispiel für die unsaubere Vorgehensweise bei der Behandlung von "vermeintlichen" Widersprüchen:
Die Tochter des Jairus liegt in einem Evangelium im Sterben, im anderen ist sie bereits gestorben. Karlheinz Vanheiden beantwortet die Frage so:
"Die Tochter starb, als Jesus auf dem Weg zu Jairus war. Matthäus berichtet zusammenfassend und lässt die Details mit den Boten weg, weil er die ganze Geschichte so prägnant wie möglich berichten will. Markus und Lukas berichten die Einzelheiten der Geschichte."
Das kann durchaus so gewesen sein, aber als Argument für die Auflösung eines vermeintlichen Widerspruchs ist das vollkommen ungeeignet. Der Widerspruch ist da, er ist schwarz auf weiß nachzulesen in der Heiligen Schrift.
Übrigens wurde die gleiche Frage im Forum des sauberen Herrn TJS gestellt, dieser hat sie aber bisher geflissentlich nicht beantwortet.
Die Chicagoer Erklärung ist auf dem gleichen Strickmuster aufgebaut:Nachdem in sieben Artikeln die vollständige Irrtumslosigkeit der Bibel bekräftigt wird, steht in Artikel VIII Folgendes:
Wir verwerfen die Auffassung, dass es angemessen sei, die Schrift anhand von Maßstäben für Wahrheit und Irrtum zu
messen, die ihrem Gebrauch und ihrem Zweck fremd sind. Wir verwerfen ferner die Auffassung, dass die Irrtumslosigkeit infrage gestellt werde durch biblische Phänomene wie das Fehlen moderner technischer Präzision, Unregelmäßigkeiten der Grammatik oder der Orthographie, Beschreibung der Natur aus dem Blickwinkel der subjektiven Beobachtung, Berichte über Unwahrheiten, durch den Gebrauch des Stilmittels der Hyperbel 5 oder gerundeter Zahlen, thematischer Anordnung des Stoffes, unterschiedlicher Auswahl des Materials in Parallelberichten oder der Verwendung freier Zitate.
Da der Begriff Irrtumslosigkeit grammatikalisch absolut steht und nicht steigerungsfähig ist, stehen beide Aussagen in diametralem Gegensatz zueinander.
Das ist ungefähr so, wie wenn ich sagen würde, "dein Auto gefällt mir, dein Haus gefällt mir, deine Frau gefällt mir" und dann später hinzusetzen würde: "Übrigens, der Erste Weltkrieg hat mir auch gefallen". Zugegebenermaßen ein geschmackloses Beispiel, aber es trifft den Kern.
Die meisten, wenn nicht alle, Widersprüche in der Bibel sind völlig nebensächlich, und haben vermutlich ganz banale Gründe im Abschreiben und Übersetzen.
ABER ES GIBT SIE!
Und mir macht es die Bibel nicht kleiner, mir macht es Gott nicht weniger groß und allmächtig. Und ich liebe meine unreviderte Elberfelder trotzdem. Und das habt selbst Ihr alle mir nicht nehmen können!
Alles Gute und Gottes Segen!