Als Ausgleich zu den hitzigen Diskussionen der letzten Wochen können wir hier vielleicht mal eine kleine "Schmunzelecke" mit Anekdoten aus dem "Versammlungsleben" einrichten. Ich mache mal den Anfang mit ein paar Geschichten aus der Sammlung von Jaap Fijnvandraat (frei übersetzt).
1.
Es war auf einer Konferenz in Alphen oder Den Haag. Damals waren (anders als heute) keine wirklichen Griechischkenner in unserer Mitte. Einige hatten zwar an der Sprache "geschnuppert", aber mehr auch nicht. Einer von ihnen hielt es nun für notwendig, seine Beiträge regelmäßig mit dem Satz einzuleiten: "Im Griechischen steht ...", und dann basierte er seine Auslegung auf den Grundtext. Niemand konnte die Richtigkeit davon überprüfen, und die Situation wurde ein bisschen unangenehm. Schließlich stand Bruder Jansen auf, ein Lehrer durch und durch. Er wandte sich an unseren Bruder "Griechischkenner" und fragte: "Verstehst du Griechisch? Du bist also nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen eine Empörung gemacht und die viertausend Mann Meuchelmörder in die Wüste hinausgeführt hat?" Nachdem er dieses Zitat aus Apg 21,37.38 feierlich ausgesprochen hatte, setzte er sich wieder hin. Nun war es aus mit dem Griechischen!
2.
Es geschah auf der Konferenz in Den Haag. Der Saal war gut gefüllt. Unter den Anwesenden befanden sich auch drei oder vier Brüder aus Großbritannien, die aus einer Brüdergruppe stammten, mit der wir erst kurz vorher in "praktische Gemeinschaft" gekommen waren. Das Thema war offensichtlich die Stellung der Frau, denn es wurde die Frage gestellt, ob Schwestern in der Gesellschaft leitende Funktionen haben und so Autorität über Männer ausüben dürften (es wird also um 1Tim 2 gegangen sein). Nach kurzem Hin und Her wollte Bruder Heijkoop das Problem mit einem Beispiel lösen. Er erzählte, dass er mit dem Auto in Frankreich gewesen sei und dass dort eine Polizistin den Verkehr geregelt habe. "Nun", sagte er, "ich habe mich schön an ihre Anweisungen gehalten." Darauf rief ein Bruder laut: "Logisch, denn sonst hätte es Geld gekostet!" Der ganze Saal brüllte vor Lachen, und auch Bruder Heijkoop kicherte mit. Dabei muss man wissen, dass Bruder Heijkoop – nicht was das Werk des Herrn betrifft, sondern für sich selbst – sehr sparsam war. Unsere Brüder aus England und Schottland zeigten sich später sehr überrascht, dass man auf einer Konferenz in den Niederlanden lachen konnte, dass eine solche Bemerkung an Bruder Heijkoop gerichtet werden konnte und dass er sich das sogar noch gefallen ließ. Das waren noch Zeiten ...!
3.
Bruder Heijkoop war für seine gewaltige Bibelkenntnis bekannt. Man nannte ihn eine wandelnde Konkordanz. Man brauchte nur einen Text zu nennen, und er wusste sofort, wo er stand. Manchmal gab er sogar noch an, ob er in Teil a oder Teil b des Verses zu finden war. Einmal jedoch spielte ihm in der Familie, wo er logierte, ein Junge einen schönen Streich. Er zitierte nicht den Text, sondern fragte Bruder Heijkoop, ob er wisse, was in Joh 3,10 steht. Unser Bruder machte ein paar Versuche, konnte aber den richtigen Text nicht nennen. Schließlich sagte er, dass er es nicht wisse. Triumphierend rief der Junge: "Du bist der Lehrer Israels und weißt dieses nicht?"
4.
Ein Brautpaar wollte auf der Hochzeitskarte 1Joh 4,18 stehen haben. Ein schöner Text, auch wenn wohl nicht viele ihn als Hochzeitstext wählen würden: "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe." Beim Drucken wurde jedoch ein Fehler gemacht: Die 1 fiel weg, und es blieb nur noch Joh 4,18 übrig. Das war nun aber überhaupt kein schöner und außerdem noch ein sehr unpassender Text: "Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet."
5.
In einem kleinen Ort in Deutschland fand die Wortbetrachtung im Haus eines Bruders statt, der ein bisschen schwerhörig war. Er hatte jedoch einen Hund, dessen Gehör nichts zu wünschen übrig ließ. Dieser lag offenbar irgendwo im Zimmer. Als es Zeit war zu beginnen, fragte der Hausherr, ob einer der Brüder ein Lied hätte. Im selben Moment kam draußen noch jemand angelaufen. Er verhielt sich sehr leise, aber der Hund hatte ihn schon bemerkt und bellte anhaltend. Der Hausherr (der, wie gesagt, etwas schwerhörig war) sagte darauf: "Lied achtundachtzig ist vorgeschlagen!"
6.
In einer Versammlung irgendwo in Norddeutschland war es schon vor Beginn der Zusammenkunft sehr warm. Es war Hochsommer, und das Lokal hatte kaum Lüftungsmöglichkeiten. Das Klappfenster oben im Lokal war fest verschlossen. Nachdem ein Lied gesungen und ein Gebet gesprochen worden war, blieb es (vielleicht wegen der Hitze) sehr lange still. Es stand kein Bruder auf, um zu sprechen, und es wurde immer wärmer. Schließlich rief eine Schwester von hinten aus dem Lokal: "Kann nicht einer der Brüder die Klappe aufmachen?"
7.
Während einer Konferenz in Dillenburg waren viele Gäste im Haus des reichen Fabrikanten T. beisammen, der in der Nähe wohnte. Bruder T. war eine ziemlich autoritäre Person mit einer tiefen Stimme. Unter den Besuchern befand sich ein englisches Ehepaar W. Der Mann fiel durch sein Äußeres und sein Verhalten auf: Er war klein, aber kugelrund, und außerdem stand sein Mund niemals still. In dieser Gesellschaft musste er übersetzt werden, wenn er etwas sagte, und das begrenzte seinen Redefluss ein wenig. Seine Frau war ziemlich dürr und sagte nicht viel, aber ihr IQ war um einiges höher als der ihres Mannes. Während des Gesprächs wandte sich Bruder T. irgendwann an Schwester W. mit der diktatorisch geäußerten Frage, ob sie wisse, warum in der Bibel steht, dass die Frauen in den Versammlungen schweigen sollen. Weshalb er das fragte, wurde nicht unmittelbar deutlich, aber anscheinend wollte er die Vorherrschaft des Mannes betonen. Es trat eine Stille ein. Alle Anwesenden waren neugierig, was Schwester W. sagen würde. Die Frage wurde übersetzt, und prompt antwortete unsere schweigsame Schwester W.: "Weil sie die Einzigen sind, die das können." Bruder T. war einen Moment sprachlos. Einige Anwesende hatten Mühe, nicht in Lachen auszubrechen, so komisch war die Situation.