Kultur und Evangelium

Alles, was sonst nirgendwo reinpasst

Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Christian O. am Do 5. Feb 2009, 12:57

Hy,

Stefan schrieb:

Schon wer einen Baum einschlägt, ohne sein Holz zu rationalen Zwecken (bauen, heizen) zu gebrauchen, sondern zu kulturellen / kultischen Zwecken, begeht eine Opferhandlung nach dem Muster Kains.

Eine Frage dazu: wenn ich aber nun einen Baum aufstelle, weil ich ihn schön finde, und er mit zum kulturellen, dekorativen Umfeld gehört, was dann? Dann tue ich es nicht aus kultischen Gründen, und "darf" es doch sicher, oder? Wenn aber nicht, darf ich dann denn einen Baum in meinen Garten setzen, den ich nicht zu rationalen, sondern nur zu dekorativen Zwecken haben möchte, oder ist das auch schon "die Sünde Kains"? ;)

Und noch was: ich halte die immer wieder erzählte Geschichte vom heidnischen Hintergrund des Weihnachtsfestes / baumes in dieser Form nicht für sehr glaubwürdig. Interessantes dazu findet sich z.B. hier http://www.religioeses-brauchtum.de/winter/advent.html, hier http://de.wikipedia.org/wiki/Paradiesspiel oder auch hier http://www.koelner-krippengaenge.de/weihnachtskrippe/krippenbrauchtum/index.html. Aber das ist wahrscheinlich auch wieder nur "Kirchenpropaganda" ...

Ich vermute mal, dass wir hier aber nicht zu wirklichen Ergebnissen kommen werden, denn jeder wird in bestimmten kulturellen Bereichen seine Einstellung verabsolutieren. Stefan zeigt dies anhand des Weihnachtsbaums / fests, andere werden dies bei der Kleidung tun (Stichwort "Mannszeug anziehen"), Dritte beim Nikotin oder Alkohol, Vierte bei der Gottesdienstform bzw. Liturgie, Fünfte beim Fernsehen usw. ush.. Und jeder wird ganz genau wissen und mit viel Energie auch belegen können, warum seine Meinung zu gerade diesem Thema die Richtige ist, und auch warum alle andern sich danach zu richten haben.

Vielleicht halten wir es mit 1.Tim1,5 "Das Ziel meiner Unterweisung ist, dass alle Christen von der Liebe erfüllt sind, die aus einem reinen Herzen kommt, aus einem guten Gewissen und aufrichtigem Glauben", ein Vers, der denke ich das Thema "Weihnachtsbaum" und ähnliches an die richtige Stelle verweist. Wobei ich schon einsehe, dass natürlich niemand der einen Fernseher hat, der einen Weihnachtsbaum aufstellt oder - als Frau - Hosen trägt, ein reines Herz, eine gutes Gewissen und einen ungeheuchelten Glauben haben kann ... ;)

Blessings
Christian O.
 

Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Sonnenschein am Do 5. Feb 2009, 13:47

Wobei ich schon einsehe, dass natürlich niemand der einen Fernseher hat, der einen Weihnachtsbaum aufstellt oder - als Frau - Hosen trägt, ein reines Herz, eine gutes Gewissen und einen ungeheuchelten Glauben haben kann ... ;)

Ist das ehrlich gemeint? Das hört sich sehr nach Trug an.

Machst du dich über solche Geschwister lustig, welche das aus Gewissensgründen einfach dem Herrn zur Liebe bleiben lassen, ohne direkt daraus ein Gesetz machen zu wollen?

HG
Sonnenschein
 
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Christian O. am Do 5. Feb 2009, 14:06

Lieber Sonnenschein,

mitnichten mache ich mich lustig über diejenigen, die sich aus den von Dir geschilderten Motiven heraus für sich persönlich (!) so entscheiden. Das ist aus meiner Sicht absolut ok, und es wäre falsch, wenn die betreffenden Personen es dann nicht so handhaben würden.

Aber es sei mir erlaubt, mit einem Augenzwinkern denjenigen ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, die aus ihrer persönlichen Überzeugung in derartigen Fragen nicht nur ein Gesetz für andere machen, sondern allen die nicht so denken / handeln wie sie selber, direkt einen negativen geistlichen Status unterstellen.

Blessings
Christian O.
 

Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Stefan am Do 5. Feb 2009, 14:37

Christian O. hat geschrieben:… denjenigen ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, die aus ihrer persönlichen Überzeugung in derartigen Fragen nicht nur ein Gesetz für andere machen, sondern allen die nicht so denken / handeln wie sie selber, direkt einen negativen geistlichen Status unterstellen.


Das heißt mit anderen Worten: Jeder kann tun und lassen, was ihm beliebt, so Dinge wie »richtig« und »falsch« (die für alle gleich gelten) gibt es nicht.
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Christian O. am Do 5. Feb 2009, 16:58

Lieber Stefan,

ich denke dass Du sws. weißt, dass ich das so weder gesagt noch gemeint habe. Nachstehend ein paar Gedanken zur Gewichtung von Fragen biblischer Lehre (Notizen zu einem Referat von K.-H. VanHeiden) die den Fragenkomplex ein wenig erläutern können.

Es gibt drei Kriterien, mit deren Hilfe man die Bedeutung einer biblischen Lehre bestimmen kann. Diese drei Faktoren sind: Gewissheit, Gewicht und Gewöhnung. Der erste Faktor ist der wichtigste und der letzte drückt besonders die Subjektivität aus.
Es ist nicht möglich hier nur objektive Größen zu verwenden, denn wir alle haben ja schon eine bestimmte Lehrtradition hinter uns. Diese subjektive Größe dürfen wir nicht vernachlässigen, weil sie im Hintergrund immer anwesend ist. Die Bedeutung einer biblischen Lehre für uns resultiert also
- aus ihrer biblischen Gewissheit
- ihrem Gewicht für das Heil
- ihrer gemeindlichen Gewöhnung
Wenn wir diese Faktoren bedenken, helfen sie uns unützen Streit zu vermeiden.

1. Gewissheit
Mit Gewissheit meine ich das, was aus der Schrift über diese Lehre hervorgeht, ihre biblisch-exegetische Begründung.
- Ist diese Lehre in der Schrift so fest verankert, dass es keinen Zweifel darüber geben kann?
- Ist sie eindeutig und für jeden Bibelleser nachvollziehbar aus der Bibel abzuleiten?
- Gibt es keine ernsthaften biblischen Einwände gegen diese Lehraussage?
- Stimmen die verschiedenen bibeltreuen Ausleger in diesem Punkt überein?
Wenn diese Fragen bejaht werden können, haben wir volle Gewissheit.

2. Gewicht
Unter Gewicht verstehe ich den Zusammenhang der Lehre mit unserem Heil, deswegen Heils-Gewicht. Wenn wir eine Lehre biblisch gesichert haben, müssen wir zweitens untersuchen, welches Gewicht sie für unsere Erlösung in Christus hat. Denn von der Erlösung hängt alles ab. Wir fragen ja auch "Ist diese Lehre heilsnotwendig?". Wir müssen also feststellen, inwieweit die Lehraussage Auswirkungen auf mein Heil hat. Dabei gibt es einen direkten und indirekten Zusammenhang mit dem Heil.
Der direkte Zusammenhang ergibt sich aus der Frage: Kann ein Mensch gerettet werden, der diese Lehre nicht hat? Nehmen wir z.B. die Lehre von der leibhaftigen Auferstehung Jesu. Paulus sagt unmissverständlich, dass wir alle noch in unseren Sünden wären, wenn Christus nicht auferstanden ist. Die Lehre von der Auferstehung ist also für unser Heil von größter Bedeutung. Ein Mensch der nicht daran glaubt, ist auch nicht errettet.
Anderes Beispiel wäre die Lehre von der Taufe. Der Verbrecher am Kreuz wurde nicht getauft, war aber dennoch
gerettet. Also eine Taufe zum falschen Zeitpunkt (Säugling) durch falsche Personen (nicht gläubige
Pfarrer) hat keine Auswirkungen auf mein Heil. Das Gewicht dieser Lehre ist also niedriger anzusetzen.

3. Gewöhnung
Dieser Punkt will die Bedeutung einer Lehre für einen bestimmten Kreis oder für eine Person abgreifen. Dieser Faktor ist der relativste und subjektivste und macht in der Regel die meisten Probleme. Aber wir können ihn nicht außer Acht lassen, weil er für unsere Entscheidungen einen Kompromiss anzunehmen oder nicht, eine ziemliche Rolle spielt. Wir treffen nun mal Lehrentscheidungen nicht auf einer Insel, sondern in der Gemeinde in der wir uns befinden.
Die Gewöhnung einer Gemeinde an eine Lehre wird uns vor allem dann in Schwierigkeiten bringen, wenn wir feststellen müssen, dass die biblische Gewissheit sich umgekehrt proportional zu dieser Gewöhnung verhält. Beispielsweise wenn eine Gemeinde sehr stark an die Lehre gewöhnt war, dass Frauen keine Hosen (Mannskleidung) tragen dürfen, dann fällt es schwer andere Auffassungen zu akzeptieren, obwohl diese Lehre weder exegetisch begründet ist noch Heils-Gewicht hat. Besonders kritsich wird es in einer Gemeinde, wenn eine Lehre mit hohem Heils-Gewicht und Gewissheit nicht gelehrt wurde. Dann kann das Vorstellen eines solchen Themas schon mal eine Revolution auslösen.

Schauen wir uns nun die Diskussion des Themas "Weihnachten" an, dann ist die zur Debatte stehende Frage einer der 3. Kategorie (aus meiner Sicht), und damit verdient sie ein wesentlich höheres Toleranzniveau. Und - um zur Ausgangsfrage zurück zu kehren: gerade in diesem 3. Bereich der Gewöhnung fallen die allermeisten kulturbedingten Fragestellungen. Ich rate daher gerade dort zu einer gesunden Duldsamkeit gegenüber den Überzeugungen des anderen.

Blessings
Christian O.
 

Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Sanftwut am Do 5. Feb 2009, 18:17

epaphroditus hat geschrieben:Hallo,
mich würde interessieren, wieviel Kultur wir in unseren Versammlungen haben und wo die Grenze zwischen Kultur und Evangelium liegt. Denn die Christen in anderen Gegenden der Erde leben das Evangelium anders als wir. Wer hat denn dann Recht?

Die gläubigen Christen lebten von Anfang immer in einer Kultur, die auch ihr persönliches Leben und Gemeindeleben prägte. Solange die Bibel keine eindeutigen Aussagen macht haben wir auch Freiheit, wie wir von dir angesprochene Punkte leben.

Es gab z.B. viele Jahrhunderte lang keine Liederbücher. Heute singen wir aus den verschiedensten Liederbüchern.
Was das Abendmahl angeht, ist es immer am besten so nah wie möglich am Wort Gottes zu bleiben. Beim Abendmahl wird übrigens nie von Wein gesprochen, sondern nur vom Kelch und vom Gewächs des Weinstocks. Es bleibt also jeder Gemeinde überlassen, ob es Wein, verdünnten Wein oder Traubensaft benutzt. Es sollte aber möglichst ein Getränk aus Trauben hergestellt sein.
Paulus erlaubt den Korintern sogar dass sie Götzenopferfleisch essen durften, da es keine magische Verunreinigung gibt. Wenn allerdings damit der Anschein eines Götzendienstes verbunden war, hatte diese Freiheit ihre Grenzen.

Gruß
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon epaphroditus am Do 5. Feb 2009, 21:53

hallo sanftwut

Sanftwut hat geschrieben:Was das Abendmahl angeht, ist es immer am besten so nah wie möglich am Wort Gottes zu bleiben. Beim Abendmahl wird übrigens nie von Wein gesprochen, sondern nur vom Kelch und vom Gewächs des Weinstocks. Es bleibt also jeder Gemeinde überlassen, ob es Wein, verdünnten Wein oder Traubensaft benutzt. Es sollte aber möglichst ein Getränk aus Trauben hergestellt sein.

Ich habe wie gesagt von Christen in Afrika gehört. Die haben nirgendwo Weintrauben. Muss man dort dann den Saft importieren oder können die Christen auch, wie es der Herr Jesus tat, eins der verbreiteten Getränke für dieses Erinnerungsmahl nutzen? Das ist doch nicht gerecht, wenn bestimmt die Hälfte der Menschheit kein richtiges Abendmahl feiern kann, weil keine Weintrauben da sind oder es einfach unerschwinglich ist.

IHV epaphroditus
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon johannes am Do 5. Feb 2009, 22:37

Ich denke die müssen kein Traubensaft verwenden.
Doch in Afrika sind die weit verbreiteten Getränkte oft Drogengetränke für den Götterkult. Das wäre dann auch nicht so angebracht.

Vieleicht geht auch wasser. Schließlich hat Jesus aus Wasser Wein gemacht :D
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon Sanftwut am Do 5. Feb 2009, 23:27

epaphroditus hat geschrieben: Das ist doch nicht gerecht, wenn bestimmt die Hälfte der Menschheit kein richtiges Abendmahl feiern kann, weil keine Weintrauben da sind oder es einfach unerschwinglich ist.

Der Herr wird sicher nichts dagegen haben, wenn Christen in einer bestimmten Ausnahmesituation einen anderen Saft für das Abendmahl verwenden. Dass diese Ausnahme für die Hälfte der Menschheit gelten soll, halte ich doch für etwas weit hergeholt.
Gruß
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Re: Kultur und Evangelium

Beitragvon ich am Fr 6. Feb 2009, 13:31

epaphroditus hat geschrieben: Das ist doch nicht gerecht, wenn bestimmt die Hälfte der Menschheit kein richtiges Abendmahl feiern kann, weil keine Weintrauben da sind oder es einfach unerschwinglich ist.

Wer hat dir denn den Bären aufgebunden?
ich
 

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