Der Geist der Erweckung

Bücher und Medien zur Brüderbewegung

Der Geist der Erweckung

Beitragvon schween am Sa 27. Nov 2010, 00:59

Ich habe vor kurzem das Buch "Der Geist der Erweckung" von Benedikt Peters gelesen.
Es hat den Untertitel "Die große Erweckung und die charismatische Bewegung", jedoch wird hauptsächlich sowohl ein Kurzprofil vom Leben und dem Predigtdienst von Jonathan Edwards als auch von George Whitefield gezeichnet.

Ich las mit großem Interesse diese zwei - zwar nur kurz angerissenen, aber doch ergreifenden und erbaulichen - Lebenszeugnisse. Der Bezug zu schwarmgeistigen Bewegungen wird zwar immer mal wieder aufgegriffen, aber nimmt die gebührliche Rolle von untergeordnetem Interesse ein.

Auch war ich sehr überrascht, dass schwarmgeistige Phänomene auch vor ein paar Jahrhunderten doch schon so stark vertreten waren. Damals vielleicht noch nicht global, sondern nur lokal begrenzt, aber dennoch keine Randerscheinung. Bemerkenswerte Vorläufer zu unserer Zeit!

Interessante und motivierende Kurzlektüre für übers Wochenende: 90 Seiten, 2-3 Euro.
schween
 
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Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon Christian O. am Mi 1. Dez 2010, 11:50

Hallo werter Schween,

darf ich fragen, wass Du unter "schwarmgeistigen Phänomenen" verstehst?

Blessings
Christian O.
 

Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon schween am Mi 1. Dez 2010, 16:11

Christian O. hat geschrieben:darf ich fragen, wass Du unter "schwarmgeistigen Phänomenen" verstehst?

Geistlich und übernatürlich gewirkte Manifestationen von Aufschreien, ekstatisches Reden, epileptischen Anfällen, Erbrechen, unangemessenes Weinen oder Lachen, zügelloses Tanzen, unkontrollierbare Bewegungen, Umherspringen, Wälzen auf dem Boden etc.

Im weiteren Sinne könnte man auch das Darüberhinausgehen über die Verheißungen Gottes, z.B. im Streben nach apostolischen Zeichengaben oder Schauwundern, auch dazu zählen.
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Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon Christian O. am Do 2. Dez 2010, 10:04

schween hat geschrieben:Im weiteren Sinne könnte man auch das Darüberhinausgehen über die Verheißungen Gottes, z.B. im Streben nach apostolischen Zeichengaben oder Schauwundern, auch dazu zählen.


Könntest Du das ein wenig erläutern?

Blessings
Christian O.
 

Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon schween am Fr 3. Dez 2010, 12:12

Nun ja, diese erstgenannten Phänomene verschieben die Aufmerksamkeit doch schon eher vom Glauben auf das Schauen. Dabei gilt doch:
"Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht." (Hebr 11,1)
und
"denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen" (2Kor 5,7)

Das zieht dann oft nach sich, dass man davon ausgeht, dass geistliche Dinge mit normalerweise mit sichtbaren Phänomenen einhergehen.
Wenn man dann mit dieser Herzensstellung die Evanglien und die Apostelgeschichte liest, kann man dies verkehrterweise auch anhand des Schriftzeugnisses nachvollziehen.
Dabei hatten sichtbare Wunderzeichen und irdische Segnungen nur ein Ziel: Die besseren (geistlichen) Verheißungen für den Menschen begreifbar zu umschreiben (Hebr 8,6; 10,1). Sie waren lediglich zur Zeit Jesu und der Apostel gegeben (Hebr 2,3-4) und erklären uns nun über die Heilige Schrift die geistliche Welt (Joh 20,29-31) - die Dinge, auf die es von Anfang an eigentlich ankam.

Warum die Christenheit gerade in unserer Zeit massenweise die geistlichen Segnungen nicht mehr kennt und die himmlischen Güter verachtet (Eph 1,3), und sich nach den spektakulären Schauwundern und Geisteswirkungen der Apostelzeit zurücksehnt, kann ich mir nur mit dem in die Endphase gehenden Gericht Gottes über die Gemeinde erklären (1Petr 4,17; 2Thess 2,11).


Zu diesen Dingen zähle ich nach der Bibel:
Schauwunder und Massenheilungen; Gebieten der Geister und Dämonenexorzismus; direkte Offenbarungen von Gott, das Zeichen des Sprachenredens und das direkte Reden Gottes durch Propheten sowie das Apostelamt...
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Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon Christian O. am Fr 3. Dez 2010, 13:04

Lieber Schween,

Schween hat geschrieben:Sie waren lediglich zur Zeit Jesu und der Apostel gegeben (Hebr 2,3-4)


Kannst Du mir bitte anhand des Textes von Hebr.2 erläutern, wie Du zu dieser Schlussfolgerung kommst? Und erlaube mir dazu direkt folgende ergänzende Frage: warum hat Gott die Verheißung von Gaben (u.a. Mk.16; 1.Kor.12) für eine so extrem kurze Zeitspanne in der Bibel niedergelegt? Das Markusevangelium wird auf die Jahre 50-60 n.Chr. (Rienecker) datiert, der 1. Korintherbrief auf ca. 53-55 n.Chr. (Walvoord), der Hebräerbrief auf ca. 60 (Remmers) bzw. 67-69 n.Chr. (McArthur). Im schlechtesten Fall gibt Gott also in Mk. 16 / 1. Kor.12 eine Verheißung bzw. Zusage, die er zeitgleich im Hebräerbrief für beendet erklärt, im besten Falle liegt dazwischen eine Zeitspanne von 19 Jahren. Es ist doch wohl sehr unwahrscheinlich, dass Gott etwas verheißt / zusagt, was schon wenig später keine Relevanz mehr hat, bzw. nur noch Indikator des Engerichts ist.

schween hat geschrieben: und sich nach den spektakulären Schauwundern und Geisteswirkungen der Apostelzeit zurücksehnt, kann ich mir nur mit dem in die Endphase gehenden Gericht Gottes über die Gemeinde erklären (1Petr 4,17; 2Thess 2,11)


Wie passt das z.B. mit Apg 4,29f: "Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus". Ist das auch die "Endphase des Gerichts Gottes".

Um die Diskussion anregend zu machen ein Zitat von LloydJones (zitiert in einem Aufsatz von John Piper: A Passion for Christ-Exalting Power): „(…) It is perfectly clear that in New Testament times, the gospel was authenticated in this way by signs, wonders and miracles of various characters and descriptions (...) Was it only meant to be true of the early church? (...) The Scriptures never anywhere say that these things were only temporary — never! There is no such statement anywhere (…).

Blessings
Christian O.
 

Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon schween am Fr 3. Dez 2010, 17:53

Nun ja, dies ist ein Thema, bei dem man sowohl ziemlich schnell über das Geschriebene hinausgehen kann als auch dahinter zurückbleiben als überkompensierte Gegenreaktion.

Zu Beginn ein klares Bekenntnis: Gott ist ein Gott, der (Ps 72,18; 77,15) Wunder tut; und zwar gestern, heute und in alle Ewigkeit (Mal 3,6; Hebr 13,8).

Das sollte man aber von den Wunderzeichen unterscheiden.
Jesus tat sowohl Schauwunder, um vor der Menge Seine Vollmacht zu beweisen (Joh 5,36; Joh 10,25.38), als auch ganz individuelle und persönliche Wunder, bei denen Er gebot, dies nicht weiter zu sagen (Mt 16,20; Mt 17,9; Mk 7,36; Mk 8,30; Lk 8,56; Lk 9,21). Weiter gab es Zeichen, die Ihn als verheißenen Messias kenntlich machen sollten (Mt 8,1-4; Joh 9,3.30-33; Mt 12,22f/Mt 9,33).

Ebenso hatten die Apostel eigene Zeichen, mit denen ihre Vollmacht als Apostel bestätigt wurden (2Kor 12,12; Apg 2,43; 5,12; Mk 16,17-18).

SO bestätigte der Herr am Anfang der Gemeindezeit Seine Werkzeuge:
"Diese wurde ja zuerst durch den Herrn verkündigt und ist uns dann von denen, die ihn gehört haben, bestätigt worden, wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen." (Hebräer 2,3-4)
Das Wort "gab" steht hier im Aorist Präteritum, eine griechische Zeitform, die eine in der Vergangenheit einmalig abgeschlossene Tatsache beschreibt.

Von den in Mk 16,17-18 verheißenen Zeichen ist z.B. in der Apostelgeschichte berichtet:
- Austreiben von Dämonen (Apg 16,18) -> Allerdings hier auch nach tagelangem Prüfen
- Reden in neuen Sprachen (Apg 2,4)
- Aufheben von Schlagen (Apg 28,3-6)
- Handauflegung (Apg 3,7; 5,12)

Gilt die Verheißung auch uns?
"Danach offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch saßen, und tadelte ihren Unglauben und die Härte ihres Herzens, daß sie denen, die ihn auferstanden gesehen hatten, nicht geglaubt hatten. Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen. Amen." (Markus 16,14-20)

Hier geht es um Zeichen. Nicht um die direkten geistlichen Güter. Zeichen sind lediglich Dinge, die auf das eigentliche verweisen. Zeichen sind nie zum Selbstzweck.

Wir sehen auch aus der Bibel, dass die Zeichen in der Regel für Israel waren (1Kor 1,22; Mt 12,38; Joh 2,23; Joh 3,2). So auch das Zeichen der Zungenrede: 1Kor 14,21-22.

Weiterhin leitete Gott eine neue Zeitepoche immer mit Zeichen ein, diese waren jedoch nie dauerhaft da, nur zum Beginn zur Bestätigung:
1) die Zeit des Gesetzes (2Mo 19,1ff; Hebr 12,18ff)
2) Zeit der Propheten (1Kö 17 – 2Kö 13)
3) die Zeit des Messias (Lk 2,12.34; Mt 8,1-16)
4) die Zeit der Apostel (Apg 2,43; 2Kor 12,12)
5) die Zeit der Heiden (Apg 14,1ff; Röm 15,18)
6) die Zeit des Endes (2Thess 2,1ff: betrügerische Zeichen)
7) den Tag des Herrn (Joel 3,3ff)
8) die antichristliche Zeit (2Thess 2,1ff; Offb 13,11ff; Mk 24,24)

Zeichen waren jedoch nie das eigentliche Ziel, sondern nur eine Hilfe auf den Glauben hin. Diese Aufgabe hat heute die Bibel eingenommen (das Neue Testament gab es ja am Anfang der Apostolischen Zeiten nicht): Joh 20,29-31.
Dieses Wort Gottes ist auch das einzige, das Glauben erwirken kann: Lk 16,31; Röm 10,17; 2Tim 3,14-4,5. Die Zeichen können das nicht. Selbst Jesus vertraute sich nicht den Zeichengläubigen an, sondern den wirklich Suchenden: Joh 2,23-24.

Übrigens steht dies auch klar für einige Geisteswirkungen klar geschrieben: 1Kor 13,8-13. Es sind also nicht alle Gnadengaben für die Dauer gegeben. - Das geschriebene Wort der Bibel hat - vor allem heute, da es vollendet ist - eine unvorstellbar höhere Stellung, als wir es uns manchmal vorstellen mögen!

Es ist auch interessant zu beobachten, wie diese vollmächtigen Wunderzeichen schon in der Apostelzeit zurückgingen (man lese mal die Apostelgeschichte konzentriert nach diesem Gesichtspunkt durch). Auch der Paulus, der einst mit dem Taschentuch heilte (Apg 19,12), musste in den späteren Briefen andere Zeugnisse geben: 1Tim 5,23; Phil 2,25-27; 2Tim 4,20.
Dämonenaustreibungen geschahen auch interessanterweise lediglich zu Jesu Zeiten in Israel, in der Apostelgeschichte dann lediglich noch vereinzelt, in den Lehrbriefen ist dies gar kein Thema mehr für die Gemeinden.

Ich glaube jedoch, dass alle anderen Gnadengaben vorhanden und lebensnotwendig für die heutige Gemeindezeit sind. Auch glaub ich an das personliche Erbarmen des Herrn in souveränen Wundern, die Er nach Seinem Willen zu unserem Besten gibt.
Jedoch glaub ich der Bibel auch, wenn sie sagt, dass bestimmte Gaben zurückgenommen wurden sind und dass wir viel größere geistliche Werke haben als die vorschattenden Zeichen einst selbst waren.


Was ist das nun also, wenn man von den geistlichen Verheißungen zurück zu den vorschattenden Zeichen geht? Ist dies ein wachstümlicher Aufstieg oder ein Abstieg?
Was ist das auch für eine Frucht, wenn Menschen sich geistlich erregt unkontrolliert, unbeherrscht und unordentlich benehmen?
"Die Frucht des Geistes aber ist [...] Selbstbeherrschung." (Galater 5,22)
"Laßt alles anständig und ordentlich zugehen!" (1.Korinther 14,40)


Wohl aber sind Zeichen und Wunder für die unsrige letzte Zeit bedeutsam, denn so wie die Zauberer des Pharao Moses Wunder nachäfften, wird der Teufel diese Dinge benutzen, um die Menschen vom Glauben hin zum Schauen ziehen: Mt 24,24; 2Thess 2,9; Offb 13,13.

Dazu: Vorkommen der Wortgruppe „Zeichen, Wunder, Kraftwirkungen“ oder „Zeichen und Wunder“ im NT:
> Mt 24,24 und Mk 13,22: Warnungen in den Endzeitreden vor Falschem!
> Joh 4,48: Warnungen, den Zeichen zu glauben (für uns aufgeschrieben Joh 20,30)
> Apg 2,19.22.43; 4,30; 5,12; 6,8; 7,36; 14,3; 15,12.19: Praxis der Apostel in der Urgemeinde
> 2Kor 12,12: die Apostel hatten spezielle Zeichen
> 2Thess 2,9: falsche Zeichen werden dem Antichristen den Weg bereiten
> Hebr 2,1-4: Zeichen waren begrenzt auf den Herrn Jesus und die Apostel
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Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon Christian O. am Di 7. Dez 2010, 17:35

Lieber Schween,

wow, eine fertige Ausarbeitung, direkt aus dem cessationistischen Lehrbuch ;).

Ich weiss noch nicht, ob ich darauf ausführlicher eingehe, denn dies haben andere bereits in diversen Formen getan. Z.B. existieren Ausarbeitungen von John Piper oder Roland Odenwald, bzw. gute Bücher von Reimer und anderen zu diesen Sachfragen.

Eine Frage hätte ich aber als "Nichtgrieche". Du schreibst:
"Diese wurde ja zuerst durch den Herrn verkündigt und ist uns dann von denen, die ihn gehört haben, bestätigt worden, wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen." (Hebräer 2,3-4)
Das Wort "gab" steht hier im Aorist Präteritum, eine griechische Zeitform, die eine in der Vergangenheit einmalig abgeschlossene Tatsache beschreibt.

Ich habe jetzt mal mit meinen bescheidenen Möglichkeiten nachgeschaut, und finde συνεπιμαρτυροῦντος (zugleich bezeugend) als Präsens aktiv, und nicht in der von Dir beschriebenen Form. Kannst Du mir da nachvollziehbar weiterhelfen?

Wo wir gerade bei Fragen sind: Du schreibst, Zeichen sind "in der Regel" für Israel. Nun, die Zungenrede in 1.Kor.14 ist für die "Ungläubigen". Paulus ist denke ich sehr genau, und wenn er "Israel" gemeint hätte, dann hätte er es auch so geschrieben, anstatt einem AT - Zitat an dieser Stelle einen differenzierten Inhalt zu geben. Ausserdem vergleiche einmal Jer. 32,20 (NEÜ): "Schon in Ägypten und bis heute hast du Zeichen und Wunder getan an Israel und auch an anderen Menschen. So hast du dir bis heute einen Namen gemacht." Ähnliche Information über die Adressaten von Zeichen und Wundern finden wir auch in Luk. 4.24-27.

Nun nimmst Du Mk. 16 mit dem Ziel darzulegen, dass nur die "elf Apostel" mit der Verheißung gemeint sind. Sorry, aber "diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind". Eine einfache sprachliche Analyse führt zu dem Ergebnis, dass die "die gläubig geworden sind" nicht deckungsgleich mit den Elfen sind. Interessant auch im Zusammenhang mit dem vorherigen Punkt ist, dass gerade im angeblichen "Decrescendo" der Zeichen und Wunder am Ende der Apostelgeschichte gerade die Zeichen von Mk.16 auftreten, und das definitiv nicht unter den Juden, sondern unter den Barbaren (Apg.28,2).

Und noch was: sind Zeichen und Wunder in der Apg. exklusiv apostolisch? Ich denke nein, denn Apg.15,25 "(..) hörte Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott unter den Nationen durch sie getan habe (...) lehrt uns anders. Oder aber diese Stelle: "Stephanus aber, voller Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk" (Apg. 6,8), und der war nun definitiv kein Apostel.

Nun habe ich doch schon wieder mehr geschrieben als geplant. :) Abschließend zwei Zitate, unverfänglich, da von konservativsten Autoren (jew. zitiert bei Reimer: "Gaben - warum nicht", S. 46):

Arend Remmers: "Eine klare und eindeutige Angabe, dass es die Zeichengaben wir das Reden in Sparchen und die Gnadengaben der Heilung zu einer späteren Zeit nicht mehr geben würde, finden wir im Neuen Testament nicht".

Ernst Trachsel - Pauli: "Keine einzige Bibelstelle gibt uns einen Hinweis, dass einige der in 1.Kor.12 erwähnten Gaben zeitbegrenzt wären".

Blessings
Christian O.
 

Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon schween am Mi 8. Dez 2010, 01:42

Christian O. hat geschrieben:wow, eine fertige Ausarbeitung, direkt aus dem cessationistischen Lehrbuch ;).

Nun, da werd ich dich enttäuschen und jeden, der Schubladendenken praktiziert, dieses erschüttern müssen. Man kann interessanterweise mit Bibellesen (ggf. mit Konkordanz) zur Erkenntnis kommen und sehen, was die Bibel für ein Zeugnis zu einem bestimmten Thema gibt. Da brauch man gar keine Lehrbücher - ich denke, das ist in der heutigen Zeit eh eine schlimme Sache. Wie schnell ist man dadurch doch menschenabhängig (und damit ein Götzendiener), weil man bestimmten Lehrmodellen oder Lehrern hinterherdackelt.
Ich musste eben sogar nachschauen, was "cessationistisch" eigentlich ist. Da scheinst du belesener zu sein als ich.

Im Übrigen ist es mir ziemlich egal, was Menschen zu einem solchen Thema sagen, egal wie große Gottesmänner sie waren oder sein mögen. Mich beeindrucken auch noch so viele Zitate von Bibelauslegern nicht; ich will nur das ernst nehmen, was wirklich geschrieben steht.

Christian O. hat geschrieben:Ich habe jetzt mal mit meinen bescheidenen Möglichkeiten nachgeschaut, und finde συνεπιμαρτυροῦντος (zugleich bezeugend) als Präsens aktiv, und nicht in der von Dir beschriebenen Form. Kannst Du mir da nachvollziehbar weiterhelfen?

Dann wäre es in keiner Bibelübersetzung gerechtfertigt, "gab", "mitzeugte" oder andere Vergangenheitsformen zu übersetzen. Für detailierteres müsste ich erst noch einmal genauer nachforschen, was im Moment zeitlich schwierig ist.

Christian O. hat geschrieben:Wo wir gerade bei Fragen sind: Du schreibst, Zeichen sind "in der Regel" für Israel.

Nun, Zeichen sind nie zum Selbstzweck, sondern verweisen immer auf die eigentliche Sache. Man beachte beim Lesen einfach mal den Zusammenhang zwischen Israel und der Erwähnung von Zeichen im Vergleich zu den Heiden. Keine Regel ohne Ausnahme, aber man sieht doch (auch im Zusammenhang mit 1Kor 1,22) die Gewichtung.

Christian O. hat geschrieben:Nun, die Zungenrede in 1.Kor.14 ist für die "Ungläubigen". Paulus ist denke ich sehr genau, und wenn er "Israel" gemeint hätte, dann hätte er es auch so geschrieben

"Im Gesetz steht geschrieben: »Ich will mit fremden Sprachen und mit fremden Lippen zu diesem Volk reden, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr«. Darum dienen die Sprachen als ein Zeichen, und zwar nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die Weissagung aber ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn nun die ganze Gemeinde am selben Ort zusammenkäme, und alle würden in Sprachen reden, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, daß ihr von Sinnen seid?" (1.Korinther 14,21-23)

Hier müssen wir den Zusammenhang betrachten. Paulus zitiert die Gerichtsstelle über Israel aus Jesaja 28. Diese fremden Sprachen sollte den Israeliten ein Zeichen des bevorstehenden Gerichtes sein. So auch in der apostolischen Zeit: Die Juden, die nicht an Jesus glauben wollten, sind mit den Ungläubigen aus Vers 22 gemeint, allein wegen des Zusammenganges zu Vers 21 und wegen des sich sonst widersprechenden Verses 23. Ich denke, hier lässt Paulus keinen Zweifel daran, dass Israel gemeint war. Und dieses Zeichen hatte seine Gerichtsankündigung - einst auf Babylon, jetzt auf Titus 70 n.Chr. hin - erfüllt.

Christian O. hat geschrieben:Nun nimmst Du Mk. 16 mit dem Ziel darzulegen, dass nur die "elf Apostel" mit der Verheißung gemeint sind.

Markus 16,17 ist sicher nicht ausschließlich auf die direkte Wirkung durch die Elf bezogen - das sieht man, wie du schon richtig sagst, an der Formulierung -, sehr wahrscheinlich aber auf die Zeit, in der diese Elf gewirkt haben. Das deckt sich dann mit den Berichten der Apostelgeschichte und mit Hebräer 2,3-4.
Wer heute noch die Zeichen für so extrem wichtig hält, der beschäftigt sich mit eher dem Schatten als dem Körper der diesen wirft.

Christian O. hat geschrieben:Arend Remmers: "Eine klare und eindeutige Angabe, dass es die Zeichengaben wir das Reden in Sparchen und die Gnadengaben der Heilung zu einer späteren Zeit nicht mehr geben würde, finden wir im Neuen Testament nicht".

Ich denke, du spielst hier auf das Buch "Geistesgaben oder Schwärmerei" an. Da empfehle ich dir mal den Zusammenhang zu lesen: http://www.bibelkommentare.de/pdf/374.pdf - Mir scheint, hier hat Reimer "halbzitiert".

Christian O. hat geschrieben:Ernst Trachsel - Pauli: "Keine einzige Bibelstelle gibt uns einen Hinweis, dass einige der in 1.Kor.12 erwähnten Gaben zeitbegrenzt wären".

Diese absolut-autoritative, fast schon trotzige, Behauptung tut dem Folgekapitel (1Kor 13) Gewalt an.

Hier kann ich nur wieder erneuern: Mich interessiert eigentlich überhaupt nicht, was Menschen dazu meinen!
Soll nicht böse oder überheblich gemeint sein, aber da bin ich konsequent.
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Re: Der Geist der Erweckung

Beitragvon toffil am Do 9. Dez 2010, 15:07

Christian O. hat geschrieben:Ernst Trachsel - Pauli: "Keine einzige Bibelstelle gibt uns einen Hinweis, dass einige der in 1.Kor.12 erwähnten Gaben zeitbegrenzt wären".

Diese absolut-autoritative, fast schon trotzige, Behauptung tut dem Folgekapitel (1Kor 13) Gewalt an.

Hier kann ich nur wieder erneuern: Mich interessiert eigentlich überhaupt nicht, was Menschen dazu meinen!
Soll nicht böse oder überheblich gemeint sein, aber da bin ich konsequent.[/quote]
Mein Eindruck ist, dass Du das genaue Gegenteil bist. Denn während Du auf der einen Seite sagst, Dich ausschließlich an der Schrift orientieren zu wollen, legst Du selbst etwas in diese hinein, was dort nicht steht.
Denn es ist schlicht wahr, dass die Bibel nichts über eine entsprechende Zeitbegrenztheit schreibt, es sei denn es wäre bisher von allen übersehen worden.

Und wenn Du schreibst, dass Paulus' Aussagen an Israel gerichtet waren, dann interpretierst Du schon etwas in die Stelle hinein, was dort gar nicht steht. Schließlich steht die paulinische Aussage in einem Brief an die Korinther. Und sofern klar ist, dass ganz viele der paulinischen Vorgaben sicherlich der gesamten Christenheit gelten und dass es beispielsweise Zungen- oder Sprachenreden auch heute definitiv noch gibt, paßt Deine Einschätzung nicht.
toffil
 

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