von schween am Fr 3. Dez 2010, 17:53
Nun ja, dies ist ein Thema, bei dem man sowohl ziemlich schnell über das Geschriebene hinausgehen kann als auch dahinter zurückbleiben als überkompensierte Gegenreaktion.
Zu Beginn ein klares Bekenntnis: Gott ist ein Gott, der (Ps 72,18; 77,15) Wunder tut; und zwar gestern, heute und in alle Ewigkeit (Mal 3,6; Hebr 13,8).
Das sollte man aber von den Wunderzeichen unterscheiden.
Jesus tat sowohl Schauwunder, um vor der Menge Seine Vollmacht zu beweisen (Joh 5,36; Joh 10,25.38), als auch ganz individuelle und persönliche Wunder, bei denen Er gebot, dies nicht weiter zu sagen (Mt 16,20; Mt 17,9; Mk 7,36; Mk 8,30; Lk 8,56; Lk 9,21). Weiter gab es Zeichen, die Ihn als verheißenen Messias kenntlich machen sollten (Mt 8,1-4; Joh 9,3.30-33; Mt 12,22f/Mt 9,33).
Ebenso hatten die Apostel eigene Zeichen, mit denen ihre Vollmacht als Apostel bestätigt wurden (2Kor 12,12; Apg 2,43; 5,12; Mk 16,17-18).
SO bestätigte der Herr am Anfang der Gemeindezeit Seine Werkzeuge:
"Diese wurde ja zuerst durch den Herrn verkündigt und ist uns dann von denen, die ihn gehört haben, bestätigt worden, wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen." (Hebräer 2,3-4)
Das Wort "gab" steht hier im Aorist Präteritum, eine griechische Zeitform, die eine in der Vergangenheit einmalig abgeschlossene Tatsache beschreibt.
Von den in Mk 16,17-18 verheißenen Zeichen ist z.B. in der Apostelgeschichte berichtet:
- Austreiben von Dämonen (Apg 16,18) -> Allerdings hier auch nach tagelangem Prüfen
- Reden in neuen Sprachen (Apg 2,4)
- Aufheben von Schlagen (Apg 28,3-6)
- Handauflegung (Apg 3,7; 5,12)
Gilt die Verheißung auch uns?
"Danach offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch saßen, und tadelte ihren Unglauben und die Härte ihres Herzens, daß sie denen, die ihn auferstanden gesehen hatten, nicht geglaubt hatten. Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen. Amen." (Markus 16,14-20)
Hier geht es um Zeichen. Nicht um die direkten geistlichen Güter. Zeichen sind lediglich Dinge, die auf das eigentliche verweisen. Zeichen sind nie zum Selbstzweck.
Wir sehen auch aus der Bibel, dass die Zeichen in der Regel für Israel waren (1Kor 1,22; Mt 12,38; Joh 2,23; Joh 3,2). So auch das Zeichen der Zungenrede: 1Kor 14,21-22.
Weiterhin leitete Gott eine neue Zeitepoche immer mit Zeichen ein, diese waren jedoch nie dauerhaft da, nur zum Beginn zur Bestätigung:
1) die Zeit des Gesetzes (2Mo 19,1ff; Hebr 12,18ff)
2) Zeit der Propheten (1Kö 17 – 2Kö 13)
3) die Zeit des Messias (Lk 2,12.34; Mt 8,1-16)
4) die Zeit der Apostel (Apg 2,43; 2Kor 12,12)
5) die Zeit der Heiden (Apg 14,1ff; Röm 15,18)
6) die Zeit des Endes (2Thess 2,1ff: betrügerische Zeichen)
7) den Tag des Herrn (Joel 3,3ff)
8) die antichristliche Zeit (2Thess 2,1ff; Offb 13,11ff; Mk 24,24)
Zeichen waren jedoch nie das eigentliche Ziel, sondern nur eine Hilfe auf den Glauben hin. Diese Aufgabe hat heute die Bibel eingenommen (das Neue Testament gab es ja am Anfang der Apostolischen Zeiten nicht): Joh 20,29-31.
Dieses Wort Gottes ist auch das einzige, das Glauben erwirken kann: Lk 16,31; Röm 10,17; 2Tim 3,14-4,5. Die Zeichen können das nicht. Selbst Jesus vertraute sich nicht den Zeichengläubigen an, sondern den wirklich Suchenden: Joh 2,23-24.
Übrigens steht dies auch klar für einige Geisteswirkungen klar geschrieben: 1Kor 13,8-13. Es sind also nicht alle Gnadengaben für die Dauer gegeben. - Das geschriebene Wort der Bibel hat - vor allem heute, da es vollendet ist - eine unvorstellbar höhere Stellung, als wir es uns manchmal vorstellen mögen!
Es ist auch interessant zu beobachten, wie diese vollmächtigen Wunderzeichen schon in der Apostelzeit zurückgingen (man lese mal die Apostelgeschichte konzentriert nach diesem Gesichtspunkt durch). Auch der Paulus, der einst mit dem Taschentuch heilte (Apg 19,12), musste in den späteren Briefen andere Zeugnisse geben: 1Tim 5,23; Phil 2,25-27; 2Tim 4,20.
Dämonenaustreibungen geschahen auch interessanterweise lediglich zu Jesu Zeiten in Israel, in der Apostelgeschichte dann lediglich noch vereinzelt, in den Lehrbriefen ist dies gar kein Thema mehr für die Gemeinden.
Ich glaube jedoch, dass alle anderen Gnadengaben vorhanden und lebensnotwendig für die heutige Gemeindezeit sind. Auch glaub ich an das personliche Erbarmen des Herrn in souveränen Wundern, die Er nach Seinem Willen zu unserem Besten gibt.
Jedoch glaub ich der Bibel auch, wenn sie sagt, dass bestimmte Gaben zurückgenommen wurden sind und dass wir viel größere geistliche Werke haben als die vorschattenden Zeichen einst selbst waren.
Was ist das nun also, wenn man von den geistlichen Verheißungen zurück zu den vorschattenden Zeichen geht? Ist dies ein wachstümlicher Aufstieg oder ein Abstieg?
Was ist das auch für eine Frucht, wenn Menschen sich geistlich erregt unkontrolliert, unbeherrscht und unordentlich benehmen?
"Die Frucht des Geistes aber ist [...] Selbstbeherrschung." (Galater 5,22)
"Laßt alles anständig und ordentlich zugehen!" (1.Korinther 14,40)
Wohl aber sind Zeichen und Wunder für die unsrige letzte Zeit bedeutsam, denn so wie die Zauberer des Pharao Moses Wunder nachäfften, wird der Teufel diese Dinge benutzen, um die Menschen vom Glauben hin zum Schauen ziehen: Mt 24,24; 2Thess 2,9; Offb 13,13.
Dazu: Vorkommen der Wortgruppe „Zeichen, Wunder, Kraftwirkungen“ oder „Zeichen und Wunder“ im NT:
> Mt 24,24 und Mk 13,22: Warnungen in den Endzeitreden vor Falschem!
> Joh 4,48: Warnungen, den Zeichen zu glauben (für uns aufgeschrieben Joh 20,30)
> Apg 2,19.22.43; 4,30; 5,12; 6,8; 7,36; 14,3; 15,12.19: Praxis der Apostel in der Urgemeinde
> 2Kor 12,12: die Apostel hatten spezielle Zeichen
> 2Thess 2,9: falsche Zeichen werden dem Antichristen den Weg bereiten
> Hebr 2,1-4: Zeichen waren begrenzt auf den Herrn Jesus und die Apostel