von epaphroditus am Mi 3. Jun 2009, 00:42
diese frage wurde bereits im botschafter 1932 von rudolf brockhaus bzw. denen, die ihm ihre briefe zu dem thema schrieben beantwortet. hier das zitat:
Die sogenannte „Brüderstunde“
Ein älterer langjähriger Leser des „Botschafter“ schreibt mir: „Kürzlich beschäftigte mich die Frage: „Was ist die Brüderstunde (die Stunde also, in welcher Brüder sich zusammenfinden, um die Angelegenheiten der örtlichen Versammlung zu besprechen), und wer hat in ihr seinen Platz?“ Drei liebe Brüder gaben mir auf diese Fragen die in Abschrift beiliegenden Antworten. Vielleicht wäre ihre Kundgebung im „Botschafter“ nützlich und manchem willkommen.“ – Da die Antworten, wie mir scheint, manchen guten Wink enthalten, gebe ich sie gern wieder und lasse sie der Reihe nach hier folgen. Naturgemäß entwickeln sie verschiedene ähnliche Gedanken, deren Wiederholung aber nicht unangenehm wirkt.
Bruder I. „Brüderstunden“ dienen dazu, um im Aufblick zum Herrn Fragen zu regeln, mit denen die ganze Versammlung nicht beschäftigt oder gar beunruhigt zu werden braucht; dann aber auch, um Zustände oder Vorkommnisse klarzustellen, die, wenn nötig, der Versammlung als untersucht zur Beurteilung vorzulegen sind, z.B. wenn es sich um Zulassung zum Brotbrechen oder um Ausübung der Zucht handelt. Die Versammlung beurteilt das, was die Brüder ihr als das nach ihrer Überzeugung dem Herrn wohlgefällige vortragen. Die Versammlung nimmt die Handlung vor und ist dafür dem Herrn verantwortlich. Nach Matth. 18,18-20 finden nur Handlungen, die von den zu dem Namen Jesu hin Versammelten, es seien viele oder wenige, mit dem Herrn in der Mitte, ausgeführt werden, die Bestätigung des Himmels. „Brüderstunden“ werden in buchstäblichem Sinne in der Schrift nirgendwo angeordnet. Sie haben sich aber aus den oben angeführten Gründen für eine größere Versammlung als notwendig erwiesen und haben überall Bestätigung gefunden. Bei Fragen oder Handlungen, die der Beurteilung der ganzen Versammlung unterliegen, bildet die Brüderversammlung gleichsam eine vorbereitende Einrichtung, die aber keinerlei Anspruch auf Autorität hat. Hierher gehört nicht die Ordnung äußerer Fragen, Geldfragen, Raumfragen und dergleichen. Da kann die Brüderstunde selbständig handeln, es sei denn, daß es Dinge sind, die von der Allgemeinheit entschieden werden müssen.
Wenn nun gefragt wird, welche Personen ihren Platz in der Brüderstunde haben, so kommen zunächst solche in Betracht, die ein tiefes Verantwortungsgefühl vor dem Herrn besitzen. Weiter müssen sie ein wahres Interesse für Ihn und Seine Sache haben. Außerdem ist es wünschenswert, daß sie besonnen, nüchtern und urteilsfähig sind. „Schwache im Glauben“ eignen sich nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen. (Röm. 14,1) Jedenfalls sollten wenig urteilsfähige Brüder zurückhaltend sein. Außerdem müssen die Brüder verschwiegen sein. Aus alledem ergibt sich wohl, daß ganz junge Brüder im allgemeinen der Brüderstunde fernbleiben sollten, aber auch unbesonnene Brüder und solche, die nicht schweigen können.
Bruder II. Das Wort „Brüderstunde“ oder „Brüderversammlung“ findet sich zwar im Worte Gottes nicht, und dennoch wäre kaum eine andere Bezeichnung für den gedachten Zweck zu finden. Es ist nach den persönlichen Unterweisungen unseres geliebten Herrn in Matth. 18,15-20 zu gewissen Zeiten nötig, die Versammlung zu befragen oder ihr urteil zu hören, aber es entspricht wohl nicht Seinen Gedanken oder den Unterweisungen der Schrift, bei allen vorkommenden Fragen die Entscheidung der ganzen Versammlung anzurufen.
Die erste „Brüderversammlung“ finden wir wohl in Apstgsch. 6,2. Unter den dort genannten Jüngern oder Brüdern könnten nun alle in Jerusalem der Versammlung angehörenden Brüder vermutet werden; indes belehrt uns das Wort in Apstgsch. 15,1-29, daß der Heilige Geist die Ordnung der damals vorliegenden ernsten Frage zunächst nicht auf die Herzen aller Brüder gelegt hat. Die ganze Versammlung wird erst im 22. Verse genannt. Es ist sicher das Vorrecht aller Brüder einer örtlichen Versammlung, an dem Wohl und Wehe der Versammlung teilzunehmen; auch dürfte unserer Fürbitte dahin gehen, daß mehr nüchterne Brüder sich finden möchten, die über dieses Wohl und Wehe wachen.
Woran sind nun solche Brüder zu erkennen? Erstens wachen sie über ihr eigenes Haus. Sein eigenes Haus vernachlässigen und dabei Sorge um die Versammlung Gottes tragen wollen, wie reimt sich das zusammen? Am meisten wird es jedem Bruder, der das Wohl der Vielen und die Ehre des Herrn sucht, darum zu tun sein, persönlich in der Furcht des Herrn zu wandeln und alle Sorgen der Versammlung auf betendem Herzen zu tragen.
Wer solches aufrichtig zu tun begehrt, der hat einen Platz in der Brüderstunde und sollte, soweit möglich, nie fehlen.
Bruder III. Die „Brüderstunde“ darf man vor allen Dingen nicht als eine bestimmende, regierende Einrichtung betrachten. Sie ist nur Mittel zum Zweck, und ist entstanden auf Grund guter menschlicher Überlegungen, ohne daß wir für sie ein begründendes Schriftwort hätten, es sei denn 1. Kor. 14,40.
Die in ihr gepflogenen Besprechungen können nur vorbereitender und beratender Natur, aber nicht endgültig beschließend sein. Die Versammlung (Brüder und Schwestern) steht verantwortlich vor Gott da. Sie untersteht auch nicht einem Brüderrat (ein neuzeitlicher Begriff), schätzt aber dankbar die Mahnungen der Brüder und ihren Rat, zumal sie ihnen das Vertrauen entgegenbringt, daß sie sich im Interesse der Gesamtheit mit den Angelegenheiten der Versammlung vor Gott beschäftigten, ohne Gunst und Parteilichkeit. Es können eben nicht alle Geschwister sich um jede einzelne Angelegenheit der örtlichen Versammlung bekümmern; daher die Brüderstunde, in welcher diese Angelegenheiten besehen und eingehend besprochen werden. Dem Ergebnis dieser Besprechungen werden wir wohl in den meisten Fällen zustimmen können, werden uns vielleicht aber auch einmal veranlaßt sehen, Einspruch zu erheben. Dies letztere muß das Recht nicht nur jedes Bruder, sondern auch jeder Schwester bleiben.
„Die „Brüderstunde“ ist und bleibt also eine menschliche Einrichtung, die in bester Überzeugung getroffen ist, aber nur dann die göttliche Anerkennung haben wird, wenn die Brüder abhängig und demütig bleiben und vor allem sich nicht eine Herrscherrolle anmaßen.
ich denke dem muss man nichts hinzufügen. vielleicht sollte sich die eine oder andere brüderstunde mal mit dem thema beschäftigen und überlegen, ob die kritierien für sie wirklich zu treffen.
im herrn verbunden
epaphroditus