Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Bibelverständnis der Brüderbewegung in Theorie und Praxis

Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Fr 28. Nov 2008, 16:31

Hallo zusammen,

auf Anregung von Toffil (siehe http://forum.bruederbewegung.de/viewtopic.php?f=4&p=266&sid=38389620b3a5578f9788ffc36885b78a&sid=38389620b3a5578f9788ffc36885b78a#p266) eröffne ich dieses Thema.

Es stehen zwei Thesen im Raum:

These 1: "Aus einer Anpassung an eine veränderte Situation, seien es gesellschaftliche oder demographische oder sonstige Entwicklungen, kann niemals Segen entstehen. Genau hier liegt nämlich die Crux in der Christenheit, die meint, man müsse mit der Zeit gehen."

These 2: "wenn Gemeinde Gottes in dieser Welt nicht ein sehr genaues Auge auf gesellschaftliche, demografische oder sonstige Entwicklungen hat, und auf diese auch im Rahmen der klaren Lehre des Wortes Gottes reagiert, wird sie über kurz oder lang Ihrem von Gott gegebenen Auftrag nicht mehr gerecht."

Toffil schrieb dazu u.a. das Folgende:

"Erstens scheint es hier also durchaus darum zu gehen, sich grundsätzlich soweit es möglich ist abzusondern und sozusagen nur zum Evangelisieren "in die Welt", nämlich hinaus, zu gehen. Bei unseren gesellschaftlichen Bedingungen heute verstehe ich das in etwa so, dass man idealerweise nur das in der Welt erledigen soll, was man muß, also die Arbeit beispielsweise oder Behördengänge oder wasweißich, und den Rest der Zeit unser Seinesgleichen verbringen sollte. Neben der "organisierten" Evangelisation wäre dies die Gelegenheit, der Welt Salz und Licht zu sein (ich muß gestehen, dass ich persönlich ganz und gar nicht so lebe, aber ich habe vermehrt das Gefühl, ich sollte an dieser Stelle etwas ändern).

Zweitens lesen wir am Anfang der Apostelgeschichte nichts davon, dass die Gemeinde überhaupt evangelisierte. Aber "der Herr fügte hinzu".

Drittens sind die Apostel losgezogen und haben in keinster Weise "Marketing des Evangeliums" betrieben, sondern den Leuten einfach eine klare und deutliche Botschaft verkündigt
.

Ich freue mich auf einen anregenden Austausch.

Blessings
Christian O.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Stefan am Sa 14. Feb 2009, 19:30

Christian O. hat geschrieben:… Marketing des Evangeliums …

Ich denke, das ist ein gutes Stichwort, unter dem man eine Menge seltsamer Erscheinungen zusammenfassen kann. Noch gut in Erinnerung sind mir die Absonderlichkeiten anläßlich der Fußball-WM, wo auch der Evangelisationsgedanke herhalten mußte, um die eigene Fußballbegeisterung fromm zu tarnen und eine Rechtfertigung dafür zu haben, in Gemeindehäusern Fußballübertragungen zu organisieren.
Die ersten Gemeinden sind hingegen nicht gewachsen, weil sie sich der Welt angepaßt hätten, sondern im Gegenteil dadurch, daß sie sich so scharf abgegrenzt haben, daß einige sogar Furcht hatten, sich (unberechtigt, aus fleischlichen Motiven) zur Gemeinde zu halten (Apg. 5, 13).
Stefan
 
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Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon toffil am So 15. Feb 2009, 11:40

Stefan hat geschrieben:
Christian O. hat geschrieben:… Marketing des Evangeliums …

Ich denke, das ist ein gutes Stichwort, unter dem man eine Menge seltsamer Erscheinungen zusammenfassen kann. Noch gut in Erinnerung sind mir die Absonderlichkeiten anläßlich der Fußball-WM, wo auch der Evangelisationsgedanke herhalten mußte, um die eigene Fußballbegeisterung fromm zu tarnen und eine Rechtfertigung dafür zu haben, in Gemeindehäusern Fußballübertragungen zu organisieren.
Die ersten Gemeinden sind hingegen nicht gewachsen, weil sie sich der Welt angepaßt hätten, sondern im Gegenteil dadurch, daß sie sich so scharf abgegrenzt haben, daß einige sogar Furcht hatten, sich (unberechtigt, aus fleischlichen Motiven) zur Gemeinde zu halten (Apg. 5, 13).

Genauso ist es. Und ich sitze deshalb um diese Zeit am Computer, weil die Gemeinde, zu welcher ich einmal gehörte, dies partout nicht verstehen kann (oder will).

Traurig ist das.
toffil
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon ich am So 15. Feb 2009, 17:29

toffil hat geschrieben: Traurig ist das.


Dafür bist Du aber verantwotlich.
ich
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Stefan am So 15. Feb 2009, 18:24

ich hat geschrieben:
toffil hat geschrieben: Traurig ist das.

Dafür bist Du aber verantwotlich.

Kennst Du die Hintergründe oder haust Du solche Bemerkungen nur mal so zum Spaß ’raus?
Stefan
 
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Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon toffil am So 15. Feb 2009, 19:09

ich hat geschrieben:
toffil hat geschrieben: Traurig ist das.


Dafür bist Du aber verantwotlich.

Kannst Du mir das näher erläutern?
toffil
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Samuel A. am So 15. Nov 2009, 17:45

Liebe Geschwister,

ich finde es schade, dass dieses Thema nicht weiter behandelt wird. Kennt ihr das Buch "der Insider" von Jim Peterson (CLV-Verlag). Dort geht es um Freundschaftsevangelisation oder auch Persönliche Evangelisation genannt. Der Autor versucht seinen Standpunkt biblisch zu begründen, scheint mir aber an einigen Stellen auf fleischliche Methoden zu setzen, anstatt zu vertrauen, dass der Geist Gottes den Menschen zum Umkehr führt.

Er lehnt es ab sich von der Welt abzusondern, wie früher die Gläubigen vor einem Jahrhundert es noch getan haben. Mein Hauskreisleiter hat diese Art von Evangelisation übernommen und will uns Hauskreismitglieder dazu motivieren auch so zu handeln. Sollen wir uns auf diese Ebene hinabbegeben, mal mit ungläubigen Bekannten einfach mal ausgehen, Party machen, oder einfach nur zum Essen einladen?

Wie erreichen wir Menschen für das Evangelium ohne uns zu versündigen?

Oder müssen wir einfach vertrauen, dass einige von uns zum Straßenprediger berufen werden?
Gruß und Gottes Segen
Samuel
Samuel A.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Mo 16. Nov 2009, 10:14

Hallo Samuel,

alleine Dein Satz "(...) Er lehnt es ab sich von der Welt abzusondern (...)" zeigt, dass Du Jim Peterson wenn überhaupt dann nur oberflächlich gelesen hast. Ich empfehle gerade unter diesem Gesichtspunkt das Kapitel 8 des Buches noch einmal gründlich zu studieren, und als Ergänzung auch das betreffende Kapitel im Arbeitsbuch zu bearbeiten.

Falls Du das Buch nicht kaufen willst, dann kannst Du Dir sogar das .pdf bei CLV herunterladen: http://www.clv-server.de/pdf/255962.pdf.

Blessings
Christian O.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon asderrix am Mo 16. Nov 2009, 18:42

Hallo Samuel,

Samuel A. hat geschrieben:Er lehnt es ab sich von der Welt abzusondern, wie früher die Gläubigen vor einem Jahrhundert es noch getan haben.


Das ist nie so gewesen, von der Sünde hielten sie sich fern, Absonderung von der Welt, wie es dann proklamiert wurde geschah nicht so, denn sonst wären die Gemeinden nicht gewachsen.

Die so genannte Freundschaftsevangelisation war vor 100 Jahren gang und gäbe, das sieht man daran, das dort wo ein Christ wohnte, nach einiger Zeit der eine oder andere Nachbar dazu kam.

Damals gingen sie nicht in Vereine, sie setzten sich nach getaner Arbeit vor die Tür, und erzählten.

Heute kann das heißen dass ich mit in den Gesangsverein oder Gymnastikverein gehe.
asderrix
 
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Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Samuel A. am Mo 16. Nov 2009, 20:04

Hallo Christian,

ich gebe zu ich habe das Buch oberflächlich gelesen. Aber gerade das Kapitel 8, alleine dafür könnte ich Jim Peterson schon "köpfen".

Einige Kostproben:
"Der Lernprozess begann an dem Tag, an dem ich eine Einladung von jemandem annahm, den ich auf der Straße kennen gelernt hatte. Als ich in seine Wohnung kam, fragte er mich, was ich trinken wollte. Er bot mir Gin oder Wodka an." (S.101)

Ich habe überhaupt nichts gegen Wein, aber wenn jemand mit Wodka kommt, sollten uns da nicht erlaubt sein "Nein" zu sagen?

"Es stellte sich heraus, dass es mir als Teenager fast unmöglich war, Beziehungen zu meinen Klassenkameraden aufzubauen und gleichzeitig diese Regeln zu beachten (welche Regeln, er schreibt von kein Kino, kein Tanzen, kein Kartenspiel, kein Rauchen und Trinken)." (S.99)

Er wirft hier vieles in einen Topf. Kartenspielen ist nicht unbedingt sündig, wenn es nicht zur Sucht wird und um Geld geht, aber die meisten Kinofilme kann ein Christ sich nicht ansehen und dabei reinbleiben. Auch in eine Disco zu gehen bezweifel ich stark, dass du in deinen Gedanken rein bleibst. Die Discos sind dazu angelegt, dass deine fleischliche Begierde angesprochen wird. Rauchen hängt meistens mit Sucht zusammen und sollte grundsätzlich gemieden werden. Trinken hatte ich ja schon erwähnt, ist in Maßen möglich.

"Aus diesem Grund wuchs ich mit dem Gefühl auf, dass ich anders sei als meine Freunde". (S.99)
Ein Christ ist vollkommen anders, er ist mit Jesus gestorben und was er nun lebt, lebt er für Gott.

Mir scheint auch, dass Jim Peterson vergisst, dass das Gesetz gut ist. Er scheint das Gesetz zu hassen.Er erwähnt kurz die Bibelstelle dass wir uns absondern sollen, aber erklärt nicht ausreichend genug was darunter zu verstehen ist. Anstatt Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, dem Fleisch nicht Nahrung zu geben, dass wir in Sünde fallen, ruft er dazu auf, uns auf die weltliche Ebene hinabzubegehen.

Mir scheint er vertraut mehr seinen kumpelhaften Beziehungen, anstatt das der Geist Gottes den Menschen zur Umkehr führt.

Es tut mir Leid, aber ich könnte mit Jim Peterson nicht zusammenarbeiten. Ja, Jesus hatte auch Kontakt zu den Menschen, die nicht zum Reich gehörten, doch seine liebsten waren seine Jünger. Jim Peterson dreht das um. Ihm sind die Menschen scheinbar halb so wichtig, wenn sie nur angefangen haben an Jesus zu glauben. Das einzige was ihm dann noch interessiert ist, dass sie andere Menschen dazubringen an Jesus zu glauben. Das Wort Buße und Abkehr von der Sünde fehlt mir leider zu sehr in seinem Buch.

Die Partys auf die Jesus ging, waren bestimmt nicht vergleichbar mit den Party unserer Zeit. So viel Unmoral wie in den Discos zu finden sind, gab es bei den Festmahlen, wenn Jesus eingeladen wurde nicht. Es war abstoßend, wenn Sünder, wie Huren oder Zöllner anwesend waren.

Ich warne, dass er aufpasst, wenn er sich auf diese Ebene hinablässt, dass er nicht mit in den Schlamm der Unmoral mit hineingezogen wird.
Gruß
Samuel A.
 

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