Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Bibelverständnis der Brüderbewegung in Theorie und Praxis

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Samuel A. am Mi 18. Nov 2009, 00:03

Ich meinte das ironisch, dass hauptsäche Menschen Jesus annehmen sollen und wie Menschen zum Glauben an Jesus kommen. Das hast du glaube ich ja richtig verstanden. Warum akzeptiere ich nicht jede Evangelisationsmethode? Beispiel: Wenn jemand durch die charismatische Bewegung zum Glauben kommt, ich meine wirklich zum Glauben kommt, er wirklich von Gott geboren wird und allein sein vertrauen auf Christus wirft, wird er Jahre benötigen, wenn überhaupt, noch einmal aus dieser Gemeinschaft herauszukommen und wo anders Anschluss zu finden. Er wird lange Zeit ebenfalls Irrlehren wie eine zweite Geistestaufe oder das Zungenreden als Bekehrungsmittel einsetzen, bevor er davon endgültig mal befreit wird. Genauso wenn jemand auf Partys durch Freundschaftevanagelisation zum Glauben kommt. Er wird ebenfalls sich nichts dabei denken, warum er ständig immer wieder in Sünde fällt, da der Christ der ihn evangelisiert hat, ja auch dort ebenfalls sein konnte, ohne (angeblich) zu sündigen. Doch wie gesagt bezweifel ich, dass ein Mann in einer Disco in seinen Gedanken rein bleiben kann. Es geht einfach nicht. Dort legen viele Frauen es einfach nur darauf an mit Männern zu flirten. Der Alkohol und andere Drogen stellen natürlich auch ein großes Problem da, dem man in der Gruppe kaum widerstehen kann.
Lieben Gruß
Samuel A.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Mi 18. Nov 2009, 09:31

Lieber Samuel, lieber Stefan,

ohne die Diskussion weiter führen zu wollen würde mich eine Sache schon sehr interessieren: Ihr habt jetzt sehr deutlich dargelegt, was Ihr alles nicht wollt, macht, machen könnt, für falsch haltet usw..

Wie aber evangelisiert Ihr? Was ist Euer konkreter Ansatz, die Botschaft Gottes in Eurer Umgebung weiter zu geben und wie erreicht Ihr die Menschen die Jesus nicht kennen? Wie lebt Ihr Jüngerschaft im Sinne von 2.Tim.2,2, wie füllt Ihr Eure Berufung als Menschenfischer mit Leben?

Ich freue mich auf Eure Antworten.

Blessings
Christian O.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon toffil am Mi 18. Nov 2009, 13:05

Ich habe das Buch jetzt durchgeackert und muß sagen, dass ich es selbst unter Berücksichtigung seiner Herkunft Amerika äußerst dünn finde.

Natürlich sind in dem Buch viele wertvolle Aussagen enthalten, die ich aber eigentlich alle ohnehin als selbstverständlich ansehen würde. Beispielsweise die Hinweise zu Beziehungen.

Leider verfällt der Autor gerade beim Thema Beziehungen auch dem Pragmatismus.

Das Thema Absonderung hat er meiner Meinung nach tatsächlich völlig falsch verstanden. Stefan hat völlig recht, dass man nicht mehr in die Welt hinausgehen kann, wenn man bereits dort draußen ist. Bleibt nur noch zu definieren, was das eigentlich exakt ist, wovon man sich absondern soll.

Auch ich bin der Meinung, dass einige theologische Fehler in dem Buch enthalten sind. Auf Seite 23 wird behauptet, Gott sei immer noch im Schöpfungsprozeß. Kann ich nicht so gut nachvollziehen.

Auf Seite 36 räumt der Autor ein, dass Paulus dem Timotheus kein Rezept gab, wie er die Nationen zu Jüngern machen kann. Aber der Autor selbst versucht genau das in aller Ausführlichkeit.

Auch die Aussagen zur Gemeinde an sich (z. B. Seite 83) finde ich etwas wirr.

Auf Seite 110 steht ein ganz eklatanter Fehler: Bei aller Wichtigkeit, das Evangelium zu verbreiten, haben im Leib Christi ganz sicher nicht die Ungläubigen Priorität. Es ist ein fataler Trugschluß zu glauben, die bereits Geretteten kann man vernachlässigen, weil die ja errettet sind, stattdessen alle Kraft voraus zu den Ungläubigen.

Auf Seite 198 jedoch wird genau das angesprochen, was eine pragmatische und benutzerorientierte Evangelisation bewirkt, nämlich Scheinbekehrungen a masse. Ich erinnere mich, dass in meiner damaligen Gemeinde für die Jugendevangelisation JesusHouse mit dem Slogan geworben wurde, wonach Leben ohne Jesus uncool, ein Leben mit ihm aber cool sei. Anschließend wurden die vielen Bekehrungen gefeiert.

Ich finde das Buch nur für Christen hilfreich, welche die Grundvoraussetzungen für christliches und missionarisches Leben noch nicht kennen. Für die gibt es wertvolle Hinweise.

Ansonsten würde ich es als Ratgeber für Evangelisation nicht heranziehen.
toffil
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Samuel A. am Mi 18. Nov 2009, 20:31

Lieber Christian,

ich stimme zu, dass es nicht sehr sinnvoll ist über Jim Peterson und sein Buch weiter zu diskutieren. Ich glaube wir konnten in dieser Hinsicht ausreichend klar machen welchen Standpunkt wir haben. Ja, deine Frage ist gut und ich denke, wenn wir Paulus sehen, der z.B. Timotheus oder auch Titus als seine geliebten Kinder bezeichnet, die wahrscheinlich durch seine Verkündigung zum Glauben gekommen sind, denken wir an ein Muster, dass für jeden Christen gilt.
Die Frage ist erst einmal sind wir alle wie Paulus? Sind alle Evangelisten, die ausgesandt sind neue Gemeinden zu gründen?

Paulus hat anders evangelisiert als Jim Peterson. Paulus ist von Stadt zu Stadt gereist und hat zuerst die gottesfürchtigen Juden aufgesucht. Er ist zuerst zu den moralischen Menschen und zu seinem eigenen Volk gegangen und erst wenn diese ihn abgelehnt haben, hielt er es für gut allen anderen Menschen auch predigen zu dürfen. Ich habe den Grund noch nicht so ganz erfasst warum er das gemacht. Ihm war ja eigentlich klar, dass er eigentlich für die Heiden ausgesondert wurde. Warum ging er immer zuerst zu den Juden? Ich weiß es noch nicht so ganz.

Paulus war keiner der sich versteckt hat und Nachbarschaftsevangelisation betrieben hat. Er ist rausgegangen, hat verkündigt und wenn er gemerkt hat, Gott bringt Menschen zur Umkehr und zum Glauben an Jesus, dann hat er sich spezieller diese Menschen angenommen und sie so weit es geht im Glauben ausgerüstet, teilweise hat er sie sogar absondern müssen, bevor er sicher sein konnte, dass er weiter reisen kann. Er hat dann oftmals Älteste eingesetzt, gottesfürchtige Älteste, wahrscheinlich einige davon Juden, die ihre ganze Kindheit die Schriften studiert haben und fähig waren die Gemeinde weiter zu lehren. Er ist dann immer wieder bei dieser neuentstandenen Gemeinde hingekommen oder hat andere geschickt wie z.B. Timotheus und Titus, um zu sehen, ob die Gemeinden nun weiter im Glauben stehen und ob es evtl. Schwierigkeiten gibt, wo sein Rat als Apostel gefragt war.

Das ist Evangelisation im klassischen Sinn. Ein Mensch geht raus, verkündigt die Frohe Botschaft, ermahnt eindringlich die Menschen zur Buße und zum Glauben an Jesus, der Heilige Geist überführt einige, eine Gemeinde entsteht.

Wenn die Gemeinde darüber hinaus an Zahlen wächst, ist das möglicherweise der Fall, weil die Gemeindemitglieder in ihrem alltäglichen Leben ihre ganz normalen Pflichten tun. Eine Hausfrau ordnet sich in aller Furcht Gottes unter, ein Ehemann versorgt seine Familie, ein Arbeitgeber ordnet sich in der Furcht Gottes seinem "Chef" unter, ein "Chef" knechtet seine Angestellten nicht. Die Menschen, die diese Menschen kennen, sehen dies, dass diese Menschen, die zum Glauben gekommen sind, sich verändern, sie fragen sie, diese Menschen stehen zu ihrem Glauben und ja möglicherweise laden sie sie in die Gemeinde ein. Möglicherweise können sie sie erst einmal auch zu sich nach Hause einladen (so wie Jim Peterson das empfiehlt) Diese Menschen kommen dann evtl. in die Gemeinde, sehen die Ordnungen und ja vielleicht überführt sie der Heilige Geist von ihrer Sünde. Sie hören das Evangelium, erkennen die Wahrheit. Wie geht es weiter? Ist jetzt der Christ, den sie kannten für sie verantwortlich? Oder sind die Pastoren der Gemeinde für ihn verantwortlich. Ich sage hauptsächlich die Pastoren, aber ja auch die normalen Gemeindemitglieder. Sie sind die Hirten, denen Gottes Herde anbefohlen wurde. Die Gemeindemitglieder verstehen evtl noch nicht so ganz den christlichen Glauben und sind noch nicht so fähig diesen weiterzugeben. Die Lehrer der Gemeinde sind verantwortlich, dass dieser Neubekehrte nun mehr und mehr die Möglichkeit bekommt in der Lehre zu wachsen. Natürlich wird er auch, wenn er wirklich wiedergeboren wurde am Wort Gottes hängen und es selber studieren. Gerade in der heutigen Zeit und vor allem im deutschsprachigen Raum gibt es so viel gute christliche Literatur und jeder hat seine eigene Bibel, so dass jeder Gottes Wort studieren und lesen kann.

Ich widerspreche Jim Peterson vor allem in der Hinsicht, dass er die Absonderung nicht ausreichend genug. Das ist für mich das größte Problem in seinem Buch. Ansonsten behaupte ich wie gesagt, dass Neubekehrte nicht hauptsächlich durch ihre christlichen Bekannten nun aufgebaut werden, sondern in der Gemeinde von den Lehrern und Hirten.
Lieben Gruß
Samuel A.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Samuel A. am Mi 18. Nov 2009, 21:29

Ein Beispiel wie ich mir Evangelisation vorstelle, also wie Whitefield, Wesley und Co (evtl. auch Apostel Paulus).,
unter freiem Himmel evangelisiert haben:
http://www.youtube.com/watch?v=OjYLUpHQaiE
Samuel A.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Do 19. Nov 2009, 09:17

Hallo zusammen,

@ toffil: danke für den ausgewogenen Beitrag. Ich teile zwar nicht Deine Meinung, aber empfinde doch Deinen Umgang mit der Sache sehr positiv.

@ Stefan & Samuel: ich finde es interessant, dass ich auf meine Nachfrage nach "Eurer" Art zu evangelisieren eben nicht gesagt bekomme, was und wie Ihr etwas wirklich tut (!), sondern wie Ihr Euch dieses Tun vorstellt. Das aber habe ich aus Euren bisherigen Beiträgen schon ausreichend entnehmen können. Daher frage ich noch einmal ganz konkret: was ist auf dem Hintergrund der uns allen geltenden Aufforderung in 2.Tim.4,5 Euer eigenes, ganz konkretes und real stattfindendes Tun in der Evangelisation?

Blessings
Christian O.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon toffil am Fr 20. Nov 2009, 10:58

Samuel A. hat geschrieben:... Wenn jemand durch die charismatische Bewegung zum Glauben kommt, ich meine wirklich zum Glauben kommt, ....

Hier streifen wir einen ganz wichtigen Punkt, der aus meiner Sicht unverständlich sehr oft mißverstanden zu werden scheint:

In Philipper 1 spricht Paulus wichtige Dinge an. Zum Einen sagt er, dass ihm letztlich egal ist, warum das Evangelium verkündigt wird, Hauptsache, es passiert.

Das nehmen einige aber zum Anlaß zu sagen, siehst du, es ist egal, wie wir Evangelisation gestalten.

Das ist aber der entscheidende Denkfehler. Wir haben nicht das Recht, zu tun, was wir wollen, sondern sollen gehorsam sein und die Gebote der Bibel beachten. Und das bedeutet im Hinblick auf Evangelisation in erster Linie Ehrlichkeit und keine Manipulation.
toffil
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Mo 23. Nov 2009, 09:16

Hallo zusammen,

anscheinend war es vermessen zu glauben, dass einige derjenigen, die ihre Meinungen zur Evangelisation hier kundgetan haben, dann auf konkrete Nachfrage auch mal etwas aus der persönlichen Praxis zu berichten hätten. Die haben leider besseres zu tun, und lehren in anderen Forumsteilen.

Sei es drum. Ich orientiere mich dann halt weiter an dem Satz "an Ihren Früchten ...", und bewerte die Einlassungen aus der Vorgelperspektive (sorry, der "Geierperspektive") der Theoretiker ähnlich, wie Volker Pispers (vorsicht weltlich) die Unternehmensberater bewertet :mrgreen:

Blessings
Christian O.
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon toffil am Mo 23. Nov 2009, 10:48

Christian O. hat geschrieben:Hallo zusammen,

anscheinend war es vermessen zu glauben, dass einige derjenigen, die ihre Meinungen zur Evangelisation hier kundgetan haben, dann auf konkrete Nachfrage auch mal etwas aus der persönlichen Praxis zu berichten hätten. Die haben leider besseres zu tun, und lehren in anderen Forumsteilen.

Sei es drum. Ich orientiere mich dann halt weiter an dem Satz "an Ihren Früchten ...", und bewerte die Einlassungen aus der Vorgelperspektive (sorry, der "Geierperspektive") der Theoretiker ähnlich, wie Volker Pispers (vorsicht weltlich) die Unternehmensberater bewertet :mrgreen:

Blessings

Dass darüber wenig oder nicht gesprochen wird, könnte außer an der Scham, zuwenig zu tun, auch daran liegen, dass es nicht unbedingt förderlich wäre, eine Art gegenseitigen Wettbewerb in Sachen Evangelisation auszufechten.
toffil
 

Re: Evangelisation: in der Welt aber nicht von der Welt

Beitragvon Christian O. am Mo 23. Nov 2009, 11:25

Lieber toffil,

natürlich könnte das sein.

Und trotzdem bleibt es - denke ich - ein Gebot der Fairness, dass wenn ich klar aufzeige was ich nicht will und tue, ich genau so dar zu legen habe, was ich will und was ich tue.

Wenn z.B. mit dem Satz "Paulus war keiner der sich versteckt hat und Nachbarschaftsevangelisation betrieben hat" in Bausch und Bogen diese Art der Evangelisation verurteilt wird (sachlich falsch übrigens), und gleichzeitig mit dem geposteten Videolink "Paul-Washer-Open-Air" als Mittel der Wahl dargelegt wird, dann ist es nur legitim zu fragen, wie denn derjenige, der diese schwere Last auf unsere Schultern legen möchte, selber damit umgeht, oder etwa nicht?

Blessings
Christian O.
 

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