schneid9 hat geschrieben: Es geht hier nicht um individuelles Unvermögen. Es geht darum, dass es prinzipiell unmöglich ist, mit letzter Sicherheit festzustellen, ob jemand wirklich "rein" ist.
Natürlich kann man das nicht, aber das ist ja auch nicht der einzige Zweck eines solchen Gespräches. Da Du Dich in der Brüdergeschichte auskennst, ist Dir der Hintergrund der "Zulassungsgespräche" sicher bekannt.
Du gehst in Deinem Ausgangsbeitrag von einer ganz falschen Prämisse aus. Vielleicht kann man nicht feststellen ob die Person nur ein Bekenner ist. Vielleicht kann man auch nicht feststellen, ob sie tatsächlich "rein" in Wandel und Lehre ist. Es ist möglich dass jemand täuscht. Wer trägt dann die Verantwortung vor dem Herrn?
Christian O. hat geschrieben:Lieber "ich",
vielleicht kannst Du ja einmal in Stichpunkten darstellen, wie Du ein entsprechendes Zulassungsgespräch führst. Wonach fragst Du, welche grundsätzlichen Belehrungen gibst Du an den / die Betreffende(n) weiter usw..
Aber mal eine Frage: ist es nicht so, dass wir versuchen, einen eigentlich geistlichen Erkenntnisprozess in den formalen Akt eines "Zulassungsgesprächs" zu pressen, obwohl er dort gar nicht hineinpasst? Dadurch nehmen wir dann u.a. in Kauf, dass diese Form durch Kenntnis derselben durch die die "zugelassen" werden wollen ausgehebelt wird. So habe ich z.B. als ich als Jugendlicher in einer geschlossenen Brüdergemeinde "zugelassen" werden wollte, mich im Vorfeld schlau gemacht, dann die entsprechende Theologie gebüffelt, und mich auf die üblichen Moralfragen (Freundin, Rockmusik etc.) vorbereitet.
Das kommt auf die Person an, mit der man sich unterhält. Die Bandbreite ist groß. Ein Zeugnis - über die Bekehrung - ist bei mir immer dabei. Es geht bei "Zulassung" ja auch nicht nur um Personen die man längere Zeit kennt z.B. Kinder von Geschwistern. Jemanden, den ich getauft habe, "bekommt" ein anderes Gespräch als jemand den ich erst kurz kenne.
Ich denke, dass Erkenntnis und Kenntnis nicht Vorraussetzung sein sollten. Ein "Zulassungsgespräch" (diesen Ausdruck mag ich eigentlich nicht)soll einen Eindruck geben, wer teilnehmen möchte . Bei der "Zulassung" geht es - so wie ich sie verstehe- nicht um eine "Prüfung" des Wissens und der Erkenntnis, auch nicht um "Prüfung", ob jemand "rein" im Lebenswandel ist, obwohl man das ansprechen wird ohne "Sittenpolztei" spielen zu wollen. Man wird ihm die Verantwortung vorstellen, die er mit der Teilnahme am Tisch des Herrn übernimmt, sowohl persönlich als auch gemeinschaftlich.
toffil hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, Du hast den entscheidenden Punkt nicht verstanden: Niemand will Gemeinschaft mit den Vorgenannten.
Wenn du das nicht willst, bleibt Dir aber nichts anderes übrig, als vorher ein Gespräch zu führen, in dem Du ihm die Konsequenzen vorher vor Augen stellst.
Nehmen wir z.B. an, ein Mensch, den Du/Ihr nicht kenn(s)t, kommt in Deine/Eure Zusammenkunft. Er lebt in homosexueller Lebenspartnerschaft (ist tatsächlich vorgekommen). Dann kann er, wenn ich Deine/Eure Vorgehenseweise richtig verstanden habe, solange bei Dir/Euch teilnehmen, [denn er wird ja "nur" unter persönliche Verantwortung gestellt] bis:
toffil hat geschrieben:Sobald so etwas bekannt würde, müßte man sich selbstverständlich davon distanzieren.
Dann ist es aber zu spät, a) weil er vielleicht gar nicht weiß, was "unwürdig" heißt, b) weil man in einem Gepräch hätte klären können, dass er in Sünde lebt, und man sich selbstverständlich davon distanzieren muß. Es gibt eine Menge denkbare Fälle, in denen vorher abgeklärt werden kann, das distanzierungswürdige Zustände vorliegen könnten.
Es ist sicher nicht auszuschließen, dass nicht alles und jedes im Gespräch herausgefunden werden kann, dennoch sollte man nichts unversucht lassen, Klarheit darüber zu bekommen soweit das möglich ist.
Das jemand trotzdem in Sünde lebt oder später in Sünde fallen kann, macht das Gespräch nicht wertlos.
Frei übersetzt: Vertrauen ist schriftgemäß, Zulassungsgespräche doch notwendig.