Darbys Verfallslehre und das Ältestenamt
Verfasst: Di 31. Mär 2015, 14:07
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Gemeindegründung bringt einen hochinteressanten und fundierten Artikel von Andreas Ebert zum o.g. Thema. Ich persönlich hatte zur Ältestenfrage bisher keine dezidierte Meinung und finde diesen Aufsatz sehr hilfreich (wie ich überhaupt die Veröffentlichungen von Andreas Ebert immer sehr schätze). Ebert weist nach, dass Darbys »Verfallslehre« höchstens für die allererste Haushaltung (das Paradies) gilt; schon bei Noah, Abraham und dem Gesetz lässt sie sich so nicht mehr durchhalten, deshalb ist auch ihre Anwendbarkeit auf die Gemeinde höchst zweifelhaft (übrigens erliegt Ebert nicht dem Fehler so vieler halbinformierter Kritiker, Darby die sieben Dispensationen Scofields zu unterstellen!). Es folgen zwei weitere sehr bedenkenswerte Argumente:
Dass Mt 18,20 die »Grundlage des Zusammenkommens« für unsere Zeit sein soll, bezweifle ich auch schon seit längerem, aber ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass diese »Grundlage« nach Darby auch schon für die Zeit des 2. Timotheusbriefs hätte gelten müssen — was dort aber nirgendwo erwähnt wird.
Schade finde ich nur, dass dieser Artikel in der Zeitschrift der KfG erscheint und nicht in einer Zeitschrift der Brüderbewegung, die ihn viel nötiger hätte. (Und Auguste Rochat war natürlich auch kein Angehöriger der Brüderbewegung, wie Ebert offenbar meint.)
Das Erste ist mehr ein kirchengeschichtliches Argument. Zur Zeit der Abfassung des ersten Briefes an Timotheus war das Evangelium von Jesus schon etwa 30 Jahre in Umlauf und in einem weiten Umkreis hatten sich nach dem Vorbild der Apostel Gemeinden gebildet. Wie soll man sich das vorstellen, wenn nach etwa 30 Jahren Mission plötzlich das ganze Konzept des Gemeindebaus nicht mehr gelten soll? Wie wurde ihnen mitgeteilt, dass die apostolische Grundlage nicht mehr gilt und man sich nur noch zum Namen Jesu hin versammeln soll? Auf welche Weise sollten die Christen in aller Welt informiert werden? Oder sollten sie weitere Jahrzehnte nach falschen Regeln arbeiten?
Zweitens sträubt sich auch der Text des Neuen Testaments gegen diese Theorie. Wenn es wirklich so eine einschneidende Änderung gegeben hätte, dann würde man doch wenigsten im 2. Timotheusbrief eine deutlichere Beschreibung erwarten, was von jetzt an nach dem katastrophalen Verfall gilt. Oder die anderen späteren Briefe. Oder hätte der Heilige Geist bei der neutestamentlichen Kanonbildung nicht wenigstens verhindern müssen, dass eine Schrift wie die Apostelgeschichte aufgenommen wird, weil sie doch nach diesem Verständnis für alle Zeit ein untaugliches Muster liefert?
Dass Mt 18,20 die »Grundlage des Zusammenkommens« für unsere Zeit sein soll, bezweifle ich auch schon seit längerem, aber ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass diese »Grundlage« nach Darby auch schon für die Zeit des 2. Timotheusbriefs hätte gelten müssen — was dort aber nirgendwo erwähnt wird.
Schade finde ich nur, dass dieser Artikel in der Zeitschrift der KfG erscheint und nicht in einer Zeitschrift der Brüderbewegung, die ihn viel nötiger hätte. (Und Auguste Rochat war natürlich auch kein Angehöriger der Brüderbewegung, wie Ebert offenbar meint.)