die Diskussionsfreudigkeit hat bei vielen wohl abgenommen. Manche sind dieser Themen auch einfach nur müde geworden, was ich menschlich verstehen kann, wenn man aber nicht mehr um diese Themen ringt, gehen einem irgendwann viele grundsätzlichen Dinge verloren.
Aber hat sich Darby nicht z.B. 1845 von Newton getrennt, weil dieser in Plymouth eine quasi-klerikale Position einnahm? Zwar gab es auch Lehrunterschiede zwischen den beiden, aber Darby hat meines Wissens immer betont, dass diese nicht der Grund für die Trennung gewesen seien. Newtons fragwürdige Lehren über die Person Christi kamen bekanntlich erst 1847 ans Licht.
Ich wundere mich eigentlich diese Argumentation gerade von dir zu hören. Sonst höre ich solche Argumente eigentlich immer nur von meinen exklusiven Freunden. Es ist doch ein großer Unterschied, ob ich jemand abweise und ihn nicht an den Vorrechten des Mahles und Tisches des Herrn teilnehmen lasse, oder ob ich selber mich mit den Grundsätzen, nach denen er sich versammelt nicht identifizieren kann, weil sie für mich schriftwidrig sind und ich daher mich mit solchen Gruppen nicht versammele.
Ich habe dieser Argumentation eigentlich schon vorbeugen wollen, in dem ich weiter oben schrieb:
Nebenbei ist es ein riesen Unterschied, ob man sich von bestimmten Gruppen distanziert oder ob man mit ihnen keinerlei Gemeinschaft pflegen kann, weil eben die Fundamente des Glaubens angetastet werden (2Tim 2; Gal; 2Joh; 1Kor 5). Ich kann für mich vielleicht nicht überall hingehen (weil ich im Gewissen gehalten bin), aber ich kann jemanden doch aufnehmen, der keine Probleme damit hat zu "uns" zu kommen, selbst wenn er in vielen kirchlichen Fragen anders denkt. Die Gemeinschaft verweigern dürfen wir nur, wenn die Fundamente des Glaubens angegriffen werden oder man sich gleichgültig demgegenüber verhält. Man darf nicht alles zusammenmengen.
Es ist eben ein Unterschied, ob ich von einem Ort weggehe, wo diese klerikalen Dinge Einzug gehalten haben oder ob jemand von dort kommt und dem einen Leib durch das Brechen des Brotes Ausdruck verleihen möchte. M.W. haben „die frühen Brüder“ diesen Unterschied immer gemacht
Du schreibst:
Hm, der Ausdruck "Lehre der Schrift" geht mir hier etwas zu weit ... "Stadt" könnte auch einfach nur eine Metonymie für "Gemeinde" sein. Ob es in irgendeiner Stadt Kretas mehr als ein Zusammenkommen gab, wissen wir ja gar nicht; nur wenn wir das wüssten, könnten wir mit einer gewissen Berechtigung schlussfolgern, dass die Ältesten für alle Zusammenkommen in dieser Stadt zuständig waren.
Da bleibe ich einfach bei der einfachen Lehre der Schrift. Der Zusammenhang legt mir nicht nahe, dass hier eine sprachliche Stilfigur benutzt wurde, sondern dass der Geist Gottes sehr bewusst diese Worte gewählt hat. Aber dennoch gehen wir mal davon aus, dass es sich tatsächlich um eine Metonymie (=sprachliche Stilfigur) für "Gemeinde" handelt. Dann wäre das doch nur ein Beweis dafür, dass eine Gemeinde immer stadtbezogen gesehen wird. Also gerade eine Bestätigung für das, was ich geschrieben habe.
Du schreibst:
Ich bezweifle aber, dass aus solchen rein deskriptiven Aussagen allzu weitreichende präskriptive Schlussfolgerungen gezogen werden können. Die Situation in Rom z.B. war ja geradezu umgekehrt: Der Römerbrief richtet sich an "alle Geliebten Gottes, berufenen Heiligen in Rom" (Röm 1,7), und trotzdem soll in Röm 16,5 die Gemeinde im Haus von Priska und Aquila nochmal extra gegrüßt werden — sie gehörte also, obwohl sie sich ebenfalls in Rom befand, offenbar nicht zu den Briefempfängern!
In Röm 1,7 geht es doch um die Empfänger, nicht um Grüße. Am Ende wird einfach die Versammlung im Haus von Priska und Aquila besonders erwähnt, weil der Apostel eine besondere Beziehung zu ihnen hatte. Diesen Einwand habe ich jetzt nicht verstanden. Dann müssten ja auch alle von 16,5-15 erwähnten Gläubigen nicht zu dem Empfängern gehört haben. Das geht m.E. an dem Inhalt des ganzen Kapitels vorbei, wo der Apostel gerade von den Empfängern einige besonders heraushebt.
Du schreibst:
Das erzähle ich mal den Brüdern in Gießen-Allendorf, dass sie das Zusammenkommen vor 25 Jahren aus "menschlicher Schwachheit" dorthin verlegt haben
Ja, mach das ruhig mal. Die können ja auch nur dazulernen . Spaß beiseite, aber es ist doch so, dass man offensichtlich keine andere Möglichkeit gefunden hat oder man sich über diese Zusammenhänge nur wenig Gedanken gemacht hat. Das ist doch dann eine gewisse menschliche Schwachheit, oder? Ich verurteile das ja gar nicht, wie gesagt, ist es bei mir persönlich ja nicht anders, aber das verändert nicht den Grundsatz Gottes.