Was ist eine Brüdergemeinde?
Verfasst: Fr 19. Apr 2013, 21:42
Es hat in den letzten Jahren immer mal wieder Versuche gegeben, zu definieren, was eine Brüdergemeinde eigentlich ausmacht (z.B. von Gerhard Jordy, Hartwig Schnurr, Stephan Holthaus, Karl-Heinz Vanheiden, Philip Nunn). Teilweise scheinen mir dabei allerdings äußerliche bzw. organisatorische Merkmale zu sehr im Vordergrund zu stehen. Ist wirklich jede Gemeinde, die sich als bibeltreu versteht, keinen Pastor hat, das "allgemeine Priestertum" praktiziert und jede Woche das Abendmahl feiert, eine Brüdergemeinde? Dann könnte z.B. auch eine Gemeinde, in der die Gültigkeit des mosaischen Gesetzes, die Verlierbarkeit des Heils und der Postmillennialismus gelehrt wird, als Brüdergemeinde durchgehen. Aber ist das historisch und theologisch gerechtfertigt? Meiner Meinung nach gehört zur Identität einer Brüdergemeinde unbedingt auch eine dispensationalistische Theologie (und damit meine ich nicht nur eine dispensationalistische Eschatologie, sondern auch eine dispensationalistische Soteriologie und Ethik).
Ich habe vor einiger Zeit mal versucht, die (meiner Einschätzung nach) wichtigsten Merkmale von Brüdergemeinden in knappstmöglicher Form zusammenzustellen, und zwar so, dass sich sowohl "offene" als auch "geschlossene" Gemeinden grundsätzlich darin wiederfinden können. (Mir ist natürlich klar, dass "geschlossene Versammlungen" sich gar nicht als Brüdergemeinden, ja noch nicht einmal als besondere Gruppe von Gemeinden bezeichnen würden, aber das ist natürlich ein sehr idealistischer, praxisferner Standpunkt.) Kommentare und Ergänzungen sind willkommen.
1. Einfachheit
Brüdergemeinden orientieren sich an den schlichten Gemeindestrukturen des Neuen Testaments. Dazu gehört der Verzicht auf einen besonderen konfessionellen Namen, der sie von anderen Gemeinden mit anderen Namen abgrenzen würde, auf eine formelle Mitgliedschaft, auf hierarchische Organisationsstrukturen u.a.
2. Selbständigkeit und Einheit
Brüdergemeinden sind grundsätzlich selbständig, also keiner überregionalen, nationalen oder internationalen Kirche, Freikirche oder Organisation angeschlossen. Sie pflegen aber freundschaftliche Kontakte und Austausch mit ähnlich ausgerichteten Gemeinden an anderen Orten und fühlen sich mit allen wiedergeborenen Christen verbunden.
3. Allgemeines Priestertum
Es wird nicht zwischen „Geistlichen“ und „Laien“ unterschieden, sondern jeder Gläubige darf entsprechend den Gaben, die er von Gott erhalten hat, zum Gemeindeleben beitragen. Für keinen der Dienste in der Gemeinde ist eine besondere Ausbildung oder formelle Anstellung erforderlich.
4. Spontaneität
Brüdergemeinden vertrauen darauf, dass der Heilige Geist ihre Zusammenkünfte leitet. Daher wird der Ablauf in der Regel nicht im Voraus geplant, sondern er ergibt sich aus spontanen Gebeten, Liedvorschlägen, Bibellesungen, Wort- und Predigtbeiträgen.
5. Bruderschaftliche Leitung
Eine Gruppe von Brüdern, die sich für die Gemeinde verantwortlich fühlen, übt eine gewisse Leitungsfunktion aus. Sie stehen jedoch nicht über der Gemeinde, sondern mitten in ihr und legen wichtige Entscheidungen der gesamten Gemeinde zur Prüfung vor.
6. Gläubigentaufe
Die Taufe wird als persönlicher Gehorsamsakt nach der Bekehrung verstanden und durch Untertauchen praktiziert. Von Gläubigen, die als Kinder in einer christlichen Kirche getauft wurden und diese Taufe als gültig anerkennen, wird aber keine Wiedertaufe verlangt.
7. Hochschätzung des Abendmahls
Das Abendmahl (Brotbrechen) spielt in Brüdergemeinden eine zentrale Rolle. Es wird nach dem Vorbild des Neuen Testaments jeden Sonntag gefeiert und von Gebeten, Liedern und Schriftlesungen zur Ehre Gottes umrahmt.
8. Gastfreundschaft
Zu allen Zusammenkünften sind Gäste herzlich willkommen. Am Mahl des Herrn dürfen sie teilnehmen, wenn sie bekennen, dass Jesus Christus ihr Retter und Herr ist und dass sie nicht in einer moralischen oder lehrmäßigen Sünde leben, die nach dem Neuen Testament von der Gemeinschaft ausschließt.
9. Bibeltreue
Die Heilige Schrift gilt als höchste Autorität für Lehre und Leben des Einzelnen und der Gemeinde. Alle Auslegungen, Meinungen und Erfahrungen müssen sich an ihrem Maßstab prüfen lassen.
10. Heilsgeschichtliche Bibelauslegung
Brüdergemeinden sind überzeugt, dass Gott im Laufe der Geschichte auf verschiedene Weise mit den Menschen umgegangen ist. Insbesondere werden das alttestamentliche Volk Israel und die neutestamentliche Gemeinde als unterschiedliche Personengruppen gesehen, für die unterschiedliche Aussagen der Bibel gelten.
11. Stellung und Zustand des Gläubigen
Brüdergemeinden unterscheiden zwischen der vollkommenen, unverlierbaren Stellung des Gläubigen in Christus und seinem oft noch unvollkommenen praktischen Zustand. Das christliche Leben soll durch ständiges Wachstum in der Erkenntnis und der Nachfolge Jesu Christi gekennzeichnet sein.
12. Naherwartung
Brüdergemeinden erwarten die baldige Wiederkunft des Herrn Jesus zur Auferweckung der verstorbenen und zur Entrückung der lebenden Gläubigen.
Ich habe vor einiger Zeit mal versucht, die (meiner Einschätzung nach) wichtigsten Merkmale von Brüdergemeinden in knappstmöglicher Form zusammenzustellen, und zwar so, dass sich sowohl "offene" als auch "geschlossene" Gemeinden grundsätzlich darin wiederfinden können. (Mir ist natürlich klar, dass "geschlossene Versammlungen" sich gar nicht als Brüdergemeinden, ja noch nicht einmal als besondere Gruppe von Gemeinden bezeichnen würden, aber das ist natürlich ein sehr idealistischer, praxisferner Standpunkt.) Kommentare und Ergänzungen sind willkommen.
1. Einfachheit
Brüdergemeinden orientieren sich an den schlichten Gemeindestrukturen des Neuen Testaments. Dazu gehört der Verzicht auf einen besonderen konfessionellen Namen, der sie von anderen Gemeinden mit anderen Namen abgrenzen würde, auf eine formelle Mitgliedschaft, auf hierarchische Organisationsstrukturen u.a.
2. Selbständigkeit und Einheit
Brüdergemeinden sind grundsätzlich selbständig, also keiner überregionalen, nationalen oder internationalen Kirche, Freikirche oder Organisation angeschlossen. Sie pflegen aber freundschaftliche Kontakte und Austausch mit ähnlich ausgerichteten Gemeinden an anderen Orten und fühlen sich mit allen wiedergeborenen Christen verbunden.
3. Allgemeines Priestertum
Es wird nicht zwischen „Geistlichen“ und „Laien“ unterschieden, sondern jeder Gläubige darf entsprechend den Gaben, die er von Gott erhalten hat, zum Gemeindeleben beitragen. Für keinen der Dienste in der Gemeinde ist eine besondere Ausbildung oder formelle Anstellung erforderlich.
4. Spontaneität
Brüdergemeinden vertrauen darauf, dass der Heilige Geist ihre Zusammenkünfte leitet. Daher wird der Ablauf in der Regel nicht im Voraus geplant, sondern er ergibt sich aus spontanen Gebeten, Liedvorschlägen, Bibellesungen, Wort- und Predigtbeiträgen.
5. Bruderschaftliche Leitung
Eine Gruppe von Brüdern, die sich für die Gemeinde verantwortlich fühlen, übt eine gewisse Leitungsfunktion aus. Sie stehen jedoch nicht über der Gemeinde, sondern mitten in ihr und legen wichtige Entscheidungen der gesamten Gemeinde zur Prüfung vor.
6. Gläubigentaufe
Die Taufe wird als persönlicher Gehorsamsakt nach der Bekehrung verstanden und durch Untertauchen praktiziert. Von Gläubigen, die als Kinder in einer christlichen Kirche getauft wurden und diese Taufe als gültig anerkennen, wird aber keine Wiedertaufe verlangt.
7. Hochschätzung des Abendmahls
Das Abendmahl (Brotbrechen) spielt in Brüdergemeinden eine zentrale Rolle. Es wird nach dem Vorbild des Neuen Testaments jeden Sonntag gefeiert und von Gebeten, Liedern und Schriftlesungen zur Ehre Gottes umrahmt.
8. Gastfreundschaft
Zu allen Zusammenkünften sind Gäste herzlich willkommen. Am Mahl des Herrn dürfen sie teilnehmen, wenn sie bekennen, dass Jesus Christus ihr Retter und Herr ist und dass sie nicht in einer moralischen oder lehrmäßigen Sünde leben, die nach dem Neuen Testament von der Gemeinschaft ausschließt.
9. Bibeltreue
Die Heilige Schrift gilt als höchste Autorität für Lehre und Leben des Einzelnen und der Gemeinde. Alle Auslegungen, Meinungen und Erfahrungen müssen sich an ihrem Maßstab prüfen lassen.
10. Heilsgeschichtliche Bibelauslegung
Brüdergemeinden sind überzeugt, dass Gott im Laufe der Geschichte auf verschiedene Weise mit den Menschen umgegangen ist. Insbesondere werden das alttestamentliche Volk Israel und die neutestamentliche Gemeinde als unterschiedliche Personengruppen gesehen, für die unterschiedliche Aussagen der Bibel gelten.
11. Stellung und Zustand des Gläubigen
Brüdergemeinden unterscheiden zwischen der vollkommenen, unverlierbaren Stellung des Gläubigen in Christus und seinem oft noch unvollkommenen praktischen Zustand. Das christliche Leben soll durch ständiges Wachstum in der Erkenntnis und der Nachfolge Jesu Christi gekennzeichnet sein.
12. Naherwartung
Brüdergemeinden erwarten die baldige Wiederkunft des Herrn Jesus zur Auferweckung der verstorbenen und zur Entrückung der lebenden Gläubigen.