Was ist das Evangelium?

Bibelverständnis der Brüderbewegung in Theorie und Praxis

Was ist das Evangelium?

Beitragvon Samuel A. am Mo 6. Jul 2009, 20:46

Ich frage mich seit einiger Zeit, ob ich ein rechtes Verständnis vom Evangelium habe. Ich möchte euch kurz schildern, was ich denke, was das Evangelium ist. Nehmt bitte keine Rücksicht auf mich, fals ich es falsch verstanden habe. Ihr bewahrt mich möglicherweise davor ein Irrlehrer zu werden.

Das Evangelium:
Also als erstes sei gesagt, dass alle Menschen Sünder sind und gesündigt haben. Keiner ist vor Gott gerecht. (Röm 3,9-20)
Als nächstes müssen wir wissen, dass Jesus für Sünder gestorben und auferstanden ist. Wenn ein Mensch seine Sünden bekennt und sie sein lässt und glaubt dass diese in der Vergangenheit begangenen Sünden von Jesus stellvertretend getragen wurden, dann wird er von Gott gerechtfertigt. Er steht nun nicht mehr unter dem Zorn Gottes, sondern wurde begnadigt. Der Zorn Gottes traf Jesus Christus am Kreuz (Jes 53,10)
Der Gläubige ist nun nicht mehr unter dem Gesetz, dass ihn verdammte. Die ganzen Opfer und Zeremonien wurden durch Jesus erfüllt, wohin gegen das Moralgesetz Gottes weiterhin gültig ist. Doch da er nun im Heiligen Geist wandelt, hilft dieser ihm dabei dieses Gesetz zu befolgen.

Bei seiner Bekehrung musste der Gläubige alle Sünden bekennen und ablegen. Der Weg der Heiligung beginnt nun. Der Gläubige erkennt weitere Fehler in seinem Leben und muss diese mit Hilfe des Heiligen Geistes besiegen.
Am Ende eines erfolgreich gelebten Lebens im Heiligen Geist wartet dann die Belohnung für ihn - Jesus Christus.

Ist das korrekt? Oder habe ich mich geirrt? Weist mich ruhig scharf zurecht, wenn es falsch ist. Alle Ehre dem Namen Jesu Christi.
Samuel A.
 

Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon asderrix am Mo 6. Jul 2009, 22:19

Hallo Samuel,
das was du geschrieben hast ist nicht falsch, ich würde es nur etwas anders ausdrücken.

1. Gott liebt die Menschen, mich und dich, deshalb ist er den ersten Schritt auf uns zugegangen.
2. Wir hatten nicht die Möglichkeit, diesen ersten Schritt zu tun, da unsere Sünde uns von Gott getrennt hat.
3. In Jesus, im stellvertretenden Sterben des wahren Gottes für meine Sünde, habe ich die Möglichkeit, den zweiten Schritt zu tun und kann dieses stellvertretende Werk persönlich annehmen.
4. Damit ist es möglich, dass ich in Ewigkeit versöhnt mit Gott lebe.

Mir ist es sehr wichtig geworden, das die Gute Nachricht, das Evangelium von der Gnade, in erster Linie ein Liebesbeweis Gottes an uns Menschen ist, dass es eine Antwort der Liebe zu Gott ist, wenn ich ja zu seinem Angebot sage und nicht eine Reaktion die von der Angst bestimmt ist.
asderrix
 
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Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon Manuel am Do 9. Jul 2009, 17:40

Hallo Samuel,

es freut mich, daß Du Dich für den Inhalt des wahren Evangeliums interessierst und auch ausdrücklich um ggf. nötige Korrektur bittest. 2. Korinther 13, 5 sagt: „Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, daß ihr unecht wärt!“ Leider findet man unter denen, die sich Christen nennen, selten Bereitschaft, dieser Aussage zu gehorchen und sich einer kritischen Selbstprüfung zu unterziehen. Um so mehr ist es mein Wunsch, daß dies in Deinem Fall anders sein möge.

Samuel, ich denke, daß Du kein rechtes Verständnis vom Evangelium hast. Ich möchte dies im Folgenden gerne belegen.

--- Also als erstes sei gesagt, dass alle Menschen Sünder sind und gesündigt haben. Keiner ist vor Gott gerecht. (Röm 3,9-20)

Das ist soweit richtig, aber in dieser Form verkürzt. Alle Konfessionen im Namenschristentum würden dies unterschreiben. Die Frage ist aber, wie tief die Verdorbenheit des Menschen geht: Ist er nur teilweise verdorben, so daß ein Potential, das Gute zu wollen oder gar zu tun, in ihm verbleibt und er einen in moralischer Hinsicht freien Willen hat? Oder ist er total verdorben, so daß er das Gute weder tun noch auch nur wollen kann und keinen freien Willen in moralischen Fragen zur Verfügung hat? Es ist offensichtlich, daß die Bibel Letzteres lehrt, siehe z.B. Genesis 6, 5; Jeremia 13, 23; 17, 9; Matthäus 7, 11; 15, 19; Römer 3, 9-23; 8, 6.7 und 1. Korinther 2, 14.

Diese Frage ist keine Spitzfindigkeit, sondern durchaus fundamentaler Natur, denn ein nur teilweise verdorbener Mensch könnte durch seinen freien Willen zum Heil etwas beitragen. Genau das lehren die Leugner der totalen Verdorbenheit: Sie fordern gute Werke, eine Entscheidung für Jesus oder ähnliches als Bedingung des Heils ein. Damit stehen sie nicht auf dem Boden der freien Gnade und lehren statt dessen ein falsches Evangelium der versteckten Werkgerechtigkeit. Denn die Schrift sagt: „Wenn aber aus Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.“ (Römer 11, 6). Im Lichte dieser klaren Schriftstelle ist offenbar, daß die Verdrehungen der Irrlehrer gegenstandslos sind. Diese versuchen sich häufig herauszureden, daß es ja allein Gott sei, der den Menschen zu seinen guten Werken oder zu seiner Entscheidung befähige. Doch man kann Gnade und Werk nicht mischen. Wer lehrt, für die Errettung seien irgendwelche Werke vonnöten, der vertritt ein falsches Evangelium und steht unter dem Fluch Gottes, ist mithin also kein Gläubiger (siehe z.B. Galater 1, 8-9).

--- Als nächstes müssen wir wissen, dass Jesus für Sünder gestorben und auferstanden ist.

Auch das ist richtig, aber verkürzt. Die Frage ist, für wen der Herr Jesus Christus starb: Starb Er für alle Menschen, um jedem eine Chance zu geben, errettet zu werden? Oder stellte Er durch Seinen Tod die Errettung aller derer, für die Er starb, unwiderruflich sicher? Auch hier ist offenkundig, daß die Schrift Letzteres lehrt, vgl. Jesaja 53, 11; Matthäus 1, 21; 20, 28; 26, 28; Johannes 10, 11; 17, 9; Apostelgeschichte 20, 28; Epheser 5, 25; Hebräer 2, 15-17. In allen diesen Stellen wird das Werk Christi allein auf die Seinen bezogen. Auch Römer 5, 18; 11, 32-36; 1 Korinther 15, 21.22; 1 Timotheus 2, 4; Titus 2, 11; 3, 4.5 geben wertvolle Hinweise.

Diese Lehre ist absolut zentral, denn wäre Christus auch nur für einen Menschen gestorben, der dann doch verloren ging, dann wäre Er umsonst gestorben. Solches zu lehren ist Gotteslästerung!

--- Wenn ein Mensch seine Sünden bekennt und sie sein lässt und glaubt dass diese in der Vergangenheit begangenen Sünden von Jesus stellvertretend getragen wurden, dann wird er von Gott gerechtfertigt.

Vielleicht hast Du Dich gefragt, warum ich eingangs so eindeutig feststellte, daß Du kein rechtes Verständnis des Evangeliums habest. Deine bisher kommentierten Ausführungen waren zwar verkürzt, aber in sich nicht falsch. Spätestens mit der oben zitierten Aussage wird Deine Darstellung des Evangeliums ernsthaft defizitär, was ich folgendermaßen begründe:

1. Errettet wird ein Mensch allein aus Gnade und durch Glauben an das wahre Evangelium. Dieser Glaube ist das Mittel, durch das der Heilige Geist einem Menschen das Werk Christi zueignet. In Deiner Ausführungen erscheint der Glaube aber neben vielem anderen. Er reicht aus Deiner Sicht allein nicht hin, vielmehr müsse man auch seine Sünden bekennen und lassen. Sich aber wahrhaft als Sünder zu erkennen und damit auch einzelne Handlungen oder Einstellungen als sündhaft wahrzunehmen, ist doch eine Folge, gleichsam eine Frucht der Errettung und keine Voraussetzung derselben. Eine richtige Darstellung sähe so aus: Ein Mensch, der die Frohe Botschaft hört, wird durch die Gnade Gottes und durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes von der Wahrheit dieser Botschaft überführt. In diesem allein von Gott geschenkten Glauben ist er nun gerettet. Er hat sich im Lichte dieses Glaubens als Sünder erkannt und wird seine Sünden nun dem Herrn bekennen und fortan danach streben, das Gute und Richtige zu tun.

2. Du erwähnst zwar den Glauben, doch dieser beschränkt sich nach Deinen Worten allein darauf, zu glauben, daß der Herr Jesus Christus die Sünden getragen habe, die man selbst begangen hat. Doch der Engel des Herrn verkündete Joseph im Traum das Evangelium in einer anderen Weise: „Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ (Matthäus 1, 21) Es gehört zum Wesenskern des wahren Evangeliums, daß der Herr allein die Sünden Seines Volkes trug, nicht die derer, die im Unglauben sterben!

--- Er steht nun nicht mehr unter dem Zorn Gottes, sondern wurde begnadigt. Der Zorn Gottes traf Jesus Christus am Kreuz (Jes 53,10)

Das ist korrekt, aber erneut verkürzt. Das Werk Christi ist die doppelte Zurechnung: Ihm wurden am Kreuz die Sünden Seines Volkes zugerechnet, damit ihm, dem Volk, d.h. allen wahren Gläubigen, die Gerechtigkeit Christi zugerechnet wird. Die zweite Seite der doppelten Zurechnung fehlt in Deiner Darstellung. Doch sie gehört zum Evangelium so wesensmäßig dazu, daß ihre Leugnung oder auch nur Nichterwähnung letztlich zu einem falschen Evangelium führt.

Am deutlichsten wird die schöne Wahrheit der doppelten Zurechnung wohl in 2 Korinther 5, 21 gelehrt: „Den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm.“ Wichtige Hinweise geben auch Jeremia 23, 6; Daniel 9, 24; Matthäus 3, 15; Römer 5, 10-19; Römer 8, 4; Römer 10, 3-4; 1. Korinther 1, 30; Galater 4, 4.5; Philipper 3, 8-9 und 2. Petrus 1, 1.

--- Der Gläubige ist nun nicht mehr unter dem Gesetz, dass ihn verdammte.

Das ist richtig! Aber warum widerspricht Du dieser Wahrheit gleich hinterher? Denn Du schreibst:

--- Die ganzen Opfer und Zeremonien wurden durch Jesus erfüllt, wohin gegen das Moralgesetz Gottes weiterhin gültig ist.

Das Gesetz ist eine Einheit, die im Ganzen abgetan ist. Es ist nicht möglich und auch keine gute Bibelauslegung, aus dieser Einheit bestimmte Gebote herauszubrechen, um ihre fortlaufende Gültigkeit zu behaupten. Die Schrift sagt eindeutig, „daß einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist“ (1. Timotheus 1, 9), auch kein Moralgesetz als Lebensregel aus Dankbarkeit oder als Mittel zur Heiligung.

Ich kann mir vorstellen, daß Du nun die Befürchtung äußerst, hier werde Antinomismus, also eine ablehnende und feindselige Haltung gegenüber dem Gesetz gelehrt. Doch ich darf Dir versichern, daß ich den Antinomismus ebenso ablehne wie den Nomismus, d.h. die Gesetzlichkeit, die sich in Deinen Worten andeutet.

Das alttestamentliche Gesetz ist hauptsächlich darauf aufgebaut, das Böse zu verbieten. Beispielsweise verbieten acht der zehn Gebote das Böse, nur zwei von ihnen formulieren eine positive Handlungsaufforderung. Daher kann aus dem Gesetz niemals die Kraft zur Heiligung und zu einem befreiten Glaubenswandel kommen.

Ich darf dies anhand eines Beispiels erläutern: Es ist keine gute Idee, mittels des Gebotes „Du sollst nicht ehebrechen“ als einer Lebensregel eine Ehe zu führen. Wer sich immer wieder dieses Verbot vor Augen führt, der wird sich daraufhin gedanklich immer wieder mit dem Verbotenen, also mit dem Ehebruch beschäftigen und erst recht auf falsche Gedanken kommen. So jemand fällt am Ende erst recht in Ehebruch oder wird zum skrupulösen Heuchler, der hilflos gegen seine schmutzigen Phantasien ankämpft, seine Frau zunehmend lieblos behandelt und ständig darunter leidet, daß sein Lebenswandel so wenig den Gedanken Gottes entspricht. So jemand darf sich nicht wundern, daß er keine Freude im Glauben hat und schlußendlich doch verloren geht, weil er im Gericht Gottes als ein Heuchler erwiesen wird, der niemals wirklich geglaubt hat.

Seine Kraft schöpft der wahre Gläubige vielmehr aus dem Evangelium und aus den vielen bedingungslosen Verheißungen, die Gott ihm darin zuspricht. Der Gläubige darf wissen: Christus liebt mich so sehr, daß Er für mich Sein Leben hingab. Darum darf ich diese grenzenlose Liebe auch an meine Frau weitergeben und sie mit der Liebe Christi lieben. Das ist die rechte Lebensregel, und wer nach dieser Richtschnur wandelt, der wird gar nicht auf die Idee kommen, Ehebruch zu begehen.

Der Gesetzliche, der sich dem Gesetz als einer Lebensregel unterwirft, ist wie ein Mann, der zu seiner Frau sagt: „Schatz, ich werde stets bemüht sein, das Gesetz Gottes zu befolgen und keinen Ehebruch zu begehen. Ich werde auch ernsthaft bestrebt sein, alle anderen Gebote des Moralgesetzes zu beachten und Dich beispielsweise nicht zusammenzuschlagen oder umzubringen“. Ich glaube kaum, daß eine Ehefrau von dieser Aussage begeistert wäre. Unter Liebenden sind die Treue zueinander und die gegenseitige Achtung vor Leben und körperlicher Unversehrtheit doch so selbstverständlich, daß sie gar nicht zur Disposition stehen und keiner gesonderten Erwähnung bedürfen! Ein vom Evangelium geleiteter Mann wird seiner Frau statt dessen sagen: „Ich will Dich so lieben, wie Christus Seine Gemeinde geliebt hat, für die Er Sein Leben hingab“. Das ist die richtige Basis für eine glückliche Ehe, und ein Mann, der so denkt, wird gar nicht erst auf die Idee kommen, seine Frau zu betrügen oder ihr anderweitig etwas anzutun!

Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich noch ausdrücklich anmerken, daß das Gesetz keinesfalls überflüssig ist. Mit seinen Vorschriften und Verboten taugt es nicht zur Lebensregel, denn Verbotenes ist erst richtig interessant. Wir brauchen es aber unbedingt als Spiegel, um unsere Sündhaftigkeit immer wieder aufs Neue zu erkennen. Nehmen wir als Beispiel einen Ehemann, der es vernachlässigt, nach der Lebensregel des Evangeliums zu wandeln und der daher zunehmend auf falsche Gedanken kommt. Er hat sich in letzter Zeit öfters mit seiner Frau gestritten und findet insgeheim, daß sie immer weniger attraktiv geworden ist. Wie nett ist hingegen seine neue hübsche und junge Arbeitskollegin, die auch schon Interesse an ihm zu zeigen scheint. Wäre es nicht legitim, sich ein wenig mit dieser Kollegin zu trösten? Schließlich wird er seine Ehefrau niemals verlassen, und irgendwie liebt er sie ja immer noch! Kann er nicht beide Frauen auf seine Weise lieben? Und liebt er seine Frau nicht schon dadurch, daß er sie und die Kinder weiterhin ernährt? Für einen Mann, der auf solche Gedanken kommt, definiert das Gesetz ein unumstößliches Stoppschild, das ihm die Bosheit seiner ehebrecherischen Gedanken zeigt und ihn, so er wahrhaft glaubt, zur Buße leiten wird.

Ferner ist das Gesetz auch als Riegel vonnöten. Deswegen schreibt Paulus auch, daß das Gesetz allein „den Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern, Unheiligen und Gemeinen, solchen, die Vater und Mutter mißhandeln, Menschen töten, Hurern, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen“ auferlegt ist (1. Timotheus 1, 9). Die Obrigkeit soll sich am Gesetz orientieren, um grobe äußere Sünden zu strafen. Dafür hat Gott ihr das Schwert gegeben, wie Paulus in Römer 13, 1-7 ausführt. Auch die Gemeinde soll den Übeltäter ermahnen und ihn, falls er dauerhaft unbußfertig bleibt, ausschließen. Damit wird der Ausbreitung des Bösen in Staat und Gemeinde ein Riegel vorgeschoben.

--- Doch da er nun im Heiligen Geist wandelt, hilft dieser ihm dabei dieses Gesetz zu befolgen.

Mit dieser Ansicht führst Du den Gläubigen einfach wieder zurück unter das Gesetz, von dem er doch gerade befreit wurde. Zwar habe er die Hilfe des Geistes, wie Du schreibst, doch letztlich ist er wieder den Geboten, Verboten und Drohungen des Gesetzes unterworfen. Doch Paulus schrieb: „Denn wenn ich das, was ich niedergerissen habe, wieder aufbaue, so stelle ich mich selbst als Übertreter hin.“ (Galater 2, 18). Da aber niemand außer Christus das Gesetz völlig zu halten vermag, auch der Gläubige nicht, so führst Du ihn in Deiner Argumentation wieder unter den Fluch des Gesetzes. Jakobus 2, 10 sagt eindeutig: „Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden.“ Wenn Du bislang auf diese Weise versuchst, Deinen alltäglichen Wandel zu bestreiten, so stellst Du Dich damit selbst unter den Fluch Gottes und damit unter den ewigen Zorn. Im Licht der Heiligen Schrift muß ich das so deutlich schreiben.

Das Gesetz ist dem Gläubigen keine Lebensregel! Ein dem Begriff „Lebensregel“ verwandter Ausdruck kommt nach meiner Kenntnis allein in Galater 6, 16 vor: „Über alle, die nach dieser Regel wandeln, komme Frieden und Erbarmen, und über das Israel Gottes!“ Diese Regel ist im Zusammenhang der vorherigen Verse eben ausdrücklich nicht das Gesetz. Von Bestrebungen nach formalem Gesetzesgehorsam hat sich Paulus vielmehr zuvor ausdrücklich immer wieder abgegrenzt. Die von ihm genannte Richtschnur sind vielmehr die Segnungen, die er in den vorhergehenden Versen 14-15 beschrieben hat: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern eine neue Schöpfung.“ Aus diesen bedingungslosen Verheißungen, die den Gläubigen im Evangelium gegeben sind, schöpft der wahre Christ seine Kraft, und allein sie sind seine Lebensregel!

--- Bei seiner Bekehrung musste der Gläubige alle Sünden bekennen und ablegen.

Ich habe schon oben dargelegt, daß dies falsch ist. Der Gläubige durfte nach seiner Bekehrung seine ihm bewußten Sünden bekennen und von ihnen ablassen.

--- Der Weg der Heiligung beginnt nun. Der Gläubige erkennt weitere Fehler in seinem Leben und muss diese mit Hilfe des Heiligen Geistes besiegen.

Wieso muß? Das klingt nach gesetzlichem Denken, in dem das Überwinden der Sünden eine lästige Pflicht ist, weil sie einen insgeheim immer noch locken. Ich würde sagen: Er darf sie aus dem Glauben heraus mehr und mehr überwinden und erkennen, daß er in der Gemeinschaft mit Gott so viel Besseres hat als im Betrug der Sünde.

--- Am Ende eines erfolgreich gelebten Lebens im Heiligen Geist wartet dann die Belohnung für ihn - Jesus Christus.

Das Glaubensleben, das Du beschreibst, klingt alles andere als erfolgreich, sondern mehr nach gesetzlicher Quälerei und stumpfsinniger Heuchelei. In Deiner Beschreibung jagt man ständig einem Maßstab nach, den man doch niemals erfüllen kann. Wer so lebt, der wird zunehmend unzufrieden und verbittert. Es ist auch keinesfalls so, daß der Gläubige erst dann Gewißheit hätte, zu Christus zu kommen, wenn er sein Glaubensleben „erfolgreich“ abgeschlossen hat. Vielmehr darf jeder wahre Gläubige sich seines Heils jederzeit voll und ganz gewiß sein.

Samuel, damit bin ich am Ende meiner Ausführungen zu Deinem Fragen gekommen. Ich weiß, daß ich stellenweise hart geschrieben habe, doch Du batest ja ausdrücklich um Korrektur und Zurechtweisung. Ich würde jubeln, falls Dir und auch vielen weiteren Lesern meine Ausführungen durch Gottes Gnade Anlaß zum Umdenken sein sollten. Möge Gott noch viele Herzen für die befreiende Wahrheit öffnen!


Es grüßt Dich
Manuel
Manuel
 
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Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon Christian O. am Fr 10. Jul 2009, 08:38

Hallo zusammen,

neben einigen sicher guten und interessanten Ansätzen findet sich in vorstehendem Posting sehr viel calvinistische Sonderlehre wieder. Ich empfehle dazu - ohne hier eine Diskussion lostreten zu wollen, die in anderen Foren äußerst ausführlich geführt wurde und wird - die Artikelserie "Gefahren der reformierten Theologie", die man unter http://www.zs-online.de/download.htm in den Heften 2/2009 und 3/2009 findet. Besonders wird dort auch auf die oben vertretene Lehre von der "begrenzten Sühne" sowie der "völligen Verderbtheit" des Menschen eingegangen.

Blessings
Christian O.
 

Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon RChap am Fr 10. Jul 2009, 13:23

Hey Samuel,

es muss für dich recht "ernüchternd" wirken, solch einen langen Post von Manuel über das rechte Evangeliumsverständnis als Reaktion auf deine Frage zu erhalten, aus der man herausspürte, dass du dich an der Wahrheit des Evangeliums freust und es dir unheimlich wichtig ist.

Und me. E. sind zwar deine Formulierungen in nicht allen Punkten ganz glücklich ;) - "muss besiegen", "Gesetz befolgen"... Aber man weiß, was du meinst - siehe Asderixs Post - und ich freue mich, dass du ein wiedergeborener Christ bist, soweit ich das momentan beurteilen kann/könnte.

Ach ja, Manuel - die Seite in deinem Profil - http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages/de/persoenliche-erklaerung.php - ist wirklich m. E. calvinistisch "angehaucht"... was für mich nicht automatisch negativ behaftet wäre, nur möchte ich bemerken, dass ich durchaus einige Punkte, die dort als heilsverwehrend dargestellt werden, glaube - zum Beispiel:
Christus war also nach darbystischer Lehre nicht im eigentlichen Sinne sterblich
Erstens ist das keine darbyistische Lehre, sondern, wie ich denke, die der Bibel: Der Lohn der Sünde ist der Tod, und die seele, welche sündigt, die soll sterben. Mein Herr hat nie gesündigt, hätte also nicht sterben müssen. So ist meine derzeitige Überzeugung, gerne lass mich ich von andren, biblisch besser begründeten Erklärungen überzeugen - aber vielleicht nicht gerade hier in diesem Thread, dann schweifen wir zu sehr vom Thema ab. -
Wollte nur kurz erwähnen, dass weiterer Satz auf der Seite:
Auch jeder, der zwar nicht im darbystischen System ist, aber nur eine einzige dieser Lehren vertritt oder ihre Vertreter bewußt duldet, ist nicht errettet.

- auf mich definitiv nicht zutrifft - ich bin versiegelt mit dem heiligen Geist, dem Unterpfand meines Erbes, und merke jeden Tag, wie er an mir arbeitet. Ich habe eine persönliche lebendige Beziehung zu meinem Herrn und Retter. Erlebe Sein Wirken in meinem Leben, Seine Führung, die Meines Vaters - und bin so dankbar dafür. Saved. Kann mich jeden Tag dran freuen, auch wenns (erst ;) ) 15 Jahre her ist, dass ich mich bekehrte.

Insofern wird dieser Satz oben empirisch für mich widerlegt. -

Das Evangelium ist so klar, dass es nicht viel Auslegens bedarf, sondern es will nur wohl betrachtet, angesehen und tief zu Herzen genommen sein. Martin Luther
One Way. One Truth. One Life.
RChap
 
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Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon Manuel am Fr 10. Jul 2009, 14:20

Hallo Christian, hallo RChap,

Ihr führt den Begriff des Calvinismus bzw. der reformierten Theologie ein. Die Position meiner Gemeinde, die ich inhaltlich selbstverständlich völlig teile, haben wir bereits an anderer Stelle klar formuliert, so daß ich mir erlaube, darauf zu verweisen:

„Obwohl wir es ablehnen, uns dem reformierten Lager zuzuordnen (siehe 13.), wertschätzen wir doch die sogenannten fünf Punkte der reformierten Soteriologie als biblische Lehre. Weil sie zu der heilsnotwendigen Wahrheit des Evangeliums gehören, kommt sie in den GS 6, 8 und 10-12 zum Ausdruck.“ (Siehe: http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... fbauen.php)

Bitte beachtet ferner auch Punkt 13 der oben verlinkten Erklärung.

GS bezeichnet dabei die Glaubenssätze unseres Glaubensbekenntnisses, das ebenfalls auf der Webseite meiner Gemeinde einsehbar ist. Zu den entsprechenden Glaubenssätzen gelangt Ihr hier: http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... hristi.php

Christian, ich bin etwas verwundert, daß Du hier biblische Wahrheiten als angebliche „calvinistische Sonderlehren“ bezeichnest und Links zu einem Artikel gegen dieselben Wahrheiten einstellst, aber gleichzeitig keine Diskussion zu diesem Thema aufkommen lassen möchtest. Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang ebenfalls auf einen Artikel zu verweisen, in dem wahres und falsches Evangelium gegenübergestellt werden: http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... n-kann.php

Es wird Dich nach Lektüre dieses Artikels nicht überraschen, daß ich Dich nicht als Christen im eigentlichen Sinne des Wortes sehen kann. Ich wünsche Dir aber, daß der Herr Dir Umkehr und rettenden Glauben schenken möge.

RChap, Dir danke ich zunächst für den sachlichen Ton Deines Beitrages. Inhaltlich kann ich ihn allerdings nicht teilen, wie Du Dir sicherlich denken kannst. Du schreibst, unsere Benennung verschiedener Irrlehren sei nicht korrekt, weil Du mindestens eine derselben vertrittst (die Du selbstverständlich nicht als Irrlehre siehst) und errettet seist. Aber das ist doch verkehrtherum argumentiert. Nicht Deine Erfahrung zählt, sondern die Lehre der Schrift. Wenn ich Dir nachweisen kann, daß die von Dir vertretene Lehre 1) falsch und 2) so fundamental falsch ist, daß es Unbekehrtsein beweist, sie zu vertreten, dann müßtest Du zu dem Schluß kommen, getäuscht worden und noch gar nicht bekehrt zu sein. Viele Menschen denken, daß sie Christen und damit errettet seien und sind doch verloren, siehe Matthäus 7, 22-23. Ich selbst war sechs Jahre lang ein unbekehrter Heuchler. Die ganze Zeit über war ich überzeugt, ich sei errettet und war es doch nicht. Ich bitte Dich, die Möglichkeit, daß Du getäuscht wurdest und Dich im Irrtum befindest, zumindest in Betracht zu ziehen.

Die wichtige Diskussion über die wahre Menschheit des Herrn Jesus Christus können wir vielleicht in einen anderen Thread verlegen. Trotzdem erlaube ich mir, Dir hier zwei Links zum persönlichen Studium zu empfehlen:

1) Unser Glaubensbekenntnis zur Person des Herrn Jesus Christus: http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... ristus.php

2) Die Stellungnahme meiner Gemeinde zur wahren Menschheit Christi: http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... hristi.php

Letztere war ursprünglich an einen Irrlehrer gerichtet. Der gegen Ende scharfe Tonfall der Stellungnahme gilt also nicht Dir.

Ich würde mich freuen, wenn es möglich ist, die hier zur Debatte stehenden wichtigen Fragen sachlich zu diskutieren.
Manuel
 
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Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon Samuel A. am Fr 10. Jul 2009, 19:32

Danke für eure bisherigen Antworten. An euren unterschiedlichen Ansichten seht ihr ja selbst, dass das Evangelium wahrscheinlich nicht so einfach ist, wie manche meinen. Ich hatte mich vor 6 Jahren bekehrt, habe Jesus mein Leben gegeben und habe angefangen für ihn zu brennen. Seit über 2 Jahren studiere ich die Bibel intensiv. Ich verbringe 3-5 Stunden täglich in der Bibel, wobei ich die Mac-Arthur Studienbibel mitlese. Mir lag es so auf dem Herzen, dass andere Menschen, ebenfalls den Glauben an Jesus annehmen. Doch ich wusste nicht was ich ihnen sagen sollte. Also habe ich angefangen zu studieren, ich wollte Redegewandter werden.
Jetzt bin ich an einen Punkt angekommen, wo ich einfach nicht mehr kann. Ich habe immer mehr nach eindeutigen Regeln gesucht, die für alle Christen gelten. Mich gefragt was bedeutet Unzucht, Ehebruch usw. Wie sollte eine Gemeinde geleitet werden- Älteste, Diakone, oder andere Modelle? Wann darf ein Mann einer Frau sagen, dass er sie liebt? Sind alle Charismatiker verführt?

Tausend fragen, die in meinem Kopf sich abspielten. Letzen Endes bin ich gar nicht mehr dazu gekommen, Menschen für Jesus zu gewinnen.
Nun stellte ich mir die Frage, ob es wirklich so schwer ist, das Evangelium Christi. Mir machte auch ein Prediger zu schaffen. Ich hörte mir alle seinen Predigten bei Youtube an. Er ist sehr hart und verdammt fast die gesamte Christenheit, dass sie in die Hölle fahren werden.

Ein Beispiel:
Der Prediger gibt folgenden Dialog in einer seiner Predigten wieder: „Warum denkst du bist du gerettet?“ Jemand mag antworten: „Weil ich an Jesus glaube.“ „Wer sagt dir dass du glaubst? Sagt dir das dein Herz? Die Bibel sagt dein Herz ist böse und trügerisch!“

Ich bekam Angst, dass mein Glaube nicht richtig ist. Ich fürchtete mich vor jeglicher Sünde und forschte was Sünde überhaupt ist. Ich hatte lange Zeit die Ansicht Errettung kann man nicht verlieren, inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob das richtig ist.

Ich werde nun mein Bibelstudium nicht mehr so intensiv betreiben, wenn der Herr mich liebt und wenn ich sein Schaf bin, dann wird er mich heiligen und mich bewahren. Ich werde mir mehr Freizeit gönnen und mehr Zeit fürs Beten.

Gottes Segen euch
Samuel
Samuel A.
 

Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon toffil am Sa 11. Jul 2009, 09:59

Samuel A. hat geschrieben:Ich frage mich seit einiger Zeit, ob ich ein rechtes Verständnis vom Evangelium habe. Ich möchte euch kurz schildern, was ich denke, was das Evangelium ist. Nehmt bitte keine Rücksicht auf mich, fals ich es falsch verstanden habe. Ihr bewahrt mich möglicherweise davor ein Irrlehrer zu werden.

Das Evangelium:
Also als erstes sei gesagt, dass alle Menschen Sünder sind und gesündigt haben. Keiner ist vor Gott gerecht. (Röm 3,9-20)
Als nächstes müssen wir wissen, dass Jesus für Sünder gestorben und auferstanden ist. Wenn ein Mensch seine Sünden bekennt und sie sein lässt und glaubt dass diese in der Vergangenheit begangenen Sünden von Jesus stellvertretend getragen wurden, dann wird er von Gott gerechtfertigt. Er steht nun nicht mehr unter dem Zorn Gottes, sondern wurde begnadigt. Der Zorn Gottes traf Jesus Christus am Kreuz (Jes 53,10)
Der Gläubige ist nun nicht mehr unter dem Gesetz, dass ihn verdammte. Die ganzen Opfer und Zeremonien wurden durch Jesus erfüllt, wohin gegen das Moralgesetz Gottes weiterhin gültig ist. Doch da er nun im Heiligen Geist wandelt, hilft dieser ihm dabei dieses Gesetz zu befolgen.

Bei seiner Bekehrung musste der Gläubige alle Sünden bekennen und ablegen. Der Weg der Heiligung beginnt nun. Der Gläubige erkennt weitere Fehler in seinem Leben und muss diese mit Hilfe des Heiligen Geistes besiegen.
Am Ende eines erfolgreich gelebten Lebens im Heiligen Geist wartet dann die Belohnung für ihn - Jesus Christus.

Ist das korrekt? Oder habe ich mich geirrt? Weist mich ruhig scharf zurecht, wenn es falsch ist. Alle Ehre dem Namen Jesu Christi.

Hallo Samuel,

meines Erachtens mußt Du die Flinte überhaupt nicht ins Korn werfen, denn ich denke, Du bist durchaus auf dem richtigen Weg!

Was Du über die Errettung sagst, ist bis auf eine Ausnahme völlig richtig: Wir können unsere Sünden nicht "sein lassen". Wir sündigen permanent weiter, weil die sogenannte alte Natur weiterhin in uns ist, egal ob man das wahrhaben will oder nicht. Paulus schreibt davon auch im Bezug auf sich selbst.

Weiterhin ist es zu hart ausgedrückt, wenn man sagt, der Gläubige "muß" seine weiteren Fehler ablegen. Er soll das natürlich, aber wenn man das als Muß empfindet, wird die Nachfolge tatsächlich mühsam, außerdem besteht die Gefahr des Abdriftens in die Gesetzlichkeit. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass wir auch nach unserer Wiedergeburt nichts Gutes aus uns selbst heraus tun können, sondern dies von Christus wirken lassen müssen. Bedenken wir das nicht, wird unser ganzes Leben ein verzweifeltes Ringen.

Die zwei Dinge, die meiner Ansicht nach am Evangelium nicht einfach sind, verstehe ich wie folgt:

1. Nach meinem Bibelverständnis gibt es scheinbar unmißverständliche Bibelstellen, welche sowohl auf Calvinismus, also Vorherbestimmung etc., und gleichzeitig auf einen "freien" Willen des Menschen hinweisen. Der Streit hierüber dauert mittlerweile ein paar Hundert Jahre an, und nach meinem Dafürhalten liegt das daran, dass wir Menschen die Widersprüche zwischen diesen beiden Varianten schlicht und ergreifend nicht auflösen können. Menschen, die eine der beiden Möglichkeiten als Irrlehre brandmarken, empfinde ich als anmaßend. Wenn man sich die jeweiligen Begründungen für eine der beiden Ansichten genauer anschaut, erkennt man meist, dass hier lediglich rhetorische Konstrukte gebildet werden.

2. Ich persönlich bin mir nicht mehr sicher, ob der Mensch das Errettungsgeschenk, wenn er das Evangelium erst einmal begriffen hat, wirklich noch bewußt annehmen oder ablehnen kann oder ob er von der Wiedergeburt sozusagen überrollt wird.


Ich stelle mir auch oft die Frage, wie ich das Evangelium weitergeben soll, solange so wichtige Fragen ungeklärt sind. Aber letztlich wird in der Bibel oft an die Menschen appelliert, dass sie Buße tun und den Herrn annehmen sollen, also an ihre Entscheidungsfähigkeit. Also sollten wir einfach dasselbe tun und darauf vertrauen, dass Gott den Rest macht.


Was das Christenleben angeht, findest Du eigentlich die entscheidenden Aussagen zunächst mit dem Doppelgebot der Liebe und an zweiter Stelle in den Paulusbriefen, in welchen sehr viele Verhaltensmaßregeln zu finden sind.

Deine Errettung kannst Du nicht verlieren! "Niemand wird sie aus meiner Hand rauben!"

Versuch einfach, Du selbst zu sein und Dein Vertrauen mehr und mehr auf den Dich liebenden Herrn zu setzen. Und das wird Dich im Lauf der Zeit frei machen!
toffil
 

Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon ebo am So 12. Jul 2009, 18:43

Manuel hat geschrieben:
Es wird Dich nach Lektüre dieses Artikels nicht überraschen, daß ich Dich nicht als Christen im eigentlichen Sinne des Wortes sehen kann. Ich wünsche Dir aber, daß der Herr Dir Umkehr und rettenden Glauben schenken möge.


Das ist alles großer Unsinn und zeugt von tiefer Unkenntnis der Schrift. Der Schächer am Kreuz wurde auch kein Christ im eigentlichen Sinne des Wortes und wurde doch errettet, denn er hatte den rettenden Glauben. Lk 15 macht deutlich, das zur Rettung "nur" ein aufrichtiges Sündenbekenntnis notwendig ist, der zuvor die Sündenerkenntnis vorausging.
Manuel hat geschrieben:
Wenn ich Dir nachweisen kann, daß die von Dir vertretene Lehre 1) falsch und 2) so fundamental falsch ist, daß es Unbekehrtsein beweist, sie zu vertreten, dann müßtest Du zu dem Schluß kommen, getäuscht worden und noch gar nicht bekehrt zu sein.


Eine Lehre macht per se noch keinen Unbekehrten oder Bekehrten aus, sonden die tatsächliche Buße, s.o.

Manuel hat geschrieben:
Ich würde mich freuen, wenn es möglich ist, die hier zur Debatte stehenden wichtigen Fragen sachlich zu diskutieren.


Ich denke nicht, dass es sinvoll ist mit jemanden der so weit vom Worte Gottes abgewichen ist, zu diskutieren. Denn wenn man den Theorien die hier aufgestellt werden konsequent folgen würde, wäre wohl nur eine Hand voll Menschen gerettet worden. Das erinnert mich ein wenig an die Zeugen Jehovas die auch so viel Blödsinn erzählen.
ebo
 

Re: Was ist das Evangelium?

Beitragvon Manuel am So 12. Jul 2009, 22:20

Ebo,

--- Der Schächer am Kreuz wurde auch kein Christ im eigentlichen Sinne des Wortes und wurde doch errettet, denn er hatte den rettenden Glauben.

Das Evangelium ist die Frohe Botschaft von dem Werk und der Person des Herrn Jesus Christus. Rettenden Glauben zu haben ist ein Synonym dafür, an dieses Evangelium zu glauben. Die Schrift sagt nämlich, daß jeder Errettete an das Evangelium glaubt (siehe z.B. Römer 1, 16; Römer 10, 1-3; Markus 16,16). Daraus darf doch mit Recht geschlußfolgert werden, daß auch der Schächer am Kreuz an das Evangelium glaubte. Auch die alttestamentlichen Heiligen glaubten an das Werk und die Person Christi: Sie wußten, daß ein Erlöser kommen wird, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Sie glaubten also an die Person Christi. Sie wußten auch, daß der Erlöser ihre Sünden sühnen und ihnen eine ewige Gerechtigkeit beschaffen wird, die sie nicht selbst erwirken können, sondern die ihnen zugerechnet werden muß. Sie kannten die Notwendigkeit der Sühnung, der Stellvertretung und der Zurechnung, wie man an den Vorbildern der Heiligen Schrift und besonders am mosaischen Opfersystem sieht. Mit anderen Worten glaubten sie auch an das Werk des Herrn, an die doppelte Zurechnung.

Im Fall des Schächers sieht man das auch exemplarisch. Er sagte in Lukas 23, 40-42: „Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist? Und wir gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind“. Er hatte also Sündenerkenntnis, glaubte also an die totale Verdorbenheit des Menschen. Er anerkannte die Todesstrafe als gerechte Strafe seiner Sünden und Gott als den gerechten Richter, der hinter diesem von der Obrigkeit vollzogenen Gericht stand. Daraus kann man ableiten, daß ihm auch die Allmacht Gottes wohlbewußt war, schließlich sah er in einem von den heidnischen Römern vollzogenen Urteil ein Gerichtshandeln Gottes, der alles gemäß Seiner Vorsehung lenkt.

Weiter bekannte er: „Dieser aber hat nichts Unrechtes getan!“ Er anerkannte also die Sündlosigkeit des Herrn Jesus Christus.

Weiter heißt es: „Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst!“ Mit dieser Aussage anerkannte er Christus als den Messias. Seine Bitte, daß Christus an ihn gedenken möge, beweist, daß er auch die Gottheit Christi realisierte (das ergibt sich auch daraus, daß er die Sündlosigkeit des Herrn anerkannte, denn die Juden wußten sehr wohl, daß allein Gott ohne Sünde ist). Auch die Wiederkunft Christi war ihm bewußt, denn gerade für dieselbe erbittet er Fürsprache.

Eine Analyse der Worte des Schächers zeigt also, daß er wesentlich mehr wußte, als in der falschen Religion allgemein angenommen wird.

--- Lk 15 macht deutlich, das zur Rettung "nur" ein aufrichtiges Sündenbekenntnis notwendig ist, der zuvor die Sündenerkenntnis vorausging.

Diese These kann schon deswegen nicht wahr sein, weil Lukas 15 dann anderen Schriftstellen widersprechen würde (siehe oben). Aber die Schrift widerspricht sich nicht. In Lukas 15 geht es um das Ausmaß und die Schönheit der Gnade Gottes, nicht darum, den rettenden Glauben inhaltlich zu definieren.

Außerdem haben auch Zeugen Jehovas und selbst viele Moslems die äußerliche Erkenntnis, Sünder zu sein und bekennen ihrem Gott auch diese Sünden. Sind sie dann auch alle errettet? Das ist doch offenkundig falsch.

--- Eine Lehre macht per se noch keinen Unbekehrten oder Bekehrten aus, sonden die tatsächliche Buße, s.o.

Verdammungswürdige Irrlehre ist ein Indikator dafür, daß noch keine wahre Buße stattgefunden hat, wie beispielswiese Galater 1, 8-9; Römer 10, 1-3 und 2. Johannes 7-11 beweisen.

Buße heißt einfach Umdenken. Wer den rettenden Glauben empfängt, der denkt damit auch bezüglich seines früheren Unglaubens um. Buße darf aber niemals vom rettenden Glauben getrennt werden, der nach der Lehre der Schrift mit der gottgewirkten Erkenntnis des Evangeliums identisch ist.

--- Denn wenn man den Theorien die hier aufgestellt werden konsequent folgen würde, wäre wohl nur eine Hand voll Menschen gerettet worden.

Ja, es sind zur Zeit nur sehr wenige Menschen errettet, zumindest, insoweit ich das überschauen kann. Dies taugt aber nicht als Argument gegen das wahre Evangelium. Es ist natürlich für das Fleisch sehr unangenehm, daß so wenige Menschen errettet sind. Aber die Frage ist nicht, ob eine Feststellung mir gefällt, sondern ob sie wahr ist.

Insbesondere verweise ich nochmal darauf, daß Christus selbst von einer kleinen Herde sprach. Wärest du konsequent, so müßtest du also auch den Herrn beschuldigen, daß Er (um deine Wortwahl zu übernehmen) „Blödsinn“ geredet habe, denn schließlich sagte Er selbst, daß zumindest über einen langen Zeitraum hinweg nur wenige Menschen errettet werden. Das zeigt doch, wie abseitig und unbiblisch deine Aussagen sind. Sie richten sich letztendlich gegen Gott und Sein Wort selbst. Da halte ich mich lieber an die gute Lehre Christi und an Sein wahres Evangelium.

Abschließend darf ich erneut mit einem Zitat aus einem Artikel meiner Gemeinde antworten:

--- Ein typischer Einwand gegen unsere Überzeugung besteht in dem Hinweis darauf, daß wir eine verschwindend kleine Minderheit sind, während sich etwa zwei Milliarden Menschen auf dieser Erde zu christlichen Glaubensgemeinschaften bekennen, die wir als irregeführt verurteilen. Immer wieder wird die Frage laut: Sollten so wenige Recht haben? Doch wir möchten unsere Leser darauf hinweisen, daß zur Zeit Elias von einigen Millionen Einwohnern Israels nur 7000 übrigblieben, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten (1. Könige 19, 18). Als Gott über die alte Welt Gericht übte, wurde aus der ganzen Menschheit gar nur Noah mit seinem Haus vor der Flut bewahrt. Christus selbst nennt Seine Jünger eine kleine Herde (Lukas 12, 32) und die Schrift spricht häufig von einem Überrest (z.B. Römer 9, 27; 11, 5), was begrifflich die Kleinheit desselben andeutet. Die Wahrheit lag noch niemals in der Geschichte der Menschheit bei der Mehrheit. Wir bitten den Leser daher, unsere Aussagen sorgfältig auf Grundlage der Heiligen Schrift zu prüfen, nicht aufgrund der fehlbaren Ansichten und Auslegungen der Menschen. Unser eigentliches Anliegen ist positiver Natur: Wir möchten die Frohe Botschaft des wahren Evangeliums, durch die Gott uns gerettet hat, mit Anderen teilen. Möge Gott noch vielen Menschen die Augen öffnen und sie zu Seinem Volk hinzufügen, auf daß auch für sie die Verheißung Christi gelte: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" (Johannes 8, 32).

(Siehe http://www.ausserhalbdeslagers.de/pages ... fbauen.php, Punkt 15)
Manuel
 
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