Kopfbedeckung und Haartracht

Bibelverständnis der Brüderbewegung in Theorie und Praxis

Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon schneid9 am Mo 9. Apr 2012, 01:29

Liebe2Liesel hat geschrieben:
Christian O. hat geschrieben:Eine separate Nennung des Begriffs "Haar" ist überflüssig, da dieser sich bereits in der Bedeutung des Verbs wiederfindet.

Dann kann man es aber nicht Übersetzung nennen, sondern Interpretation oder Auslegung. Ansonsten können wir aufgrund verschiedener Verben in Zukunft Hauptwörter etc. in die Bibelübersetzungen, je nach Belieben und Denomination, einbauen.

Hast du schon mal eine Fremdsprache gelernt? Dann solltest du wissen, dass das völlig normal ist: Jede Sprache enthält Wörter, die in einer anderen Sprache keine 1:1-Entsprechung haben, sondern mit mehreren Wörtern umschrieben werden müssen. Nehmen wir z.B. mal das englische Verb to frown. Charlotte Brontë schreibt in Jane Eyre:

I saw Mr. Lloyd smile and frown at the same time.

In einer deutschen Übersetzung wird das wie folgt wiedergegeben:

Ich sah, wie Mr. Lloyd lächelte und zugleich die Stirn runzelte.

Ist das etwa auch schon "Interpretation oder Auslegung", da im Original doch überhaupt nichts von einer Stirn gesagt wird? Nein, denn to frown heißt eben "die Stirn runzeln" - ein einfaches Wort dafür haben wir im Deutschen nun einmal nicht. Oder hätte man vielleicht übersetzen sollen: "Ich sah, wie Mr. Lloyd lächelte und zugleich runzelte"? (oder noch "genauer": "Ich sah Mr. Lloyd lächeln und runzeln zu der selben Zeit" :roll:).

Dass die Bedeutung "Stirn" in dem Wort to frown implizit enthalten ist, ist auch dem englischen Muttersprachler selbstverständlich bewusst. Das Collins English Dictionary definiert to frown z.B. als "to draw the brows together and wrinkle the forehead, esp in worry, anger, or concentration".

Ein ähnliches Beispiel wäre to shrug. Man kann zwar durchaus sagen to shrug one's shoulders, aber auch to shrug allein heißt bereits "to raise the shoulders, especially as a gesture of doubt, disdain, or indifference" (American Heritage Dictionary of the English Language):

He shrugged and climbed off the cart. = Er zuckte mit den Schultern und kletterte vom Wagen. (Internetbeleg)

Alles "Interpretation und Auslegung"? Doch wohl kaum - man könnte unzählige Beispiele aus allen Sprachen anführen. Warum sollte es im neutestamentlichen Griechisch anders sein?
Michael Schneider
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon Liebe2Liesel am Mo 9. Apr 2012, 07:51

Warum sollte es im neutestamentlichen Griechisch anders sein?

Da die Textstellen nicht aussagen, daß eine Frau ein Stück Stoff auf dem Kopf tragen muß, führt das fehlerhafte Einfügen des Wortes Haar gerade in die falsche Richtung.
Nimm die KJV als richtige Übersetzung für diese Stelle - deren Übersetzer waren bestimmt auch so doof wie ich. Man sieht hier sehr deutlich, daß die Übersetzer davon ausgehen, daß die Frau ein Stück Stoff auf dem Kopf tragen muß, sonst hätten sie das Wort nicht eingefügt. Zudem ist die Bibel kein 0815 Roman, schade, daß Du die Bibel auf diesem Niveau siehst.

Solche Fälschungen gibt es z.B. auch in der Luther "Bibel" in Röm 3,28. Hier fügte Prof. Dr. Theol. Luther (doch ein hochgelehrte Mann und Bibelforscher) das Wort allein in den Text ein. Bei ihm stand auch zuerst die Idee des Luther-Evangeliums eines "allein durch den Glauben". Richtig wäre aber "durch den Glauben". Ich denke es bedarf ein hohes Maß an Ehrfurchtslosigkeit Gott gegenüber, wenn man derart Gottes Wort verfälscht, nur um seine jeweiligen falschen Lehrmeinungen in die Bibel hineinzulügen.

Hier wäre eher Buße als Rechtfertigungsversuche angebracht.
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon teddy am Mo 9. Apr 2012, 12:40

Liebe2Liesel hat geschrieben:Dieser Gedanke, daß echte Haare nicht vorkommen, führte mich zu dem Schluß, daß man die Kopfbedeckung der Frau nicht materiell sondern geistlich sehen muß ! Sprich: Der Mann der Frau ist die Kopfbedeckung/Bedeckung des Mannes. Der Mann ist das Haupt der Frau. Der Mann hat als Haupt Jesus Christus. In etwa so, daß der Mann nicht mehr seinen Kopf durchsetzt, sondern den des Herrn Jesus, in der Ordnung setzt die Frau nicht mehr ihren Kopf durch, sondern ihr Kopf ist das Haupt des Mannes.

Geht ja sehr durcheinander! Der Mann der Frau ist die Kopfbedeckung des Mannes (?). Der Kopf der Frau ist das Haupt des Mannes (?). Muss man so was verstehen?

Ich glaube, man sollte doch bei der bewährten Auslegung bleiben, dass sich eine Frau den Kopf bedecken soll, da diese relativ offensichtlich ist. Wie es weiter unten im Kapitel steht, stehe ich aber nicht für Wortstreit zur Verfügung.

Liebe2Liesel hat geschrieben:
Warum sollte es im neutestamentlichen Griechisch anders sein?

Da die Textstellen nicht aussagen, daß eine Frau ein Stück Stoff auf dem Kopf tragen muß, führt das fehlerhafte Einfügen des Wortes Haar gerade in die falsche Richtung.
Nimm die KJV als richtige Übersetzung für diese Stelle - deren Übersetzer waren bestimmt auch so doof wie ich. Man sieht hier sehr deutlich, daß die Übersetzer davon ausgehen, daß die Frau ein Stück Stoff auf dem Kopf tragen muß, sonst hätten sie das Wort nicht eingefügt. Zudem ist die Bibel kein 0815 Roman, schade, daß Du die Bibel auf diesem Niveau siehst.

Deine seltsame Auslegung sehen wir ja im obigen Zitat! Der Angriff auf Herrn Schneider ist sehr unqualifiziert!

Liebe2Liesel hat geschrieben:Solche Fälschungen gibt es z.B. auch in der Luther "Bibel" in Röm 3,28. Hier fügte Prof. Dr. Theol. Luther (doch ein hochgelehrte Mann und Bibelforscher) das Wort allein in den Text ein. Bei ihm stand auch zuerst die Idee des Luther-Evangeliums eines "allein durch den Glauben". Richtig wäre aber "durch den Glauben". Ich denke es bedarf ein hohes Maß an Ehrfurchtslosigkeit Gott gegenüber, wenn man derart Gottes Wort verfälscht, nur um seine jeweiligen falschen Lehrmeinungen in die Bibel hineinzulügen.

Hier wäre eher Buße als Rechtfertigungsversuche angebracht.

Die Übersetzung von Luther ist nicht irreführend, kann also keine falsche Lehrmeinung sein. Sie verdeutlicht nur, dass man (allein) durch den Glauben in den Himmel kommt und nicht durch Gesetzeswerke. Werke sind natürlich die Folge des Glaubens. Für Buße ist also kein Grund gegeben.

Grüße an alle Wahrheitssuchenden und Gläubigen
teddy
 
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon Liebe2Liesel am Mo 9. Apr 2012, 13:35

Geht ja sehr durcheinander! Der Mann der Frau ist die Kopfbedeckung des Mannes

Fehler von mir. Sollte lauten: Der Mann der Frau ist die (geistliche) Kopfbedeckung der Frau.

Der Kopf der Frau ist das Haupt des Mannes.

Ja.
Ich meine, daß dieser Abschnitt geistlich zu verstehen ist und nicht in der Form von real existierenden Bedeckungen aus einem bestimmten Material (Art und Größe der Bedeckung werden z.B. gar nicht genannt; genannt wird, daß die Haare der Frau (in dem Fall steht das Wort Haare wieder im Grundtext) ihr anstelle eines Schleiers gegeben sind. Jedenfalls gibt es dann auch keinen Konflikt von: Die Haare sind der Frau anstelle eines Schleiers gegeben und der vermeintlichen Lehre, daß es doch eine stoffliche Bedeckung bedürfe.

Ich glaube, man sollte doch bei der bewährten Auslegung bleiben, dass sich eine Frau den Kopf bedecken soll, da diese relativ offensichtlich ist.

Ist die Frage, was bewährt ist. Habe das auch schon mit meiner Frau besprochen. Die diversen Möglichkeiten der Bedeckung, wann diese nun getragen werden soll und wann nicht scheinen mir nicht sehr bewährt zu sein. In der Konsequenz müßte z.B. die Frau 24 Stunden am Tag ihr Haupt bedecken, oder sie dürfte unbedeckt gar nicht beten bzw. müßte dann wieder schnell die K. aufziehen. Der Mann wiederum müßte im Winter oder wenn er in anderen kälteren Ländern wohnt, jede K. wieder abnehmen. Die Kombinationen sind hier kaum absehbar und es werden hier systematisch Gebete zu verhindern. Verhindert auch in der Weise, daß Frauen nicht laut beten dürfen sollen. Hier sehe ich doch eher teuflische Früchte, die aus Lehren kommen, wenn in der Konsequenz Gebete verhindert werden - mag es auch noch so fromm erscheinen. Man sollte nicht vergessen, daß der Satan sehr klug ist und es ihm letztlich auch auf die Hinderung der Gebete ankommt.

Der Angriff auf Herrn Schneider ist sehr unqualifiziert!

Ich sehe den Angriff eher gegen Gottes Wort, das wundert mich dann schon.
Liebe2Liesel
 

Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon schneid9 am Mo 9. Apr 2012, 14:59

Liebe2Liesel hat geschrieben:Zudem ist die Bibel kein 0815 Roman, schade, daß Du die Bibel auf diesem Niveau siehst.

Diesen Einwand hatte ich schon vorausgesehen, aber er erschien mir dann doch zu albern, um vorab darauf einzugehen. Es ging mir doch nicht um den Roman Jane Eyre, sondern um die Bedeutung des Verbs to frown im Englischen allgemein, wofür ich ein x-beliebiges Beispiel (eben aus Jane Eyre) zitiert habe. Nur wenn ich behauptet hätte, to frown hieße ausschließlich in Jane Eyre "die Stirn runzeln", sonst aber einfach "runzeln", und das dann mit dem Neuen Testament auf eine Stufe gestellt hätte, wäre dein Einwand einigermaßen nachvollziehbar. So aber kann ich das nur als Ablenkung vom Thema und als Ausweichen vor dem eigentlichen übersetzungstheoretischen Argument bezeichnen.
Michael Schneider
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon Liebe2Liesel am Mo 9. Apr 2012, 15:04

Ich belasse es hiermit bei: "Wenn aber jemand rechthaberisch sein will – wir haben eine solche Gewohnheit nicht, die Gemeinden Gottes auch nicht. " 1. Kor. 11,16
Von meiner Seite habe ich das wichtigste gesagt. Prüfen muß jeder selbst. Überzeugen muß ich niemand.

Grüße
michael
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon schneid9 am Mo 9. Apr 2012, 15:31

Liebe2Liesel hat geschrieben:Solche Fälschungen gibt es z.B. auch in der Luther "Bibel" in Röm 3,28. Hier fügte Prof. Dr. Theol. Luther (doch ein hochgelehrte Mann und Bibelforscher) das Wort allein in den Text ein. Bei ihm stand auch zuerst die Idee des Luther-Evangeliums eines "allein durch den Glauben". Richtig wäre aber "durch den Glauben". Ich denke es bedarf ein hohes Maß an Ehrfurchtslosigkeit Gott gegenüber, wenn man derart Gottes Wort verfälscht, nur um seine jeweiligen falschen Lehrmeinungen in die Bibel hineinzulügen.

Dazu hat doch bereits Luther selbst das Nötige gesagt. Ich zitiere ausführlich:

So habe ich hier Röm. 3, 28 sehr wohl gewußt, daß im lateinischen und griechischen Text das Wort »solum« nicht stehet, und hätten mich solches die Katholiken nicht zu lehren brauchen. Wahr ists, diese vier Buchstaben »sola« stehen nicht drinnen. Diese Buchstaben sehen die Eselsköpfe an, wie die Kühe ein neues Tor, sehen aber nicht, daß die Absicht des Textes gleichwohl das »sola« in sich hat, und wo mans klar und deutlich verdeutschen will, so gehöret es hinein. Denn ich habe deutsch, nicht lateinisch noch griechisch reden wollen, da ich mir beim Übersetzen deutsch zu reden vorgenommen hatte. Das ist aber die Art unserer deutschen Sprache: wenn sie von zwei Dingen redet, deren man eines bejaht und das andere verneint, so gebraucht man das Wort »solum« = »allein« (nur) neben dem Wort »nicht« oder »kein«. Z.B. wenn man sagt: »Der Bauer bringt allein (nur) Korn, und kein Geld«; »Nein, ich hab wahrlich jetzt nicht Geld, sondern allein (nur) Korn«; »Ich hab allein (nur) gegessen und noch nicht getrunken«; »Hast du allein (nur) geschrieben, und (es) nicht durchgelesen«? Und dergleichen auf unzählige Weise im täglichen Gebrauch.

In diesen Redewendungen allen – wenn es gleich die lateinische oder griechische Sprache nicht tut, so tut es doch die deutsche – ist es ihre Art, daß sie das Wort »allein« (nur) hinzusetzt, auf daß das Wort »nicht« oder »kein« desto vollständiger und deutlicher sei. Denn obwohl ich auch sage: »Der Bauer bringt Korn und kein Geld«, so klingt doch das Wort »kein Geld« nicht so vollständig und deutlich, als wenn ich sage: »Der Bauer bringt allein (nur) Korn und kein Geld«; und hilft hier das Wort »allein« (nur) dem Wort »kein« so viel, daß es eine vollständige deutsche, klare Rede wird. Denn man muß nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man deutsch reden soll, wie diese Esel tun; sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Markt danach fragen, und denselben auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen, so verstehen sie es denn, und merken, daß man deutsch mit ihnen redet.

[...] Das sei vom Dolmetschen und der Art der Sprache gesagt. Aber nun habe ich nicht allein der Sprache Art vertrauet und gefolgt, daß ich Römer 3, 28 »solum« (»allein«) hinzugesetzt habe; sondern der Text und die Absicht des Paulus fordern und erzwingens mit Gewalt. Denn er behandelt ja daselbst das Hauptstück christlicher Lehre, nämlich daß wir durch den Glauben an Christus, ohne alle Werke des Gesetzes, gerecht werden, und schneidet alle Werke so ganz ab, daß er auch sagt: des Gesetzes (das doch Gottes Gesetz und Wort ist) Werke helfen nicht zur Gerechtigkeit, und setzt zum Exempel Abraham, daß derselbe so ganz ohne Werke gerecht geworden sei. So daß auch das höchste Werk, das dazumal neu von Gott vor und über allen andern Gesetzen und Werken geboten ward, nämlich die Beschneidung, ihm nicht zur Gerechtigkeit geholfen habe. Sondern er sei ohne die Beschneidung und ohne alle Werke gerecht geworden durch den Glauben, wie er Kap. 4, 2 sagt: »Ist Abraham durch Werke gerecht geworden, so mag er sich rühmen, aber nicht vor Gott.« Wo man aber alle Werke so ganz abschneidet, da muß ja die Meinung sein, daß allein der Glaube gerecht mache. Und wer deutlich und dürre von solchem Abschneiden der Werke reden will, der muß sagen: allein der Glaube und nicht die Werke machen uns gerecht. Das erzwinget die Sache von selbst neben dem Charakter der Sprache.

Ja, sagen sie, es klingt ärgerlich, und die Leute lernen daraus verstehen, daß sie keine guten Werke zu tun brauchen. Lieber, was soll man sagen? Ists nicht viel ärgerlicher, daß Paulus selbst nicht bloß sagt: »allein der Glaube«, sondern sagts noch deutlicher, und stößt dem Faß den Boden aus und sagt: »ohne des Gesetzes Werke«? und Gal. 2, 16: »Nicht durch die Werke des Gesetzes«, und dessen viel mehr an andern Stellen. Denn das Wort »allein der Glaube« möchte noch einen umdeutenden Zusatz finden; aber das Wort »ohne Werke des Gesetzes« ist so grob, ärgerlich, schändlich, daß man hier mit keinem Zusatz abhelfen kann. Wie viel mehr möchten hieraus die Leute lernen, keine guten Werke zu tun, da sie mit so dürren, starken Worten von den Werken selbst predigen hören: »kein Werk«, »ohne Werke«, »nicht durch Werke«. Ist nun das nicht ärgerlich, daß man »ohne Werke«, »kein Werk«, »nicht durch Werke« predigt, was sollts denn ärgerlich sein, so man dies »allein der Glaube« predigte?

Und was noch ärgerlicher ist: Paulus verwirft nicht bloß schlichte, allgemein übliche Werke, sondern die des Gesetzes selbst. Daran möchte wohl jemand sich noch mehr ärgern und sagen, das Gesetz sei verdammt und verflucht vor Gott, und man solle eitel Böses tun, wie die taten Röm. 3, 8: »Laßt uns Böses tun, auf daß es gut werde«, wie auch ein Rottengeist zu unserer Zeit anfing. Sollte man um solcher Ärgernisse willen des Paulus Worte verleugnen, oder nicht frisch und frei vom Glauben reden? Lieber, Paulus und wir wollen eben solch Ärgernis haben, und lehren um keiner anderen Ursache willen so stark wider die Werke, und treiben allein auf den Glauben, daß die Leute sich ärgern, stoßen und fallen sollen, damit sie lernen können und wissen, daß sie durch ihre guten Werke nicht fromm werden, sondern allein durch Christi Tod und Auferstehen. Können sie nun durch gute Werke des Gesetzes nicht fromm werden, wie viel weniger werden sie durch böse Werke und ohne Gesetz fromm werden? Darum heißt die Schlußfolgerung nicht: gute Werke helfen nicht, darum helfen böse Werke, ebenso wenig wie: die Sonne kann dem Blinden nicht helfen, daß er sehe, darum muß ihm die Nacht und Finsternis helfen, daß er sehe.

Mich wundert aber, daß man sich in dieser offenbaren Sache so sperren kann. Sage mir doch, ob Christi Tod und Auferstehen unser Werk sei, das wir tun, oder nicht? Es ist ja nicht unser Werk, noch irgendeines Gesetzes Werk. Allein Christi Tod und Auferstehen macht uns ja frei von Sünden und fromm, wie Paulus Röm. 4, 25 sagt: »Er ist gestorben um unserer Sünde willen und auferstanden um unserer Gerechtigkeit willen.« Weiter sage mir: welches ist das Werk, damit wir Christi Tod und Auferstehen fassen und behalten? Es muß ja kein äußerlich Werk, sondern allein der ewige Glaube im Herzen sein; derselbe allein, ja ganz allein und ohne alle Werke fasset solchen Tod und Auferstehen, wo er durchs Evangelium gepredigt wird. Was ists denn nun, daß man so tobet und wütet, verketzert und verbrennet, so der Kern der Sache selbst klar daliegt und beweist, daß allein der Glaube Christi Tod und Auferstehen fasse, ohne alle Werke, und derselbe Tod und Auferstehen sei unser Leben und Gerechtigkeit? So es denn offenbar so ist, daß allein der Glaube uns solch Leben und Gerechtigkeit bringet, fasset und gibt, warum soll man denn nicht auch so reden? Es ist nicht Ketzerei, daß der Glaube allein Christus fasset und das Leben gibt; aber Ketzerei muß es sein, wer solches sagt oder redet. Sind sie nicht toll, töricht und unsinnig? Die Sache bekennen sie als recht, und strafen doch die Rede von derselben Sache als unrecht. Nichts kann zugleich recht und unrecht sein.

Auch bin ichs nicht allein noch der erste, der da sagt: allein der Glaube mache gerecht. Es haben vor mir Ambrosius, Augustin und viele andere gesagt. Und wer Paulus lesen und verstehen soll, der muß wohl so sagen und kann nicht anders; seine Worte sind zu stark und leiden kein, ja gar kein Werk. Ists kein Werk, so muß es der Glaube allein sein. O wie sollt es eine so ganz feine, bessernde, unärgerliche Lehre sein, wenn die Leute lernten, daß sie neben dem Glauben auch durch Werke fromm werden könnten! Das wäre so viel gesagt, daß nicht allein Christi Tod unsere Sünde wegnähme, sondern unsere Werke täten auch etwas dazu. Das hieße Christi Tod fein geehret, daß unsere Werke ihm hülfen und könnten das auch tun, was er tut, auf daß wir ihm gleich gut und stark wären. Es ist der Teufel, der das Blut Christi nicht ungeschändet lassen kann.

Weil nun die Sache im Kern selbst fordert, daß man sage: »allein der Glaube macht gerecht«, und es unserer deutschen Sprache Art (ist), die auch lehrt, solches so auszudrücken, ich dazu der heiligen Väter Exempel habe, und auch die Gefahr der Menschen dazu zwingt, daß sie nicht an den Werken hängenbleiben und den Glauben verfehlen und Christus verlieren, insbesondere zu dieser Zeit, da sie von so lange her der Werke gewohnt, und mit Gewalt davon gerissen werden müssen, so ists nicht allein recht, sondern auch hoch vonnöten, daß man aufs allerdeutlichste und vollständigste heraussage: allein der Glaube ohne Werke macht fromm. Es reuet mich (sogar), daß ich nicht auch dazugesetzt habe: »alle« und »aller«, also: »ohne alle Werke aller Gesetze«, so daß es voll und rund heraus gesprochen wäre. Darum solls in meinem Neuen Testament bleiben, und sollten alle Papstesel toll und töricht werden, so sollen sie mirs nicht herausbringen.

[Martin Luther: Ein Sendbrief vom Dolmetschen (1530). In: Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart. Hrsg. von Kurt Aland. Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht) 1991. Bd. 5, S. 84-92.]
Michael Schneider
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon schween am Mo 9. Apr 2012, 21:14

teddy hat geschrieben:Für Buße ist also kein Grund gegeben.

Ach so?! Und was ist mit:
  • Mt 9,13: "Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße."
  • Mt 11,20: "Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Wundertaten geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten"
  • Mt 18,3: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen!"
  • Mk 1,15: "Tut Buße und glaubt an das Evangelium!"
  • Mk 4,12: "damit sie nicht etwa umkehren und ihnen die Sünden vergeben werden."
  • Lk 15,7: "Ich sage euch, so wird auch Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Buße brauchen!"
  • Apg 3,19: "So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden"
  • Apg 11,18: "So hat denn Gott auch den Heiden die Buße zum Leben gegeben!"
  • Apg 17,30: "Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun"
  • Apg 19,4: "Johannes hat mit einer Taufe der Buße getauft und dem Volk gesagt, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kommt, das heißt an den Christus Jesus."
  • Apg 20,21: "indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe."
  • Apg 26,20: "ich verkündigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem und dann im ganzen Gebiet von Judäa und auch den Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren, indem sie Werke tun, die der Buße würdig sind."
  • Hebr 6,1: "den Grund legen mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott"
  • Hebr 12,17: "Denn ihr wißt, daß er nachher verworfen wurde, als er den Segen erben wollte, denn obgleich er ihn unter Tränen suchte, fand er keinen Raum zur Buße."
  • Jak 5,20: "Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken."
(Im Falle einer erneut aufkommenden Diskussion sollte diese jedoch in einem separatem Themenstrang besprochen werden.)
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon teddy am Mo 9. Apr 2012, 21:53

schween hat geschrieben:
teddy hat geschrieben:Für Buße ist also kein Grund gegeben.

Ach so?! Und was ist mit:
  • Mt 9,13: "Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße."
    ...
  • Jak 5,20: "Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken."
(Im Falle einer erneut aufkommenden Diskussion sollte diese jedoch in einem separatem Themenstrang besprochen werden.)

Sie sollten vielleicht erst mal lesen, bevor Sie hier einen Kommentar abgeben. Da Sie anscheinend unter Zeitnot leiden oder meinen Beitrag nicht verstanden haben, hier zur Erläuterung:
Der Satz "Für Buße ist also kein Grund gegeben." bezog sich auf den Beitrag von Liebe2Liesel und nicht auf die Bibel oder das Universum allgemein.
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Re: Kopfbedeckung und Haartracht

Beitragvon schween am Di 10. Apr 2012, 22:03

teddy hat geschrieben:Sie sollten vielleicht erst mal lesen, bevor Sie hier einen Kommentar abgeben. Da Sie anscheinend unter Zeitnot leiden oder meinen Beitrag nicht verstanden haben, hier zur Erläuterung:
Der Satz "Für Buße ist also kein Grund gegeben." bezog sich auf den Beitrag von Liebe2Liesel und nicht auf die Bibel oder das Universum allgemein.

Ach so, na dann ist doch alles in Ordnung. Aber warum so gereizt? Hätte man doch auch anders auffassen könnnen. Außerdem ist es ja auch nicht überflüssig, wenn man sich mal mit einem solchen Thema näher beschäftigen darf. Ich fand die Erarbeitung meines Beitrages für mich selbst zumindest sehr erbaulich.
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