Samuel A. hat geschrieben:Also wenn etwas eindeutig ist, dann das Endgericht über die Unbußfertigen Menschen.
Lieber Samuel,
das Endgericht stellt ja (hier) überhaupt niemand in Frage; es geht ja nur darum, ob dieses endlich oder unendlich ist. Und die Unendlichkeit (also Maß-Losigkeit) des Gerichtes kannst Du mit den angeführten Bibelstellen nicht herleiten, ganz im Gegenteil:
Mt. 13, 41ff
sagt überhaupt nichts über die Gerichtsdauer aus.
Mt. 3, 12, Mk. 9, 43 und 48
stellen fest, daß das Feuer nicht erlischt und der Wurm nicht stirbt. Dies sagt nichts aus über ein ewiges (unendliches) Quälen in diesem Feuer oder durch diesen Wurm. Ich hatte nebenan schon festgestellt, daß der Wurm der Christus ist:
»Ich aber (bin) (ein) Wurm und nicht (ein) Mann, Schmach (der) Menschen und Verachteter (des) Volks.« (Ps. 22, 7)
Über diesen wird hier gesagt, daß er nicht stirbt.
Der Christus-Wurm ist der, der den Tod verschlingt (1. Kor. 15, 26) und in Leben verwandelt (1. Kor. 15, 54). Wer von dem Christus-Wurm verzehrt ist, der ist damit auch in Christus versetzt. Das ist sicher der härtere Weg gegenüber dem Hinzugefügtwerden zum Leib des Christus im derzeitigen Äon, es bleibt aber das Wort bestehen, daß am Ende (wann auch immer dies sein wird) alles in Christus sein wird (Eph. 1, 10).
Was das Feuer angeht, das nicht erlischt, so ist das Feuer ein Mittel des Ausschmelzens, des Läuterns, des Reinigens, wie ein Blick in die Schrift beweist. Selbst das im Feuer gerichtete Sodom wird gem. Mt. 11, 24 ein leichteres Urteil empfangen als Kapharnaum. (Auch dies beweist nebenher, daß die Urteile durchaus exakt zugemessen werden, daß es also eine absurde und strenggenommen lästerliche Vorstellung ist, daß es als Strafmaß nur »einmal ewig für alle« gäbe.)
Feuer und Wurm zeigen also, daß es im Gericht darum geht, den Gerichteten auszurichten, ihn zu berichtigen, das heißt, ihn in die richtige Richtung zu bringen (und auch das hebräische מִשְׁפַּט drückt genau das aus, was schon das deutsche Wort »Gericht nahelegt, wie ich auf Wunsch gern ausführlich nachweisen kann). Beispielhaft kann man das z. B. sehen an dem Reichen in Lukas 16, der, obwohl er zu Lebzeiten kein Erbarmen hatte, sich im Gericht (und offensichtlich als Folge des Gerichts) anfängt, um seine Brüder zu bekümmern.
Bleiben noch die beiden von Dir angeführten Stellen in der Offenbarung, aus denen sich ebenfalls nachweisen läßt, daß die ewige (unendliche) Verdammnis zwar Kirchenlehre, aber nicht biblisch begründbar ist:
Das Wort Aion, das hier in Deiner Übersetzung als »Ewigkeit« übersetzt wird, wird in der Schrift plural gebraucht, es geht hier also um Äonen, die aufeinanderfolgen, demzufolge nicht um eine (unendliche) Ewigkeit, denn davon könnte es ja nur eine geben. Ist die »Ewigkeit« nämlich zeitlich unendlich, ergibt die Wendung »von Ewigkeit zu Ewigkeit« keinerlei Sinn; entweder beschreibt der Begriff Ewigkeit also eine lange, aber begrenzte Spanne oder aber er ist eine Fehlübersetzung und man müßte hier besser »Äon«, also Zeitalter, übersetzen. Für die These, daß das deutsche Wort Ewigkeit ursprünglich einen endlichen Bedeutungsinhalt hatte, spricht auch die Etymologie, die das Wort z. B. mit »Ehe« in Zusammenhang bringt, die ja auch auf eine lebenslange, aber doch endliche Spanne hin angelegt ist. Es ist davon auszugehen, daß z. B. Luther, als er Aion mit Ewigkeit wiedergab, diesen »endlichen Ewigkeitsbegriff« meinte. Zur Apologetik der Nonsenswendung »von Ewigkeit zu Ewigkeit« wird vorgebracht, daß dies eine feststehende Redewendung sei, die nicht so wörtlich zu nehmen wäre. Abgesehen davon, daß hier einige wohl die Unschärfe ihrer eigenen Ausdrucksweise dem Wort Gottes unterstellen, würde das natürlich auch bedeuten, daß sich wiederum mit diesem unscharfen, nicht wörtlich zu nehmenden Ewigkeitsbegriff nichts beweisen ließe – schon gar nicht ließen sich daraus solch weitreichende Thesen wie die von der ewigen Verdammnis schlüssig ableiten.
Zusammenfassung: Keine der von Dir angeführten Schriftstellen ist geeignet, die These von der ewigen (im Sinne von unendlichen) Verdammnis zu stützen. Und es ist davon auszugehen, daß Du ja zielgerichtet Stellen gesucht hast, die diese These belegen würden. Wenn man jetzt noch dazurechnet, was das Wort sonst alles sagt über den Endzustand nach den Gerichten, fällt dieses theologische Construkt endgültig zusammen. Ich führe nur mal eine knappe Auswahl an, die ich gern fortsetzen kann:
Röm. 5, 18: »Demnach nun, wie es durch den einen Danebenfall für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.«
Hier steht nicht: »könnte kommen, wenn sie nur wollten…«, sondern »kommt es«. Punkt.
1. Kor. 15, 21f: »Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod kam, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.«
Das »ebenso« zeigt an, daß in Bezug auf das Lebendiggemachtwerden durch Christus die selbe gesetzmäßige Unausweichlichkeit gilt wie in Bezug auf das Sterben infolge von Adams Verfehlung. Es gibt auch keinerlei dahingehende Einschränkungen, daß dies nur auf den physischen Tod Adams beschränkt wäre. Wie ist das? Glaubst Du, daß in Folge der Übertretung Adams wirklich alle Menschen dem Tod verfallen sind? Oder gibt es doch ein paar, die durch eigene Werke gerecht werden? Wenn aber dieses erste »alle« uneingeschränkt gilt, was ist dann mit dem zweiten, das zudem mit dem ersten durch ein »ebenso« zwingend verbunden ist?
Kol. 1, 20: »in Ihm zu wohnen und durch Ihn alle mit sich auszusöhnen, durch das Blut Seines Kreuzes (wörtl.: Pfahles) Frieden machend…«
Wie ist das jetzt, ist dieses »alle« (panta) wirklich ein »alle« oder hat Gott ein bißchen übertrieben, damit sich die Bibel besser verkauft?
Röm. 11, 32: »Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er sich aller erbarme.«
Und was ist mit diesem »alle«?
Eph. 4, 10: »…der Hinaufgestiegene oben über all die Himmel, auf daß er die alle vervollständige.«
…und diesem?
1. Tim. 4, 10: »…denn dazu mühen wir uns und werden geschmäht, daß wir uns auf den lebendigen Gott verlassen, welcher der Retter aller Menschen ist, vor allem [zuerst, in erster Linie] der Gläubigen.«
Offensichtlich ist auch Paulos schon für diese Wahrheit geschmäht worden. Aber das ist das Evangelium.