Im Allgemeinen stimmt das, aber es gibt auch Ausnahmen, besonders bei den "offenen/freien Brüdern". Günter Vogel schreibt z.B. in "Die Einheit des Geistes bewahren", Hückeswagen 1994, S. 69f.:
1975 wurde erkennbar, daß ein bekannter, vollzeitlich im Werk des Herrn arbeitender Bruder (W. P.) aus dem „freien Brüderkreis“ die Allversöhnungslehre angenommen hatte. Dies mag zunächst nur wenigen der dort führenden Brüder bekannt geworden sein, ist aber im Ansatz auch erkennbar aus dem „Arbeitsbuch für den biblischen Unterricht“, S. 122. Als W. P. 1990 in seiner Privatzeitschrift offen die Allversöhnung lehrte, wurde das unter den Geschwistern im „Freien Brüderkreis“ allgemein offenbar. Wie zu hören ist, haben sich führende Brüder intensiv, aber vergeblich bemüht, W. P. von seiner Irrlehre zu überführen. Die „Wegweisung“ (die Zeitschrift der „freien Brüder“) hat auch wiederholt vor der Allversöhnungslehre als einer Irrlehre deutlich gewarnt. Ähnliche Warnungen sind auf Brüderbesprechungen wiederholt ausgesprochen worden. Aber: seine Heimatversammlung in G. weigert sich bis heute, W. P. hinauszutun, und die anderen Versammlungen des „Freien Brüderkreises“ sind weiterhin mit der Versammlung in G. in Gemeinschaft.
W.P. steht für Walter Pfeiffer (1912-2006), G. bedeutet Gedern (Wetteraukreis/Hessen), Pfeiffers "Privatzeitschrift" hieß "Lehre und Leben" und erschien nur 1989 und 1990. Nach Pfeiffers Tod veröffentlichte die "Perspektive" (3/2007, S. 33) einen Nachruf von Otto Willenbrecht, in dem das Problem nur sehr zurückhaltend angedeutet wurde:
Und als er im hohen Alter dann einzelne Schriftaussagen einseitig überbetonte, wurde es in den letzten Jahren seines Lebens einsam um ihn
Streng genommen vertrat Pfeiffer übrigens nicht die Allversöhnungs-, sondern die Wiederbringungslehre: Er leugnete nicht die Existenz der Hölle, sondern meinte aufgrund seiner Wortstudien zu "aion" und "aionios", die Höllenstrafen seien nicht ewig, sondern zeitlich begrenzt.