Lieber Hans-Werner,
deinen o.g. Kommentar habe ich mit Interesse gelesen. Zum Inhalt der beiden rezensierten Bücher kann ich weiter nichts sagen, da ich sie selbst nicht gelesen habe, aber das ist bei Rezensionen, die in Z & S erscheinen, eher die Regel als die Ausnahme - wir verlassen uns hier auf das Urteilsvermögen unserer Autoren, ohne uns notwendigerweise mit jeder einzelnen Aussage zu identifizieren (vgl. das
Impressum). Im vorliegenden Fall erschien uns aufgrund unserer Kenntnis anderer Publikationen Wolfgang Bühnes und Joseph Ratzingers das Urteil des Rezensenten insgesamt nachvollziehbar.
Zwei Fragen bedürfen jedoch der Klärung bzw. Richtigstellung:
1. Ist die
Rezension repräsentativ für einen neuen prokatholischen Trend in der Brüderbewegung?
2. Muss man Ratzingers Bücher grundsätzlich ablehnen, weil der Verfasser katholisch ist?
Frage 1 kann rundweg verneint werden. Der Rezensent
Ulrich Müller gehört seit fast 20 Jahren keiner Brüdergemeinde mehr an (er ist - nach etlichen Jahren FeG - heute
Baptist), daher kann aus seiner persönlichen Meinung sicher kein allgemeiner Trend der Brüderbewegung abgeleitet werden (und Wolfgang Bühne ist für ihn auch kein "Autor aus den eigenen Reihen"). Man könnte allenfalls uns als Redaktion vorwerfen, diese Rezension überhaupt abgedruckt zu haben. Aber auch das würde die Unterstellung eines "neuen prokatholischen Trends" nicht rechtfertigen, denn die Rezension entstand nicht auf unsere Initiative (etwa weil wir einmal etwas Positives über Ratzinger oder den Katholizismus bringen wollten), sondern war Ulrich Müllers eigene Idee. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, sie abzudrucken, weil wir sie mit den Zielen von Z & S grundsätzlich für vereinbar hielten. Und das bringt mich zur 2. Frage:
Es liegt uns völlig fern, Werbung für die katholische Kirche zu machen, katholische Sonderlehren zu propagieren oder das Papstamt zu rechtfertigen. Wir sind aber nicht der Meinung, dass man von Ratzinger als Theologen grundsätzlich nichts lernen könnte. Seine Jesus-Trilogie etwa ist ja sogar von überzeugten "
AV-Brüdern" hoch gelobt worden; vielleicht hast du die Rezension von [...] in
Tychikus und
Apollos vom 15.12.2012 gelesen, die zu dem Schluss kam, dass wir Ratzinger wahrscheinlich im Himmel wiedersehen werden. Auch mein Herausgeberkollege [...] hat die Trilogie gelesen und ist zum selben Schluss gekommen. Gerade in der Frage, ob Katholiken wiedergeboren sein können, sind die "Brüder" wahrscheinlich schon immer weniger exklusiv gewesen als ihr neuen Reformierten; ein Vertreter der extrem exklusiven
"Raven-Brüder" hat beispielsweise einmal zu mir gesagt, dass die zahlenmäßig größte Gruppe von Gläubigen sich heute wohl in der katholischen Kirche befinde! Vielleicht ist der "neue Trend" also gar nicht unser angeblicher Prokatholizismus, sondern euer radikaler Antikatholizismus? Mich persönlich hat, was das Seelenheil von Katholiken angeht, der ausgewogene Standpunkt des gemäßigten Calvinisten C. Michael Patton sehr überzeugt (dessen Blog ich überhaupt nur empfehlen kann):
Are Roman Catholics Saved?Does the Roman Catholic Gospel Save? or “Getting the Gospel ‘Righter’”Kurz und gut: Die unbiblischen Sonder- und Irrlehren der katholischen Kirche lehnen wir genauso ab wie ihr, aber das bedeutet für uns nicht, dass in den Büchern eines katholischen Autors nicht auch biblisch Richtiges zu finden sein kann. "Prüft alles, das Gute haltet fest!" (1Thess 5,21). Konkret auf die Rezension bezogen: Es ist nicht das Ziel von Z & S, Ratzingers Bücher pauschal und offensiv zu propagieren, aber wir sahen auch keinen Grund, der positiven Rezension eines einzelnen Buches den Abdruck zu verweigern.