Volker Jordan, Verfasser der Studie Die "Christliche Versammlung" in Deutschland von den Anfängen bis 1945 (Buchausgabe unter dem Titel Widerstand der Brüderbewegung im Dritten Reich, VTR 2004), ist gestern Morgen im Alter von 40 Jahren einem schweren Krebsleiden erlegen.
Volker war fast zeitlebens ein religiös Suchender. Hineingeboren in die evangelische Landeskirche, kam er schon während seiner Jugend mit Baptisten, EC und Pfingstbewegung in Kontakt und trat im Alter von 15 Jahren aus der Kirche aus. 1990 nahm er Jesus Christus als seinen persönlichen Retter an. Während seines Studiums geriet er in allversöhnerische Kreise, aber auch dort hielt es ihn nicht lange; ab 1992 besuchte er die Zusammenkünfte der "geschlossenen Brüder", wo er 1993 zum Brotbrechen zugelassen wurde. Er engagierte sich als Dolmetscher und Übersetzer bei ihren Konferenzen, schrieb die o.g. Seminararbeit und kannte viele der "vollzeitlich im Werk des Herrn tätigen Brüder" persönlich. Durch die Lektüre calvinistischer Literatur kamen ihm jedoch
zunehmend Zweifel am (kirchengeschichtlich relativ jungen) Dispensationalismus, sodass er sich 2002 von den "Brüdern" trennte und sich dem Calvinismus zuwandte, ohne allerdings in Deutschland eine ihn völlig zufriedenstellende reformierte Kirche oder Gemeinde zu finden. Seine fortdauernde Sehnsucht nach den "christlichen Wurzeln", nach der wahren, historisch legitimen und richtigen Kirche führte ihn schließlich 2006 in die russisch-orthodoxe und 2008 in die römisch-katholische Kirche, der er bis zuletzt treu blieb; hier meinte er nun endlich den "vollkommensten und umfassendsten Ausdruck des Christentums" gefunden zu
haben.
Volkers geistlicher Werdegang erscheint in manchem befremdlich und schwer nachvollziehbar. Seine Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit stehen für mich jedoch außer Frage, und ich bin überzeugt, dass er jetzt seine wahre Heimat gefunden hat, von wo aus er manche Wege und Irrwege in anderem Licht sehen wird.
Ein Nachruf aus katholischer Sicht findet sich hier.