Jonas hat geschrieben:Selbst die "ersten" 147 Lieder (bisher mit vielen Gemeinden noch weitestgehend gleich) weichen nunmehr - in der neuen Ausgabe in fast jedem 2. Lied ab! D.h. hier eine kleine Textänderung, dort eine Notensatzänderung! Somit können nicht einmal mehr die Lieder (gilt für einige Gruppen) gemeinsam gesungen werden, ohne dass die Harmonie gestört würde!
Notensatzunterschiede gab es aber auch schon zwischen den bisherigen Ausgaben der "Geistlichen Lieder" und der "Glaubenslieder" ziemlich viele, ebenso einige z.T. tiefgreifende Textänderungen (z.B. Lied 44 in "Glaubenslieder").
Jonas hat geschrieben:Es geht also nicht nur um einen "Anhang", über die in der sogenannten "AV" benutzen 180 Lieder hinaus, sondern der historisch gewachsene "Liederbestand" ist so weit geändert worden, dass in den Feinheiten - mehr als nur kleine Änderungen - vorgenommen wurden! Irgendwie ist das auch schade!
Einige Änderungen wären vielleicht nicht notwendig gewesen (z.B. 32.1 "bist Du im Sohn geoffenbart" > "bist du im Sohne offenbart"), aber die meisten sind m.E. doch wirkliche Verbesserungen. Viele seltsame und befremdliche Formulierungen wurden beseitigt (z.B. 76.1 "sauren Schritte", 92.1 "hingeschlachtet", 108.2 "Zelle", 114.1 "Achseln", 138.2 "Das schwache Lallen", 155.2 "Mein Gott, mein Gott verlassen warum doch hast Du mich?"), manche Änderungen haben wohl auch theologische Gründe (z.B. 9.1 "Meine Sünd’ im Grabe liegt", 60.3 "In Deines Grabes Staube liegt unsre Schuld bedeckt"; 31.2 "Du trugst Dein eignes Blut ins innre Heiligtum", 90.4 "Du hast Dein Blut getragen ins innre Heiligtum"; 89.1 "Du gabst den Sohn aus Deinem Schoß", 130.2 "Den Sohn, den eingebornen, gabst Du aus Deinem Schoß"; 90.2 "verkünden Deinen Tod und Deine Wiederkehr"; 161.1 "Seine Qual schnitt Dir ins Herz").
Interessant ist, wie das Problem des "Schoßes" in den beiden Liederbüchern gelöst wurde. In den "Glaubensliedern" heißt es in Lied 89.1:
O Vater, Deine große Lieb’
ist unaussprechlich, ohne Schranken:
Du gabst den Sohn aus freiem Trieb.
Du gabst Ihn hin, den Eingebornen ...
In der Neuausgabe der "Geistlichen Lieder":
O Vater, Deine Lieb' ist groß,
ist unaussprechlich, ohne Schranken:
Den Sohn, der stets in Deinem Schoß,
Ihn gabst Du hin, den Eingebornen ...
Ich muss gestehen, dass ich die letztere Fassung gelungener finde, da das Wort "Trieb" (vermutlich aus Lied 45 entlehnt) heute doch eher unangebrachte Assoziationen weckt ("triebhaft", "triebgesteuert", "Triebleben", "Triebtäter" usw.).
Jonas hat geschrieben:Es ist noch zu bedenken, dass man historisches Kirchenliedgut nicht ohne Not verändern muss!
Die Frage ist, wann "Not" besteht ... Wenn Kirchenlieder Lehraussagen enthalten, die den Erkenntnissen der "Brüder" widersprechen, kann die Alternative m.E. nur lauten, den Text entweder zu ändern oder das Lied überhaupt nicht zu singen.
Jonas hat geschrieben:das Lied 112 hat sogar eine völlig andere Melodie bekommen
Durchaus zu seinem Vorteil, denn gerade diese Melodie wurde ja früher oft unglaublich schleppend gesungen, was nicht zum Text passte.
Jonas hat geschrieben:Wir sollten alle beten, dass nicht durch ein Liederbuch es zu ernsten weiteren Turbulenzen kommt, denn es steht geschrieben: Heb 12,14 "Jaget dem Frieden nach mit allen ...!" sowie: Röm 14,19 "Also laßt uns nun dem nachstreben, was des Friedens ist, und dem, was zur gegenseitigen Erbauung dient."
So angewandt, würden diese Bibelstellen aber
jede Veränderung unmöglich machen, denn Unzufriedene gibt es immer ...