Lieber "ich",
"verlasst die menschlichen Systeme, sie sind Gott ein Greuel" ist ja doch eine der Kernforderungen der (konservativen) Brüderbewegung, oder etwa nicht? Was es in Deinen Augen zum Spam macht scheint dann zu sein, dass Norbert durchaus angriffig die Brüderbewegung als menschliches System bezeichnet. Zu klären wäre also in der Sache zunächst die Frage, was denn ein "menschliches System" ist, dann ob ein solches unbedingt schlecht sein muss, und letztlich ob die (konservative) Brüderbewegung im negativen Sinne ein menschliches System ist.
Mal eine Arbeitsdefinition für "menschliches System" (nachf. MS) als Vorschlag: ein MS liegt dann vor, wenn neben den bzw. abweichend von in der Bibel geoffenbarten Wahrheiten Regeln bzw. Vorschriften existieren, deren Einhaltung für ein Gruppe von Christen verbindlich ist. Ausgehend hiervon gehören aus Sicht der (konservativen) Brüderbewegung z.B. angestellte Pastoren, festgelegte Gottesdienstabläufe, formelle Mitgliedschaft bzw. sogar Namensgebung für eine Gemeinde zu den sog. MS.
Kommen wir zur Frage - alles nur kurz, knapp und sicher unvollständig - ob MS notwendigerweise schlecht sind. Ich glaube nicht, denn im Sinn der obigen Definition ist ja schon die Vereinbarung eines Gottesdiensttermins Element eines MS, erst Recht aber der Unterhalt eines Gemeindehauses, einer überörtlichen Gemeindekasse usw. Dies alles sind Dinge, die wir Menschen uns aber sinnvoller Weise einrichten, um überhaupt im Rahmen unserer Lebenswelt als Gemeinde(n) zu existieren. Auch Norbert wird mir darin Recht geben müssen, dass ein Minimum am MS sein muss, wenn Christen in einer Gruppe miteinander auskommen wollen. Schließlich lehrt uns das NT gerade was die Gemeinde angeht kein kasuistisches Recht, sondern läßt extrem viel Freiheit, die Grundsätze Gottes in unserem spezifischen Umfeld aus zu leben.
Nun die Frage: ist die (konservative) Brüderbewegung ebenfalls ein MS. Ich komme hier zu einem deutlichen "Ja", denn es gibt verbindliche Regeln neben und abweichend von der biblischen Offenbarung. Kennt die Bibel z.B. Taufvorgespräche bzw. den recht kompexen Prozess der "Abendmahlzulassung" in geschl. Brüdergemeinden? Zwar mögen derartige Dinge sinnvoll und berechtigt sein, aber in der Schrift findet man sie nicht. Laufen die Gottesdienste in (konservativen) Brüdergemeinden nicht auch nach einer gewissen Liturgie ab? Sicher doch! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, und auch, dass in der Gemeinde in der ich damals war einer meiner Altersgenossen über Monate eine Statistik geführt hat, mit deren Hilfe er das sogar beweisen konnte
. Weiter: kennt die Bibel eine Gnadengabe der "Leitung des Geistes in den Gemeindestuden", die grundlegend für das Gottesdienstverständnis (konservativer) Brüdergemeinden ist? Und warum setzt diese Gabe ausgerechnet immer dann aus, wenn "führende Brüder" die Gemeinde besuchen? Warum sind die Sonntagspredigten vom Thema her "geistgeleitet" - keiner weiss worüber gepredigt wird - die Wortbetrachtungen unter der Woche aber thematisch geplant, wird damit nicht der "Geist eingeschränkt"? Wenn ja, warum schränkt man ihn unter der Woche ein, Sonntags aber nicht? Wenn nein, warum plant man dann nicht auch die Sonntage thematisch im Sinne des "Lehrens des ganzen Ratschlusses Gottes"? Weiter: kennt die Bibel eine "Brüderstunde" mit den dazugehörenden Aufnahmemechanismen? Mitnichten, sie lehrt Gemeindeleitung durch Älteste, die man anhand eines scharfen Qualifikationsprofils erkennt, und die vom Hlg. Geist eingesetzt werden. Man könnte die Reihe noch munter fortsetzen, es zeigt sich, dass es auch in den (konservativen) Brüdergemeinden jede Menge Elemente eines MS gibt. Das Problem ist nur, dass diese Elemente bei anderen eben als "menschliches System" bzw. "menschliche Einrichtungen" bezeichnet würden, bei sich selbst aber nennt man sie anders: "liebliche Gewohnheiten!". Und damit stelle ich überhaupt nicht in Frage, dass manche davon durchaus sinnvoll und richtig sind.
Insofern bitte langsam mit den Aufrufen und den Spamverdächtigungen.
Blessings