Gestern in der
Westdeutschen Zeitung (Wuppertal) ein Artikel zum 150-jährigen Jubiläum der Elberfelder Bibel. Leider
hinter Paywall, deshalb hier Vollzitat:
KIRCHENGESCHICHTE
Wuppertalern war Luther bei der Bibelübersetzung zu ungenau
7. Mai 2021 um 08:00 Uhr | Lesedauer: 2 Minuten
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Stefan Drüeke, Leiter des Bibelmuseums, zeigt die Elberfelder Bibel.
Foto: Fischer, Andreas H503840
Vor 150 Jahren ist die Gesamtausgabe der Elberfelder Bibel entstanden.
Von Friedemann Bräuer
„Wer auf das Wort achtet, findet Glück, und glücklich ist, wer auf das Wort des Herrn vertraut.“ Mit diesem Satz schloss Gerhard Jordy am 18. November 2005 seinen Festvortrag zum 150-jährigen Jubiläum der „Elberfelder Bibel“ in den Räumen der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde in der Else-Lasker-Schüler-Straße.
Die Elberfelder Bibel kann aber in diesem Jahr erneut feiern. Denn 2005 war es lediglich die Neuübersetzung des Neuen Testaments, während 1871 eine Gesamtausgabe des großen Übersetzungswerkes, also einschließlich des Alten Testaments, erschienen ist.
Verantwortlich für die Übersetzung und Verbreitung in Buchfassung waren der finanziell unabhängige Barmer Adlige und ausgebildete Alt-Philologe Julius Anton von Posek, der Elberfelder Volksschullehrer Carl Brockhaus und als Gast einer der bedeutendsten Männer der englischen Brüderbewegung John Nelson Darby, ein Spross aus der englischen Oberschicht und Patenkind des Seehelden Lord Nelson. Alle drei gehörten zur Brüderbewegung, und sie einte der Wunsch, die Bibel getreu dem Urtext („Worttreue“) aus dem Griechischen und später aus dem Hebräischen ins Deutsche zu übertragen.
„Sie hatten den Mut und den Ehrgeiz, neben dem Riesen Luther eine möglichst genaue Übersetzung zu erstellen“, so Jordy in seiner Rede. Den drei Brüdern im Geiste war die Übersetzung, die Martin Luther einst auf der Wartburg angefertigt hatte, zu unpräzise, lehnte sich zu wenig an den Grundtext an. Genauigkeit war ihnen wichtiger als Schönheit der Sprache und Luthers Bestrebung „dem Volke aufs Maul zu schauen.“
Die „Brüder“ hatten eine große Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift, erkannten sie als unumstößliche Autorität an und wollten deshalb genau wissen, was ihnen in den Büchern der Bibel offenbart worden ist und was Gott den Menschen sagen wollte.
Herausgeber Carl Brockhaus wollte die „Elberfelder Bibel“
Dass sich das Trio, bestehend aus den Altsprachlern von Posek, der später nach England zog und durch den Holländer Herman Cornelis Voorheve ersetzt wurde und Darby als Übersetzer und dem Verleger Brockhaus in Elberfeld an die Mammut-Aufgabe machte, hat der Elberfelder Bibel ihren Namen gegeben. Carl Brockhaus hatte dabei auch den unternehmerischen Elan, die „Elberfelder Bibel“ zu verlegen und so der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein Exemplar der Elberfelder Bibel liegt im Bibelmuseum in der Bendahler Straße aus, und Museumsleiter Stefan Drüeke weist darauf hin, dass es im Laufe der Jahrzehnte noch einige Neubearbeitungen der Heiligen Schrift gegeben hat.
„Es sind immer wieder weitere alte Handschriften entdeckt worden, die für die Übersetzer dann neue Herausforderungen bedeutet haben und in die Verbesserungen eingeflossen sind“, so Drüeke, der auf weitere Exemplare zeigt, wie die „revidierte Elberfelder Bibel“, an der ab 1960 gearbeitet wurde.
„Während die Übersetzer sich vorwiegend der Elberfelder Bibel widmeten und erheblich bessere Quellen zur Verfügung hatten als der Reformator, wurde der Luther-Übersetzung keine große Aufmerksamkeit mehr zuteil. Sie wurde nicht gepflegt“, erklärt Drüeke. 2005 kam eine leicht korrigierte Ausgabe heraus, und jetzt im Jahr 2021, ist die siebte Übersetzung des „Buches der Bücher“ erschienen.
Info Sammlung
„Mit allen fremdsprachlichen Übersetzungen sind hier im Bibelmuseum rund 2000 Exemplare der Bibel zu sehen“, sagt Museumsleiter Stefan Drüeke und verweist auch auf den großen Zuspruch, den die Bibelsammlung in der Bendahler Straße regelmäßig findet. „Zwar ist das Bibelmuseum im Moment wegen Corona geschlossen, doch zu normalen Zeiten haben wir im Jahr um die 300 Gruppen aus allen gesellschaftlichen Richtungen, aber auch Schulklassen hier im Haus zu Gast.“